Weiter geht es mit Teil 4 meiner Beurteilung.

HTC Desire Z: Tiefenanalyse

Nun folgt der Teil, den ich ursprünglich im Sommer 2011 geschrieben habe und der voll des Lobes über HTC hätte sein sollen.

Wenn mich jemand fragt, ob das HTC Desire Z empfehlenswert sei, muss ich mit einer genauen Analyse antworten. Da mich jemand gefragt hat, schreibe ich das gleich auf, um es nicht zu vergessen.

Aufgrund meiner Pingeligkeit werde ich den Anschein erwecken, als wäre das Telefon keine gute Wahl. Aber im Detail fallen einem eben immer die Schwächen auf, die man nach einer Weile kennen lernt. Die existieren bei jedem Telefon, und bei z.B. einem Samsung Galaxy S2 würde die Liste keinesfalls kürzer ausfallen.

Gutes

  • Die Hardware-Tastatur ist einfach zu bedienen, da die Tasten weit auseinander liegen und man sich nicht vertippen kann.
  • HTC bringt regelmäßig Updates für Android und die hauseigene Sense-Oberfläche. In den letzten 6 Monaten gab es 3 solcher Updates bis hin zu Android 2.3.3. Zugegeben – die Informationspolitik von HTC ist eine Frechheit, weil keine existiert (welche Funktionen ändern sich bei welchem Update; und beim alten Desire hat sich HTC wegen seines zu sparsamen Umgangs mit internem Speicher in seinen Telefonen bei dem Update auf Android 2.3.3 sowieso blamiert). Aber zumindest gibt es Updates, die im Vergleich zur Android-eigenen Konkurrenz relativ schnell erscheinen. (Nachtrag: Dieser Pluspunkt wird längerfristig gesehen auch obsolet, da nur 8 Monate Unterstützung für ein Smartphone doch etwas wenig sind.)
  • Ein Windows-Zwang samt Software-Installation wie bei Samsung oder Motorola entfällt bei HTC. Die Updates werden über das Mobilfunknetz (engl. over the air, kurz: OTA) verteilt und die Meldung zum Update kommt automatisch. Ein PC ist bei HTC-Telefonen also nicht erfolderlich.
  • Die allgemeine Verarbeitung der Hülle ist gut und vergleichbar mit meinem letzten Nicht-Smartphone. Die Rückseite aus gebürstetem Aluminium ist ansprechend, wenn auch schwer.
  • Die Fotokamera macht akzeptable Bilder. Als Ersatz für eine normale Digitalkamera kann Sie aber bei weitem nicht dienen. Besonders bei schlechten Lichtverhältnissen oder kleinsten Bewegungen werden die Bilder unscharf und die Auflösung ist nicht die Beste. Aber für Schnappschüsse reicht es normalerweise.
  • Die Scharniere für die Tastatur sind sehr filigran ausgearbeitet, aber Sie halten allem stand. Das Telefon ist mir schon einige Male auf Steinböden und Beton gefallen. Außer leichten Kratzern und dem Aufspringen der Akkurückseite ist noch nichts passiert. Auch das Glas an der Vorderseite für den Touchscreen hält tadellos allem stand.

