Der letzte Beitrag ist schon lang her und ich weiß, dass ich auch mit diesem Beitrag spät dran bin. Denn die Meldung ist schon fast einen Monat alt.

Canonical wird eine Ubuntu-Version für Mobiltelefone veröffentlichen, die ohne Hardware-Tasten und ausschließlich über Wischgesten gesteuert wird: Ubuntu now fits your phone.

Das Bedienkonzept gefällt mir auf den ersten Blick. Nur bin ich mir noch nicht ganz im Klaren, wie das ganze mit Ubuntu für Android zusammenpassen soll. Wird die auf Android aufsetzende Variante aufgegeben werden? Für 2 Varianten von Ubuntu für Smartphones hat Canonical sicherlich nicht die Kapazitäten.

Am Verlockendsten finde ich bei den Ubuntu-Telefonen den Gedanken, es an einen Fernseher oder Bildschirm anstöpseln zu können und ein quasi vollwertiges Gerät auch mit höherer Auflösung zu haben. Also ein Ubuntu Linux in der Hosentasche. Am Sofa noch kurz Nachrichten gelesen, dann im Büro an den großen Bildschirm und eine Tastatur angehängt und schon geht’s los mit E-Mails schreiben und anderen Tätigkeiten im gewohnten Desktop-Format.

Von Engadget gibt es ein sechsminütiges Video, bei dem das Konzept von Mark Shuttleworth vorgestellt wird:
Ubuntu for smartphones hands-on video
.

Wer ganz viel Zeit hat, kann sich auch das fast zweistündige Hangout-Video von Google+ ansehen, was ich über OMG!Ubuntu gefunden habe: Ubuntu Product Launch OMG! Google+ Hangout.

Ende Mai habe ich auf meinem Desktop-Rechner den Sprung gemacht von Ubuntu 10.10 (Maverick Meerkat) auf 12.04 (Precise Pangolin).

Der größte Unterschied zu Ubuntu vor 2 Jahren ist sichtlich die Oberfläche mit Unity (siehe das untenstehende Bildschirmfoto von der Live-CD). Es weist zwar grundsätzliche Ähnlichkeiten zu GNOME 3 auf, kommt mir persönlich aber ausgereifter und optisch ansprechender als das neue GNOME vor. Nichtsdestotrotz steckt ein waschechtes GNOME 3 unter der Unity-Oberfläche und die GNOME 3-Oberfläche kann nach Bedarf nachinstalliert werden.

Beispiel für Unity auf der Live-CD von Ubuntu 12.04

Unity-Startmenü

Zuallererst: Ich finde es nützlich, dass die Leiste mit wichtigen Programmen sowie die Anzeige, welche Programme gerade offen sind, jetzt am linken Bildschirmrand angeordnet ist (=Unity-Startmenü). Das spart den Platz ein, der früher unten für die Status- und Fensterleiste gebraucht wurde. Statt früher wichtige Programme in die obere Menüleiste oder auf dem Desktop abzulegen, befinden sie sich nun immer sichtbar links, was bei den heutigen breiten Bildschirmen vom Platzverbrauch her sinnvoll ist.

Die Umstellung auf diese Art der Darstellung war gar nicht schwierig. Nur die Wahl eines Fensters aus den offenen Programmen empfinde ich umständlicher als früher, da nur noch gezeigt wird, welches Programm offen ist, jedoch nicht die diversen Fenster eines Programms. Das benötigt oft 2 Klicks auf das Symbol im Unity-Startmenü oder die Verwendung des Tastenkürzels Alt+Tab.

Übersicht/Dash

Schwierig gestaltet sich die ganze Startmenü-Sache für Leute, die vieles anpassen möchten. Ich hatte mein Hauptmenü immer gut geordnet und mit allen Programmen eingerichtet, die ich installiert hatte. Mit Unity gibt es kein Hauptmenü mehr, sondern nur noch die Dash mit einer alphabetischen Liste von installierten Programmen und sonstigem, das eine Benutzeroberfläche besitzt (wie z.B. Systemeinstellungen). Eine Ordnung ist hier nicht mehr möglich.

Zugute kommt mir, dass man Programme schnell nach einem Tastendruck auf Windows/Super und dem Eintippen des Programmnamens öffnen kann. Aber Leute, die keine Programmnamen kennen und nur nach dem Aussehen von Symbolen gehen, können damit nichts anfangen – sie müssen jedes Mal die Liste der installierten Programme durchstöbern.

Weiters werden die getätigten Anpassungen in der Dash nicht gespeichert und beim nächsten Öffnen wieder zurückgesetzt. So kann man zwar die Anzeige von Programmen aus dem Software-Center oder von Online-Videos abstellen, beim nächsten Aufrufen der Dash ist aber alles wieder wie vorher. Ich habe im dconf-Editor keine Einstellung gefunden, um dieses Verhalten zu ändern oder ein bestimmtes Anzeigeverhalten zu speichern.

Quicklists

Eine gute Idee sind Quicklists: Bei bestimmten Programmen öffnet sich nach einem Klick mit der rechten Maustaste (bei Linkshändern: mit der linken Maustaste) auf ein Symbol im Startmenü ein Menü mit Schnellzugriff auf bestimmte Funktionen. Damit kann man z.B. das Terminal-Symbol damit erweitern, dass man auf Wunsch eine Shell mit Root-Rechten öffnet. Oder beim Thunderbird kann man darüber rasch das Adressbuch öffnen, ohne zuerst Thunderbird in den Vordergrund holen zu müssen.

