Manchmal darf man richtig schön stolz auf sich sein. Und am Mittwoch war so ein Tag, an dem ich das war. Denn ich habe etwas Neues geschafft. Ich habe wichtige Daten auf einer versehentlich formatierten und teilweise überschriebenen Festplatte wiederhergestellt.

Das klingt nicht gerade weltbewegend. Für meinen Arbeitskollegen, dem die Daten gehören, ist es das aber. Für mich ist es das auch, weil ich vorher noch nie etwas mit Datenrettungswerkzeugen zu tun gehabt hatte. Und vor allem bin ich stolz auf das Ergebnis, weil ich in 3 Tagen geschafft habe, was eine EDV-Firma in einer Woche nicht fertig gebracht hat.

Womit habe ich das gemacht? Mit Testdisk. Testdisk ist ein geniales Open-Source-Programm, mit dem man verloren geglaubte Daten oder Partitionen wiederherstellen kann. Zufällig hatte ich eine Weile zuvor das c’t-Sonderheft Linux gekauft, bei dem eine Live-CD der von Debian abstammenden Linux-Distribution Knoppix dabei war.

Ich habe einen Rechner mit Knoppix im CD-ROM-Laufwerk gestartet. Dann habe ich die Festplatte, auf der sich die verlorenen Daten befanden, lesend eingebunden und mit Hilfe des Befehls dd die gesamte Festplatte kopiert und als Image-Datei auf eine größere Festplatte abgespeichert. Diese ganze Aktion lief nebenher während eines ganzen Arbeitstages, da das Festplatten-Image auf eine per USB angeschlossene externe Festplatte kopiert wurde, was natürlich nicht besonders schnell ging. Dieses Image habe ich dann lesend gemounted. Nun konnte ich mit dem Image der Festplatte arbeiten und experimentieren. Die Originalfestplatte blieb dabei unberührt.

Experimentieren musste ich aber gar nicht, denn ich habe einfach Testdisk gestartet und eine Analyse durchgeführt. Es kamen viele Festplattenfehler zum Vorschein (seltsam, da die Platte nur einmal drüberformatiert wurde; vielleicht gab es auch einen Hardware-Defekt, der bisher noch nicht bemerkt worden ist). Danach lies ich eine „Deeper Search“, eine intensivere Suche auf Cylinderebene durchlaufen, was wiederum erst am nächsten Tag abgeschlossen war.

Das Ergebnis dieser intensiven Suche waren wieder viele Fehlermeldungen und einige Partitionsstücke, die ich dann auf wiederherstellbare Dateien durchforsten konnte. In diesen fand ich dann viele wichtige Dateien, die ich sofort exportierte. Dieser Kopierprozess lief den ganzen Tag über und am Ende waren rund 170 GB an brauchbaren Daten wiederhergestellt.

Das alles lief über die Live-CD mit Knoppix und mit dem Programm Testdisk. Testdisk ist ein simples, englisch gehaltenes Konsolenprogramm. Aber es ist Gold wert! Es hat ein wesentlich besseres Ergebnis geliefert als die ganzen pseudoprofessionellen proprietären Kaufprogramme mit ihren hübschen grafischen Oberflächen, die Windows-Administratoren und jeder Computerlaie per Maus bedienen kann. Bei Testdisk muss man sich vielleicht hier und da mit Internet-Anleitungen einlesen, dafür bringt es aber auch das erhoffte Ergebnis – für jeden.

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