Schlechtes

  • Die Tonausgabe klingt verhalten und metallisch. Das billige ZTE Bade hat eine bessere Wiedergabe von Tönen und Musik. Die Kopfhörer habe ich noch nicht ausprobiert, dürften aber besser klingen, da das Gehäuse die Töne nicht verzerren kann.
  • Das Telefon ist schwer und kann ohne sich abzustützen nicht lange in anstrengenden Positionen gehalten werden. Andere Smartphones mit der gleichen Ausstattung sind um einiges leichter. Dafür muss man sich z.B. bei Samsung mit billig wirkendem Plastik begnügen.
  • Das Trackpad unter dem Bildschirm ist für mich ein großer Schwachpunkt bei den früheren HTCs, so auch beim Desire Z. Es nimmt bloß Platz weg und ich habe noch keine praktische Verwendung gefunden, die ich nicht auch anderweitig (besser) gelöst werden konnte. Neuere HTCs haben das Trackpad zum Glück nicht mehr.
  • Sense-Oberfläche Teil 1: Bei Wind und Kälte macht sich der Auswahlcursor selbständig und kann unkontrolliert umher springen, was die Bedienung sehr erschwert bis unmöglich macht.
  • Sense-Oberfläche Teil 2: Eisiger Wind und klirrende Kälte können dazu führen, dass die gesamte Oberfläche einfriert. Das ist mir einmal beim Spaziergang auf der Wiener Mariahilferstraße Mitte Dezember passiert. Nach minutenlangem Telefonieren wollte ich die Google-Maps-Anwendung öffnen – aber es ging gar nichts mehr. Erst nachdem ich das Telefon mit meinen Händen in der Jackentasche aufwärmte, funktionierte wieder alles (ohne Neustart).
  • Sense-Oberfläche Teil 3: Seit Sommer 2011, in dem auch das letzte HTC-Sense-Update erschien, lädt sich Sense nach der Beendigung einer großen oder lang verwendeten Anwendung (App) regelmäßig neu. Das dauert in der Regel mehrere Sekunden und nervt gewaltig. Ein Hardware-Reset Ende des Sommers brachte keine Besserung. Ich vermute, der RAM-Speicher ist einfach zu klein bemessen und durch den Speicherhunger einer gerade verwendeten Anwendung (App) wird Sense von Android aus dem Speicher geschmissen und muss deshalb nach Beendigung der Anwendung wieder neu geladen werden. Aus diesem Grund gibt es von HTC wahrscheinlich auch kein Update mehr auf Android 4. Sense ist einfach zu ressourcenhungrig. Die Sparsamkeit oder den Geiz von HTC beim Bemessen des RAM-Speichers habe ich bereits in Teil 2 dieser Mini-Artikelserie kritisiert.
  • Die Kalender-Terminauswahl wurde im Vergleich zum Standardaussehen von Android nicht verbessert. Tag, Monat und Jahr werden durch eine virtuelle Drehscheibe dargestellt, deren Drehbewegung man per Fingertipp anstoßen kann. Das dreht sich so lange, bis es stehen bleibt und man hat keine Möglichkeit, schneller an sein Ziel zu kommen, als bis zur richtigen Zahl und drehen.
  • HTC-Mail fehlt eine Schlagwörter-Funktion, mit der man E-Mails z.B. als „wichtig“ oder „später abarbeiten“ kategorisieren kann. Ansonsten ist die Anwendung sehr gelungen.
  • Die Bedienung des HTC-Browsers ist für mich schlechter als die des Standardoberfläche des Browsers von Android. Es ist beim HTC-Browser zu mühsam, zwischen den Tabs zu wechseln und ein neues Tab zu öffnen oder eines zu schließen.
  • Der HTC-Browser verliert jedes Mal die offenen Tabs der letzten Sitzung. Speichern kann man ein Tab nur über die Lesezeichen-Funktion. Aus diesem Grund verwende ich für Sachen, die ich längerfristig benötige, lieber Firefox.
  • Die Schutzhüllen mit Innenverkleidung aus Stoff färben auf der Rückseite des Mobiltelefons ab und die hellgrauen Gummiteile am Rand werden dunkelgrau-lila.

Soweit die wichtigsten Dinge, die ich jedem potentiellen HTC-Käufer vermitteln möchte.

Kollegen

Ich habe 2 Arbeitskollegen, die ebenfalls ein HTC Desire Z haben (noch nicht so lange wie ich), und die klagen z.B. nicht über den Absturz von Sense. Vielleicht habe ich ja ein Montagsmodell erwischt. Genauere Analysen erfrage ich von ihnen nicht, da sie mehr zur Gruppe der Normalanwender gehören, die ihr Smartphone einfach benutzen und hinnehmen, so wie es ist.

Ende und aus

Damit beende ich meinen viertägigen Ausflug in die Welt von HTC und des Desire Z.

Schlusssatz: Viel Potential, viel Gutes, schwerwiegendes Versagen von HTC auf der Softwareseite. (Selbiges bescheinige ich softwareseitig übrigens auch Samsung, da ich mich mit Samsung Galaxy S-Geplagten ausgiebig ausgetauscht habe.)

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