Der Nachteil dieser Quicklists ist, dass man sie überhaupt nicht vernünftig einrichten kann. Dafür muss man entweder etwas Fertiges kopieren wie von der Seite What Custom Launchers and Unity Quicklists are available? oder den Quelltext der Symbolverknüpfungen verstehen und selbst etwas basteln und in einem der Verzeichnisse für die Symbolverknüpfungen (vom Dateityp „Desktop-Dateien“) ablegen. Eine einfache Benutzeroberfläche zum Einrichten von Quicklists würde viel Zeit sparen und die unnötige Beschäftigung mit dem Quelltext vermeiden. Leider wird die Hauptzielgruppe der „Normalanwender“ solche Änderungen nicht vornehmen, weshalb für Canonical kein Grund besteht, in diesem Bereich Zeit zu investieren.

Panel

Die von GNOME 2 verbliebene Leiste ist das obere Panel. Es dient jetzt bei den meisten Programmen als Menüleiste. Zusätzlich werden dort wie früher die Indikatoren genannten Elemente für die Sitzungsanzeige, Uhr, Lautstärkeregelung, Batterieladestand, Wetter usw. angezeigt sowie die Applets für Dropbox, Skype und andere Programme oder Hilfsmittel wie die Zwischenablageverwaltung ClipIt.

Die Voreinstellung ist, dass im Panel zusätzlich zu den Anzeigeelementen von Canonical nur das Java-Applet sowie Wine und die Update-Verwaltung angezeigt werden dürfen. Will man andere Programme freischalten, muss man sie händisch in die systray-whitelist getaufte Konfigurationseinstellung nachtragen oder einfach alle Einträge durch ‚all‘ ersetzen. Das scheint nicht im Sinn des Erfinders zu sein, aber solange Programme noch Applets benötigen, ist das die beste Lösung – die leider wieder nicht sehr kundenfreundlich daher kommt. Optimal wäre, wenn sich Applets von neu installierten Programmen selbständig dort eintragen würden.

HUD

Das händische Aufrufen von Programmen habe ich bei der Dash schon erwähnt. Eine andere Aufwertung der Tastaturbedienung erfährt Ubuntu 12.04 erstmals mit HUD. Diese Funktion ist noch experimentell und ich nutze sie aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit noch nicht wirklich, z.B. arbeitet es mit Mozilla-Produkten noch nicht reibungslos zusammen.

Der große Vorteil von HUD ist, dass man nicht mehr die Menüs mit der Maus nach bestimmten Befehlen durchstöbern muss, sondern den gesuchten Befehl mit Druck auf Alt und dem Eintippen des Befehlsnamens schnell finden und aktivieren kann. Anstatt in GIMP also nach „Bild skalieren“ zu suchen, tippt man einfach auf Alt und dann „skal“ ein, klickt auf den zutreffenden Befehl und fertig.

Ich bin sehr gespannt, wohin sich HUD in den nächsten Ubuntu-Versionen entwickelt. Es scheint besonders in Hinblick auf die TV-Ambitionen von Ubuntu entwickelt worden zu sein, wo man für TV-Bildschirme keine Maus zur Verfügung hat und trotzdem Menübefehle ausführen können muss.

Unity-Tweak

Etwas Hilfe beim Anpassen von Unity bietet Unity Tweak. Das muss zwar als externe Paketquelle (PPA) eingebunden werden, aber das habe ich in Kauf genommen und ich finde, es zahlt sich aus.

Nautilus-Aktionen

Abschließend möchte ich noch kurz Nautilus Actions Extra erwähnen. Dieses externe Paket bringt mehrere sinnvolle Erweiterungen für das Kontextmenü im Dateimanager Nautilus. Früher habe ich das immer händisch von einer Website heruntergeladen und mit einem Actions-Editor eingepflegt. Aber diese Actions haben noch keinen Ubuntu-Versionssprung überlebt, weshalb ich nun Nautilus Actions Extra probiert habe. Das ist wenig Aufwand und bringt viele nützliche Zusatzfunktionen. Nachteil: Es ist bisher nur auf Englisch verfügbar. In der offiziellen Paketquelle von Ubuntu gibt es noch weitere Nautilus-Actions wie nautilus-open-terminal-here und nautilus-compare.

Fazit

Ich mag Unity prinzipiell und würde nicht mehr zurückkehren zur alten Oberfläche. Es sieht modern aus und ist benutzbar. Aber für jemanden wie mich, der gerne die Kontrolle über sein Betriebssystem hat, ist es schwierig, sich mit manchen Dingen abzufinden, außer man investiert Zeit, um sich in diverse Themen einzuarbeiten. Hmm. Eine Unity-Entsprechung für GNOME 3-Erweiterungen wäre toll, um auf einfache Weise wie bei Mozilla Funktionalitäten nachzurüsten.

Schluss mit der Synchronisation verschiedenster Geräte, sei es über Kabel oder über das Internet. Mit Ubuntu für Android gibt es nur noch ein Gerät, das man überall anstecken kann. Der Desktop-Rechner ist gleich das Telefon ist gleich Ubuntu-TV für die Hosentasche.

Natürlich ist das nichts für Spiele, Videobearbeitung und andere rechenintensive Aufgaben. Aber zum Internetsurfen, Musikhören, Nachrichten- und Briefeschreiben reicht das vollkommen. Ich bin schon sehr gespannt und hoffe ebenso wie bei Ubuntu-TV auf einen Erfolg dieses offenen Systems, denn Apple und Microsoft verschließen ihre Systeme immer mehr und der Welt muss gezeigt werden, dass es auch anders funktioniert.

