Ein Jahr nach dem Erscheinen der ersten Vollversion von Mozilla Firefox hat XiTi Monitor eine weitere Studie über die Verbreitung dieses Browsers herausgegeben. Den französischen Artikel gibt es auch übersetzt ins Englische.
Zusammen mit Firefox Statistics ergibt sich ein recht schönes Bild über den Verbreitungsgrad und die Entwicklung in den letzten 12 Monaten. Nachdem es in den USA eher düster ausgesehen hat, hat Mozilla Firefox auch dort nachgezogen und ist über die 10%-Marke gestiegen (andere Studien sehen das noch nicht so, aber sehen wir es diesmal vom positiven Standpunkt). Negativ fällt nur auf, dass außerhalb der Industrieländer MSIE unangefochten auf festem Thron sitzt. Ist ein Open Source-Browser nichts für Arme? Auch Groß Britannien, die Niederlande und die südwestlichen Länder Portugal, Spanien und Italien hinken dem europäischen Durchschnitt von rund 16% hinterher.
Als Österreicher ist es mir eine Freude zu sehen, dass wir uns den 20% nähern. Vor einigen Monaten lag Mozilla Firefox noch bei bis zu 15%.
Wird der positive Trend weitergehn? Wird der MSIE7 alles zunichte machen? Oder wird ein Kampf mit anderen MSIE-Alternativen Mozilla Firefox aufreiben?
Ist es aus Webentwickler- und objektiv gesehener Sicht aufs Internet überhaupt positiv, wenn es für Mozilla Firefox weiter so gut läuft?
Wird man dem „Browser-Erfolgsfluch“ verfallen, bei großer Verbreitung beim Status Quo zu verharren oder zumindest langsamer zu werden? Schließlich muss man nicht mehr mit großartigen Neuheiten aufwarten, um unterstützende Leute um sich zu scharen.
Die neu veröffentlichte Mozilla-Strategie gibt mir einige Bedenken. Eine neue Gecko-Engine wird es erst in über einem Jahr mit Mozilla Firefox 3 geben; das heißt, dass der Acid2-Test, bessere Geschwindigkeit und mehr wesentliche, neue Funktionen noch länger auf sich warten lassen. Dafür wird es mit der Version 2 nicht mehr Änderungen geben, als es von 1 auf 1.5 schon gegeben hat. Davon abgesehn, dass die Versionsnummernvergabe falsch erscheint (wobei sich das relativ rasch ändern kann; der Sprung von 1.1 auf 1.5 hat es im Sommer in umgekehrter Weise gezeigt), scheinen die Mozilla-Entwickler sich mit sogenannten Killer-Applikationen zurückzuhalten.
Wenn MSIE7 benutzertechnisch nicht mehr viel weniger zu bieten hat als Mozilla Firefox (aus der Sicht eines durchschnittlichen Benutzers), und wenn die Einbindung einer größeren bekannten Web-Technologie auf sich warten lässt – wie die relativ gute CSS-Unterstützung von Mozilla Firefox 1.0 und die Unterstützung von großen Teilen von SVG bei 1.5 -, die Web- und Webstandards-Entwickler mit Hoffnung nährt und das WWW voranbringt, ja was hat dann Firefox für einen Vorteil??
Ich hoffe sehr auf einen großen Wurf bei der nächsten Vollversion. Die Update-Funktion, bessere Tab-Verwaltung und SVG sind mehr, als man sich für einen kleinen Versionssprung sonst bekommt. Aber wenn Mozilla sich öffentlich nicht zugänglicher zeigt bei z.B. Acid2 und anderem (Microsoft bessert sich da ja anscheinend oder angeblich – aber von ganz hinten aufzuholen ist nicht sonderlich schwer – und Webstandards.org ließ ein paar negative Worte über Mozillas Verhalten fallen), wofür soll die „Community“ dann kämpfen? Nur gegen Microsoft an sich anzugehn bringt doch nichts.
Eigentlich hat mir Gandalf ja den Mund wässrig gemacht mit vielen tollen Implementierungen nach Version 1.5 – aber kritisch bleiben sollte man immer, besonders wenn eine neue Roadmap erschienen ist, an der man einiges auszusetzen hat.
Darum: Mit Schwung nach der Veröffentlichung von 1.5 auf auf ins neue Jahr – mit neuen Marketing-Aktionen, besserere Öffentlichkeitsarbeit der Mozilla-Leute und mehr Diskussion über den weiteren Weg des Browsers…
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