Bis vor kurzem nutzte ich als Speicher „in der Wolke“ Dropbox. Die Zugangssoftware ist für verschiedene Plattformen wie Linux, Android und Windows verfügbar und machte es mir bei kleinen Datenmengen einfach, Dateien zwischen verschiedenen Mobilgeräten und meinem Standrechner hin- und herzuschieben oder für den E-Mail-Verkehr zu große Dateien an andere zum Herunterladen anzubieten.

USA

Da aber fast alle privaten Cloud-Anbieter ihren Sitz oder ihre Server in den USA betreiben, lagen immer Bedenken wegen des Datenschutzes in der Luft. Als Nicht-US-Bürger hat man in den USA keine Auskunfts- oder Klagerechte bezüglich der Verarbeitung seiner persönlichen Daten. Also was tun?

Diese Überlegungen nahm ich zum Anlass, Ubuntu One auszuprobieren.

Ubuntu One

Mit U1 sind nicht alle/viele Datenschutzbedenken ausgeräumt, aber der Firmensitz ist zumindest in der EU (naja, besser gesagt: in Großbritannien). Zuallererste ist der kostenlose Speicherplatz mit 5 GB wesentlich größer als bei Dropbox. Zusätzlich bietet U1 mir als Ubuntu-Nutzer noch weitere Vorteile wie die automatische Synchronisation ausgewählter Verzeichnisse meines persönlichen Ordners; alles andere, das ich synchronisiert haben will, schiebe ich in den „Ubuntu One“-Ordner.

Musikdienst

Dann habe ich auch gleich den Musikstreaming-Service ausprobiert. Dieser verschafft einem 20 GB mehr Speicherplatz und die Möglichkeit, mit dem Android-Musikstreaming-App von U1 deine eigene Musik zu hören, ohne alle Dateien aufs Mobilgerät übertragen zu müssen. Für 30 Tage ist es kostenlos zum Testen und kostet dann jährlich 40 US-Dollar, was derzeit bezahlbaren 32 Euro entspricht.

Das Abspielen der Musikdaten funktioniert neuerdings übrigens auch über den Browser.

Sicherungen

Mit 25 GB Speicherplatz und da ich bei weitem nicht so viele Musikdaten besitze, schwirrte dem Sicherheitsmenschen in mir der Gedanke herum, den Rest doch für die Sicherung von Programmeinstellungen und anderen Dokumenten zu nutzen. Ein RAID-Festplattensystem und externe USB-Festplatten können bei einem Brand schließlich alle verloren gehen. Die Chance, dass alle lokalen Platten den Geist aufgeben UND die Wolke noch dazu fortgeblasen wird, ist wirklich gering. Gesagt, getan. Aber Obacht! Der Datenschutz …

Verschlüsselung

Die Datenverschlüsselung mit z.B. TrueCrypt ist zwar sicher, aber irgendwie kompliziert. Und ich weiß nie, ob man den Tresor vor dem Entschlüsseln und Hinzufügen neuer Daten an einen anderen Ort verschieben und nach abgeschlossener Arbeit und Wiederverschlüsselung wieder in den Sync-Ordner schieben muss, um auch ja keinen Datenverlust oder Sync-Konflikt hervorzurufen.

Um mir das zu ersparen, habe ich eine Variante mit encfs ausprobiert. Damit erhalte ich einen neuen Ordner, in den ich alle zu verschlüsselnden Daten hineinschiebe. Die dort befindlichen Daten werden dann in einem verschlüsselten Ordner abgelegt und schließlich synchronisiert. Wichtig ist ja funktionierende lokale Verschlüsselung. Das scheint zu funktionieren.

Nachteile

Natürlich gibt es bei U1 auch Nachteile z.B. im Vergleich zu Dropbox. Als erstes ist alles rein auf Englisch gehalten. Für mich mag das Wurst sein, für meinen Vater wäre das ein gravierender Unterschied.

Als zweites empfinde ich den Synchronisationsverlauf undurchsichtig und langsam. Man sieht nicht, welche Daten gerade wie schnell hochgeladen werden. Man muss einfach so lange online bleiben, bis irgendwann alle Daten oben sind (was bei Datenmengen in GB-Größenordnungen schon mehrere Stunden dauern kann).

Den für mich derzeit größten Nachteil habe ich derweil in der Speicherung der Musikdaten bemerkt: Die Übernahme der Metadaten (ID3) klappt manchmal nicht und trotz hinterlegtem Interpreten oder Album fehlt die Angabe über den Android-Streamingdienst, was die Suche sehr erschwert.

Und schlussendlich ist die Benutzeroberfläche im Browser sehr dürftig. Bei Dropbox wird man mit vielen Funktionalitäten verwöhnt, die bei U1 (noch) fehlen.

Fazit

Ich habe Dropbox selten genutzt. Es lag wahrscheinlich hauptsächlich an der Datenschutzfrage und der Verschlüsselungsproblematik. U1 hat da technisch gesehen bessere Karten und derweil nutze ich es ausgiebig. Als Nicht-Nutzer von iTunes oder Google-Music empfinde ich den Musikstreaming-Dienst mehr als ausreichend. Und ich kann endlich Unterlagen dort ablegen, die ich unverschlüsselt (oder auch verschlüsselt) anderen Anbietern nicht so leichtfertig auf ihre Server übertragen würde.

Ich hoffe nur, die Weiterentwicklung von Ubuntu One schreitet rasch voran.

Die Linuxwochen finden in Österreich gerade wieder statt. Die nächsten Tage gastieren sie in Wien, daraufhin in Linz.

Am Samstag spricht auch der langjährige Mozilla-Mensch Robert Kaiser auf den Linuxwochen: CSI Mozilla – den Bugs auf der Spur.

2008 – oh, wie die Zeit verfliegt – war ich in Linz als Besucher dabei.

Ägyptens Bürger gewinnen ihre Freiheit, Nokia läuft mit seinem trojanischen Pferd in die Arme Microsofts. Gegensätzlicher könnten die Meldungen heute nicht sein. Die Aktionäre waren wohl weitsichtiger als die neue Firmenführung. Die Nokia-Aktien sind heute gefallen. Was soll WP7-Handys von Nokia von solchen von HTC unterscheiden? Microsoft kann dadurch nur gewinnen. Was denkt Nokia zu gewinnen? Ich bin gespannt. Bisher war ein Pakt mit dem Software-Monopolisten dadurch gekennzeichnet, dass allein Microsoft davon profitiert. Schade um Nokia.

Prolog

Dieser Artikel baut auf meinen vorherigen zur Installation von Ubuntu x.10 auf:

  1. Acer Aspire 5520G und Ubuntu 7.10
  2. Acer Aspire 5520G und Ubuntu 8.10
  3. Acer Aspire 5520G und Ubuntu 9.10

Später als die letzten Male habe ich meinen Vorsatz umgesetzt, das Ubuntu auf meinem Laptop auf jede Herbstversion zu aktualisieren. Diese Vorgehensweise ist ein guter Kompromiss zwischen den halbjährlichen Ubuntu-Veröffentlichungen, die immer die neuesten Programmversionen und Verbesserungen bieten, und den LTS-Versionen, die alle 2 Jahre erscheinen, aber deren Programme bald veraltet sind. Inhaltlich baut dieser Artikel auf den drei vorhergehenden auf.

Eines späten Abends fasste ich letzte Woche kurzerhand den Entschluss, das Update endlich zu machen. Im Dezember hatte ich überhaupt keine Zeit dafür und eigentlich gibt es genügend andere Dinge, die ich abends tun könnte (Stichwort: Kitsune und Verbatim). Aber ich wollte unter all den ausstehenden Arbeiten etwas Größeres „abarbeiten“. Da es letztes Mal so flink ging, hielt mich auch die späte Stunde nicht davon ab.

Vorarbeit

Damit das Bootmenü von Grub nicht zu lang wird, habe ich in Ubuntu 9.10 die alten Kernel-Installationen deinstalliert. Die wichtigere Vorarbeit war aber das Sichern von einigen Einstellungsdateien und den Mozilla-Profilen. Mit einer einzigen falsch ausgewählten Einstellung kann im schlimmsten Fall die Home-Partition gelöscht werden – dann sind Backups „lebensrettend“.

Installation

Mit meiner Ubuntu 10.10-DVD habe ich diesmal die 2. eingerichtete Systempartition für Linux überschrieben und 9.10 auf der 1. belassen. Sicher ist schließlich sicher. Die Home-, Swap- und Datenpartitionen blieben die selben. So kann ich immer meine fertig konfigurierten Desktop-Einstellungen nutzen, egal welches Ubuntu ich gerade starte. Die Installation verlief erwartungsgemäß problemlos.

Übrigens: Normalerweise kann man den bequemen Weg über die Aktualisierungsverwaltung in Ubuntu nehmen, um von einer Version auf die nächste zu wechseln. Ich will die alten Sachen aber nicht mitschleppen und mag ein frisch aufgesetztes System. Außerdem stelle ich so jedes Mal aufs Neue meine selbst installierten Pakete auf den Prüfstand und werfe nicht genutzte Programme raus.

Soundkarte

Der Ton machte keine Probleme und erforderte während und nach der Installation keinen Eingriff meinerseits.

LAN und WLAN

Kabelgebundenes Internet war bei einem Routersystem naturgemäß gar kein Problem und sollte bei der Installation immer eingesteckt sein, um die neuesten Updates gleich einzuspielen.

Für WLAN habe ich einen proprietären Treiber installiert, den Ubuntu selbst vorgeschlagen hat: Ein Klick auf „Aktivieren“ im “ Zusätzliche Treiber“-Fenster in der Systemverwaltung genügte und nach einem Neustart stand die Treiberfunktion für WLAN zur Verfügung.

Desktop-Effekte

Für Desktop-Effekte habe ich wieder den proprietären NVIDIA-Treiber installiert, der von Ubuntu selbst vorgeschlagen wurde und nun ohne zu murren seine Arbeit verrichtet. Natürlich musste ich wieder über die Paketverwaltung das Paket compizconfig-settings-manager nachinstallieren, wobei ich das nur aus „historischen Gründen“ getan habe. Ich musste ja nichts mehr konfigurieren, da meine Einstellungen, die ich in vorherigen Ubuntu-Versionen gemacht hatte, tadellos übernommen wurden.

Einen Nachteil gibt es beim NVIDIA-Treiber: Das Bootsystem Plymouth verliert seine schöne Grafik und fällt in einen VGA-Modus zurück. Aber für die wenigen Sekunden ist das zu verschmerzen.

Webcam

Die eingebaute Webcam von Acer lief auch problemlos. Das Aufnahmeprogramm Cheese habe ich wieder über die Paketverwaltung installiert.

Hotkeys und Kartenleser

Die Acer-Hotkeys funktionieren noch immer nicht, auch der Kartenleser nicht mit einer xD-Karte.

Codecs und DVD-Filme

Nach der Installation des Pakets ubuntu-restricted-extras und der restlichen Codecs, die auf der Ubuntuusers-Wikiseite stehen (hauptsächlich libquicktime1, w32codecs, libdvdread4 + Datei /usr/share/doc/libdvdread4/install-css.sh mit Root-Rechten ausführen), funktionierte das DVD-Schauen und Abspielen aller Filme und Musikstücke.

Für Flash und mp3 habe ich während der Installation ein Häkchen bei einer Option gesetzt, durch die Ubuntu selbsttätig einige Programme installiert, um diese Inhalte wiedergeben zu können. Für Neueinsteiger finde ich das gut, da diese Nacharbeit dann weg fällt. Wer keine unfreien Programme haben will, lässt das Häkchen einfach weg.

PDF und Drucker

Unter Ubuntu ist das Drucken von PDF-Dateien wie immer ohne Installation irgendwelcher Zusatzpakete möglich. Mein Netzwerkdrucker von HP wurde auch gleich erkannt: Drucker einschalten, nach neuen Druckern suchen über System > Systemverwaltung > Drucken, richtigen Drucker in der Liste der Netzwerkdrucker auswählen und fertig. Der Testdruck danach verlief reibungslos. Mein Ratschlag: nur HP-Drucker kaufen, denn dessen Linux-Treiber namens hplib wird aktiv von HP gefördert und ist direkt in Ubuntu und anderen Distributionen enthalten.

Verschiedenes

Die zwei Problemchen in Ubuntu 9.10 mit dem Mülleimer und der Anzeige der Partitionen im „Orte“-Menü haben sich mit 10.10 in Luft aufgelöst (siehe dazu meinen 9.10-Artikel und den Abschnitt „2 kleine Schnitzer“).

Wenn man statt der Mimetyp-Symbole von ODF-Dokumenten lieber Thumbnail-Vorschaubildchen der ersten Seite des Dokuments erhalten möchte, wie es unter Windows mit OpenOffice.org Standard ist, muss man nun (statt der Pakete libgsf-bin und imagemagick sowie des neuen Initialisierens von Nautilus) nur noch das Paket ooo-thumbnailer installieren – siehe den Artikel OpenDocument-Thumbnails.

Seit Ubuntu 7.10 nutze ich auch schon die praktischen Möglichkeiten von Nautilus-Skripten, jhead und ImageMagick, indem ich JPEG-Fotos in Nautilus direkt drehen und umbenennen kann. So erspare ich mir Shotwell und all die anderen Fotoverwaltungswerkzeuge. Die Beschreibung dazu befindet sich im 9.10-Artikel im Abschnitt „Tipps: ODF-Vorschaubildchen und Fotos in Nautilus drehen“.

Fazit

  1. Installation allgemein: ok
  2. Sound nVidia MCP67: ok
  3. Grafik nVidia GeForce 8600M GS: ok (3D-Effekte nur mit proprietärem Treiber)
  4. LAN-Ethernet net.80203: ok
  5. WLAN 802.11b/g Broadcom BCM94311MCG: ok (mit proprietärem Treiber)
  6. Webcam Acer CrystalEye: ok
  7. Mikrofon: ok
  8. Hotkeys: funktionieren nicht
  9. Kartenleser Ricoh: funktioniert nicht mit xD-Karten
  10. Akku: Ladestandanzeige ok
  11. DVD-Brenner: ok inklusive DVD-RAM
  12. Ruhezustand: funktioniert, aber das „Einschlafen“ und „Aufwachen“ dauert in Summe auch nicht weniger lang als das Herunter- und Hochfahren von Ubuntu selbst

Alles in allem hat sich die Installation und das Aussehen des Systems wieder weiter verbessert und ich arbeite gern mit Ubuntu 10.10. Optisch wird 10.10 vor allem durch die neue Ubuntu-Schriftart aufgefrischt, die mir anfangs zwar ein wenig zu verspielt vorkam, jetzt aber eine vertraute Beziehung zu Ubuntu herstellt.

Die Sicherung, Installation und Einrichtung hat nicht einmal 4 Stunden Zeit gekostet und ging noch schneller als vor einem Jahr. Die meiste Zeit verging durch die Sicherung vor der Installation, durch das Wiederinstallieren von Programmen, die nicht über die Paketquellen verfügbar sind wie TrueCrypt, sowie durch das Ausmisten alter lokal entpackter Programme wie z.B. Testversionen von Firefox oder TV-Browser, was ja eigentlich nichts mit der eigentlichen Installation zu tun hat.

Wer also ein bisschen über den Windows-Tellerrand schauen möchte und für Neues offen ist, dem empfehle ich Ubuntu mehr denn je.

Die Frist für grafische Änderungen an Firefox 4 für Linux-Betriebssysteme läuft Ende des Sommers, Anfang Herbst ab. Wer sich an den Details beteiligen und Einfluss nehmen will, wie Firefox 4 unter Linux aussehen wird, der sollte sich mit den Verantwortlichen melden und Vorschläge unterbreiten.

Persönlich gefällt mir dieser Vorschlag mit der Menüleiste unter Linux besser als der andere Vorschlag mit der Firefox-Schaltfläche, die Firefox ähnlich wie Opera und Chrome unpassend aussehen ließe.

In der Entwicklungsphase von Ubuntu 10.04 kam die Idee eines kostenlosen, für Einsteiger gedachtes Handbuch auf. Das Ubuntu Manual Project war geboren. Mit der Veröffentlichung von Ubuntu 10.04 erschien so ein Handbuch – aber nur auf Englisch. Nun folgt die deutschsprachige Version, die man ab sofort kostenlos herunterladen kann.

Seite des Ubuntu-Handbuchs

Es gibt eine PDF-Version, die für das Drucken optimiert ist, eine PDF-Version, die für die Bildschirmausgabe optimiert ist, und eine Kaufversion für rund 8 Euro.

Manchmal darf man richtig schön stolz auf sich sein. Und am Mittwoch war so ein Tag, an dem ich das war. Denn ich habe etwas Neues geschafft. Ich habe wichtige Daten auf einer versehentlich formatierten und teilweise überschriebenen Festplatte wiederhergestellt.

Das klingt nicht gerade weltbewegend. Für meinen Arbeitskollegen, dem die Daten gehören, ist es das aber. Für mich ist es das auch, weil ich vorher noch nie etwas mit Datenrettungswerkzeugen zu tun gehabt hatte. Und vor allem bin ich stolz auf das Ergebnis, weil ich in 3 Tagen geschafft habe, was eine EDV-Firma in einer Woche nicht fertig gebracht hat.

Womit habe ich das gemacht? Mit Testdisk. Testdisk ist ein geniales Open-Source-Programm, mit dem man verloren geglaubte Daten oder Partitionen wiederherstellen kann. Zufällig hatte ich eine Weile zuvor das c’t-Sonderheft Linux gekauft, bei dem eine Live-CD der von Debian abstammenden Linux-Distribution Knoppix dabei war.

Ich habe einen Rechner mit Knoppix im CD-ROM-Laufwerk gestartet. Dann habe ich die Festplatte, auf der sich die verlorenen Daten befanden, lesend eingebunden und mit Hilfe des Befehls dd die gesamte Festplatte kopiert und als Image-Datei auf eine größere Festplatte abgespeichert. Diese ganze Aktion lief nebenher während eines ganzen Arbeitstages, da das Festplatten-Image auf eine per USB angeschlossene externe Festplatte kopiert wurde, was natürlich nicht besonders schnell ging. Dieses Image habe ich dann lesend gemounted. Nun konnte ich mit dem Image der Festplatte arbeiten und experimentieren. Die Originalfestplatte blieb dabei unberührt.

Experimentieren musste ich aber gar nicht, denn ich habe einfach Testdisk gestartet und eine Analyse durchgeführt. Es kamen viele Festplattenfehler zum Vorschein (seltsam, da die Platte nur einmal drüberformatiert wurde; vielleicht gab es auch einen Hardware-Defekt, der bisher noch nicht bemerkt worden ist). Danach lies ich eine „Deeper Search“, eine intensivere Suche auf Cylinderebene durchlaufen, was wiederum erst am nächsten Tag abgeschlossen war.

Das Ergebnis dieser intensiven Suche waren wieder viele Fehlermeldungen und einige Partitionsstücke, die ich dann auf wiederherstellbare Dateien durchforsten konnte. In diesen fand ich dann viele wichtige Dateien, die ich sofort exportierte. Dieser Kopierprozess lief den ganzen Tag über und am Ende waren rund 170 GB an brauchbaren Daten wiederhergestellt.

Das alles lief über die Live-CD mit Knoppix und mit dem Programm Testdisk. Testdisk ist ein simples, englisch gehaltenes Konsolenprogramm. Aber es ist Gold wert! Es hat ein wesentlich besseres Ergebnis geliefert als die ganzen pseudoprofessionellen proprietären Kaufprogramme mit ihren hübschen grafischen Oberflächen, die Windows-Administratoren und jeder Computerlaie per Maus bedienen kann. Bei Testdisk muss man sich vielleicht hier und da mit Internet-Anleitungen einlesen, dafür bringt es aber auch das erhoffte Ergebnis – für jeden.

Gestern Abend habe ich eine Live-CD von Ubuntu 10.04 gebrannt und auf meinem Rechner ausprobiert. Der erste Eindruck, was das Aussehen betraf, war durchweg positiv. Besser gesagt: Ich war begeistert! Endlich ist dieses abgewandelte GNOME-Standard-Theme abgelöst und durch ein moderneres Aussehen ersetzt worden.

Vom optischen Eindruck her gefällt mir sonst noch openSUSE 11.2. Das sieht auch durchwegs professionell aus. (Abgesehen von der Tatsache, dass ich die graue KDE-Fensterdekoration scheußlich finde – in jeder KDE-Distribution.) Fedora hingegen mit seinem abgewandelten „Clearlooks“ sieht altbacken aus und wird keinen Umsteiger optisch vom Ofen hervorholen. Aber Fedora zielt eh mehr auf die erfahreneren Linux-Nutzer ab.

Nachdem Ubuntu Linux-Distributionen endlich etwas mehr ins Rampenlicht der Medien gebracht und leichter ausprobier- und benutzbar für Nutzer gemacht hat, bringt es nun die angestaubte (GNOME-)Optik auf Vordermann.

Mark Shuttleworth und das Ayatana-Team von Canonical möchten das Benachrichtigungssystem umkrempeln. Der Bereich, der unter Windows „System Tray“ heißt und sich rechts unten in der Taskleiste neben der Uhr befindet, befindet sich z.B. bei GNOME rechts oben – ebenfalls neben der Uhr, neben dem Benutzermenü und anderen Symbolen für Netzwerkverbindungen, Lautstärke usw. Dort finden sich üblicherweise auch Benachrichtungs- und Systemstatussymbole. Unter Windows melden sich dort gerne die berühmten Sprechblasen („Baloons“). Unter Ubuntu gibt es dort seit 2 Versionen die hübschen, nicht anklickbaren Informationsblasen.

Mit dem Ayatana-Team soll in diesem Bereich des Bildschirms nun alles möglichst vereinheitlicht werden. Möglichst nur noch ein Symbol für Lautstärke, Netzwerktätigkeiten, Nachrichtenprogramme, Benutzerstatus, Uhr usw. Sie sollen ein Menü haben, das nicht veränderbar ist, damit Programmentwickler nichts hineinpfuschen und den Benutzer verwirren können.

An sich finde ich das eine gute Sache. Es ist schön, wenn sich ein Team, eine Firma oder eine Gruppe von Leuten auf ein Problem stürzt, für das es bislang noch keine besondere Pflege gab (zumindest unter GNOME ist das so; KDE hat angeblich ein gut durchdachtes Benachrichtigungssystem).

Jedoch teile ich die kritische Meinung einiger deutschsprachiger Ubuntu-Blogger, dass sich Mark und Canonical da in ein Problem vertiefen, das eigentlich gar kein so großes ist. Es gäbe so viele andere Felder, die mehr „Liebe“ benötigen würden – auch abseits der tollen 100-Paper-Cuts. Die sehr begrenzten Resourcen von Canonical werden also für ein kleines „Problem“ von anderen Arbeiten abgehalten.

Das zweite Problem an der Sache ist, dass GNOME 3 erst frühestens im Herbst 2010 veröffentlicht wird und noch gar nicht völlig absehbar ist, wie die Benachrichtigungen dort gehandhabt werden. Vielleicht bringen die GNOME-Entwickler ja ein eigenes, neues System mit, das sich besser in die GNOME-Shell integriert als in das bisherige Panel-System.

Das führt mich gleich zum dritten und gravierendsten Problem: Es ist noch gar nicht sicher, dass GNOME oder gar KDE die Mühen von Canonical in ihre Projekte übernehmen und so der ganzen Linux-Gemeinde zugänglich machen werden.

Fehler

Mark darf nicht den Fehler machen, den auch schon IBM am Anfang seines Linux- und Open-Source-Engagements vor 10 Jahren gemacht hat: Teile des Linux- und Open-Source-Kosmos kontrollieren zu wollen (englisch).

Mark ist äußerst motiviert, seit er Ubuntu 2004 in die Welt der Linux-Distributionen entlassen hat. Und das hat ihm bereits viele Feinde und Neider unter den anderen, älteren Distributionen geschaffen. Wenn er nun versucht, außerhalb jeder „übergeordneten“ Instanz – sei es GNOME, sei es KDE, sei es freedesktop.org – etwas zu erschaffen, mit dem er auch andere Distributionen außer Ubuntu selbst beglücken will, ist das meiner Meinung nach von vornherein zum Scheitern verurteilt. So funktioniert die Open-Source-Welt nicht.

Das ist auch das Problem, das man hätte, wenn man auf einmal 100.000 Euro zur Verfügung hätte und irgend etwas aus der Open-Source-Welt, das man gerne verbessert gesehen hätte, unterstützen wollte. Man könnte mit dem Geld zwar Leute finden, die sich irgendwie mit dem Quelltext auskennen, aber ob das programmierte Ergebnis dann von den anderen Entwicklern an dem Programm akzeptiert und übernommen wird, ist mehr als fraglich.

Ich hoffe, Mark fällt mit seinem Vorgehen nicht auf die sprichwörtliche Schnauze. Denn das wäre sehr schade für Ubuntu und für Linux insgesamt.

Canonical und Mark Shuttleworth machen sich derzeit keine Freunde. Besonders nicht bei den angestammten Linuxern, die oftmals nicht sehr offen für Veränderungen sind. Von einmal eingetretenen heiligen Pfaden tritt man nur ungern ab.

Zuerst die Sache mit dem neuen Aussehen von Ubuntu, welches man im Ubuntu-Wiki bewundern kann.

Dann die Sache mit den Fensterleisten. Dazu gab es im Ubuntuusers-Planet unzählige Artikel und noch mehr Diskussionen und Debatten im WWW.

Und nun auch noch die Umstellung von MiB auf MB. Derzeit zeigt Ubuntu z.B. 1 MB an, was aber eigentlich 1024 kB oder 1 MiB bedeutet. Ab Ubuntu 10.04 wird 1 MB wirklich 1 MB oder 1000 kB sein. (Sofern ich das richtig verstanden hab.) – Nachtrag 2010-04-24: Diese Umstellung wurde auf Ubuntu 10.10 verschoben.

Aber zurück zu den Fensterleisten. Den Blick auf das Wiki-Bildschirmfoto des Desktops von Ubuntu 10.04 Alpha 3 finde ich gar nicht mal erschreckend. Sicher, die Knöpfe für Schließen, Mini- und Maximieren sind links und haben eine andere Position, ich vermute aber, Windows- und Linux-Umsteiger würden zu oft den äußerst linken Knopf drücken (versehentlich) und so das Fenster schließen, wäre der Schließen-Knopf ganz links außen – wie oft gefordert wird. Indem er weiter innen liegt, ist die Gefahr weniger groß. Ich finde es aufgeräumt. Mal sehen, wie lange man braucht, sich umzugewöhnen.

Ob man die Argumente in der Liste in Ximions Blog gegen die neue Position der Knöpfe unterstützt oder sie mal wirken lässt, sei jedem selbst überlassen. Ich hoffe aber inständig, Canonical produziert hier nicht halbgare Geschichten und stößt so nicht auch noch seine Befürworter vor den Kopf. Die von den Ubuntu-Nutzern aufgezeigten Schwächen in der derzeitigen Alpha-Version sollten noch ausgeräumt werden.

Melanzani und Orange. Nein, der Titel bezieht sich nicht auf die gleichnamigen Nahrungsmittel, sondern auf den künftigen neuen Markenauftritt von Ubuntu.

Melanzani ist der österreichische Name für Aubergine und das teilweise auberginefarbene Aussehen von Ubuntu ab 10.04 soll die Ausrichtung auf Firmenkunden repräsentieren. Der orangefarbene Teil soll die Ubuntu- und Open-Source-Gemeinde (Neudeutsch: Community) darstellen, durch den Ubuntu erst lebendig wird.

Zumindest ist das die Begründung von Mark Shuttleworth in seinem Blog: Light: the new look of Ubuntu.

Zu diesem Thema gibt es noch hunderte Artikel und Blogbeiträge im WWW, die man sich über die Suchmaschine seiner Wahl oder über Online-Technikmagazine oder -Zeitungsausgaben leicht zusammensuchen kann. Zum Teil wird recht heftig über das neue Aussehen von Ubuntu diskutiert. Vorweg kann man beruhigen: Die Bildschirmfotos mit den Schließen/Maximieren/Minimieren-Knöpfen am linken Beginn der Titelleiste wie bei Mac werden nicht kommen. Die Fensterbefehle stehen nun doch per Voreinstellung linksbündig. Über das GNOME-Konfigurationswerkzeug kann man das aber wieder ändern.

Ich werde erst mit dem Erscheinen von Ubuntu 10.04 Ende April ein abschließendes Urteil abgeben können. Jedoch wurde schon seit Jahren versprochen, dass Ubuntu eine optische Generalüberholung bekommen solle; das wurde endlich umgesetzt. Was ich so in Kommentaren gelesen habe, gefällt vor allem Windows-Nutzern das neue Aussehen von Ubuntu. Und allen bisherigen Nutzern, denen es nicht gefällt, ist mit einem Umstellen auf andere oder bisher verwendete Themes geholfen. So oder so, es soll vor allem neue Nutzer und nicht bestehende Linuxer ansprechen, damit Linux weiter vom überholten Image wegkommt, es sei stilitisch und von der Benutzbarkeit her schlechter als seine 2 großen prorietären Mitspieler.

Das braun-orange Theme, das Ubuntu von Anbeginn begleitet hat, ist damit Geschichte.

Heute Abend gab es im Technologiezentrum Attnang-Puchheim einen Vortrag mit dem Titel „Wie funktioniert Google?” von einem Professor der FH Hagenberg. Meine Freundin und ich waren dabei und waren überrascht von der Anzahl der anderen Gäste. Der Vortragsraum war voll gefüllt. Das Thema interessiert anscheinend die Leute, die von Anfang 20 bis ins Seniorenalter vertreten waren. Der Vortrag selbst war ganz gut gehalten. Alle Zuhörer haben die vollen zwei Stunden durchgehalten (inklusive Diskussionsrunde nach dem Vortrag).

Was mich vom Vortragenden aber irritiert hat, war das Unverständnis gegenüber Open-Source. Sichtbar hat sich diese Einstellung in einer Vortragsfolie offenbart, bei der es darum ging, dass es bei Google eigentlich lockerer zugeht, als man sich das bei Informatikern sonst vorstellen würde. Der eine Satz besagte, das Leben bei Google sei nicht so trist, wie das „die Medien oder LINUX-Gurus” behaupten.

Alleine schon dieser Satz, wie er formuliert und wie die Wörter dargestellt wurden, zeigt die Einstellung des Vortragenden. Linux-Gurus? Hä!? Aber gut. Den Satz selbst will ich nicht analysieren – er hatte nichts mit dem Vortragsthema an sich zu tun.

Schade fand ich dann seine Antwort auf meinen Kommentar in der Diskussionsrunde am Ende, dass in dem Vortrag als eines der Schlüsselelemente von Google die Erwähnung von Open-Source fehle. Er meinte dann sinngemäß, najaaa, man müsse bei Open-Source ein bisschen vorsichtig sein. Es sei nicht alles gut. Es könne anderen Firmen schade. Zum Beispiel hätten Entwicklerfirmen wie Borland durch die Offenheit von IBMs Eclipse gelitten usw.

Ich dachte mir dann nur: Vor 100 Jahren hätte ein Vertreter der Schmiedezunft auch gesagt, dass die Automobilindustrie die Pferdeschmieden in den Ruin treibe. – Na, und? Das ist Evolution! Das Thema habe ich in einem älteren Artikel über die Weiterentwicklung der Wertschöpfungsprozesse angeschnitten, der auf dem Artikel Interaktive Wertschöpfung – Produktion nach Open-Source-Prinzipien des OpenSource-Jahrbuchs 2007 beruht, das wiederum einen Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Frank Piller, Ralf Reichwald und Christopher Ihl darstellt (auch als PDF zum Herunterladen verfügbar).

Solcherlei Lektüre wäre empfehlenswert, bevor man sich über das Thema Open-Source auslässt.

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