Wir wissen ja, dass Lobbyismus durch Hersteller proprietärer Software die Freiheit in der Software- und Internetwelt immer schon eingeschränkt hat und weiterhin versucht wird, gegen jede Öffnung anzukämpfen und weitere Bereiche einzuschränken.

(Man muss keine Namen nennen z.B. bei der „Durchsetzung” des Microsoft’schen Dokumentenstandards als offizielle ISO-Norm (1/2/3); was nicht nur negative Auswirkungen auf das Ansehen der ISO und mancher nationaler Normenorganisationen gehabt hat, sondern nach der Verabschiedung auch dem betreffenden ISO-Gremium in seiner Arbeitsweise geschadet hat. Im Endeffekt hat es Microsoft aber bis heute nicht viel genützt und zeigte deutlich die Beeinflussbarkeit sogenannter „neutraler Normenorganisationen”.)

Derzeit sieht es wieder wie der alte Kampf gegen Windmühlen aus, wenn man aktuelle Berichte im WWW liest wie z.B. über den Entwurf des European Interoperatibility Framework (EIF) 2 (englisch) oder die EU-Initiative zu Websperren, obwohl diese Unsinnigkeit in Deutschland gerade zu Fall gebracht wird.

Um dem strategisch wichtigen Papier doch noch eine andere Richtung zu geben, setzt Gerloff auch auf den Einsatz engagierter Bürger. „Die neue Fassung des EIF muss noch von den Mitgliedsländern verabschiedet werden. Zuständig ist meist ein ‚Chief Information Officer‘, kurz CIO“ – in Deutschland übernimmt diese Aufgabe die IT-Beauftrage der Bundesregierung. Gerloff schlägt Interessierten nun vor, die CIOs ihrer Heimatländer per Mail zur Ablehnung des aktuellen EIF-Entwurfs aufzurufen. – Quelle

Es wird wohl niemals enden. Aber keine Sorge. Es wird immer engagierte Bürger geben, die nicht nur für körperliche Freiheiten und „Offline“-Meinungsfreiheit eintreten werden, sondern auch für die Freiheit in der Software- und Internetwelt.

Canonical und Mark Shuttleworth machen sich derzeit keine Freunde. Besonders nicht bei den angestammten Linuxern, die oftmals nicht sehr offen für Veränderungen sind. Von einmal eingetretenen heiligen Pfaden tritt man nur ungern ab.

Zuerst die Sache mit dem neuen Aussehen von Ubuntu, welches man im Ubuntu-Wiki bewundern kann.

Dann die Sache mit den Fensterleisten. Dazu gab es im Ubuntuusers-Planet unzählige Artikel und noch mehr Diskussionen und Debatten im WWW.

Und nun auch noch die Umstellung von MiB auf MB. Derzeit zeigt Ubuntu z.B. 1 MB an, was aber eigentlich 1024 kB oder 1 MiB bedeutet. Ab Ubuntu 10.04 wird 1 MB wirklich 1 MB oder 1000 kB sein. (Sofern ich das richtig verstanden hab.) – Nachtrag 2010-04-24: Diese Umstellung wurde auf Ubuntu 10.10 verschoben.

Aber zurück zu den Fensterleisten. Den Blick auf das Wiki-Bildschirmfoto des Desktops von Ubuntu 10.04 Alpha 3 finde ich gar nicht mal erschreckend. Sicher, die Knöpfe für Schließen, Mini- und Maximieren sind links und haben eine andere Position, ich vermute aber, Windows- und Linux-Umsteiger würden zu oft den äußerst linken Knopf drücken (versehentlich) und so das Fenster schließen, wäre der Schließen-Knopf ganz links außen – wie oft gefordert wird. Indem er weiter innen liegt, ist die Gefahr weniger groß. Ich finde es aufgeräumt. Mal sehen, wie lange man braucht, sich umzugewöhnen.

Ob man die Argumente in der Liste in Ximions Blog gegen die neue Position der Knöpfe unterstützt oder sie mal wirken lässt, sei jedem selbst überlassen. Ich hoffe aber inständig, Canonical produziert hier nicht halbgare Geschichten und stößt so nicht auch noch seine Befürworter vor den Kopf. Die von den Ubuntu-Nutzern aufgezeigten Schwächen in der derzeitigen Alpha-Version sollten noch ausgeräumt werden.

Melanzani und Orange. Nein, der Titel bezieht sich nicht auf die gleichnamigen Nahrungsmittel, sondern auf den künftigen neuen Markenauftritt von Ubuntu.

Melanzani ist der österreichische Name für Aubergine und das teilweise auberginefarbene Aussehen von Ubuntu ab 10.04 soll die Ausrichtung auf Firmenkunden repräsentieren. Der orangefarbene Teil soll die Ubuntu- und Open-Source-Gemeinde (Neudeutsch: Community) darstellen, durch den Ubuntu erst lebendig wird.

Zumindest ist das die Begründung von Mark Shuttleworth in seinem Blog: Light: the new look of Ubuntu.

Zu diesem Thema gibt es noch hunderte Artikel und Blogbeiträge im WWW, die man sich über die Suchmaschine seiner Wahl oder über Online-Technikmagazine oder -Zeitungsausgaben leicht zusammensuchen kann. Zum Teil wird recht heftig über das neue Aussehen von Ubuntu diskutiert. Vorweg kann man beruhigen: Die Bildschirmfotos mit den Schließen/Maximieren/Minimieren-Knöpfen am linken Beginn der Titelleiste wie bei Mac werden nicht kommen. Die Fensterbefehle stehen nun doch per Voreinstellung linksbündig. Über das GNOME-Konfigurationswerkzeug kann man das aber wieder ändern.

Ich werde erst mit dem Erscheinen von Ubuntu 10.04 Ende April ein abschließendes Urteil abgeben können. Jedoch wurde schon seit Jahren versprochen, dass Ubuntu eine optische Generalüberholung bekommen solle; das wurde endlich umgesetzt. Was ich so in Kommentaren gelesen habe, gefällt vor allem Windows-Nutzern das neue Aussehen von Ubuntu. Und allen bisherigen Nutzern, denen es nicht gefällt, ist mit einem Umstellen auf andere oder bisher verwendete Themes geholfen. So oder so, es soll vor allem neue Nutzer und nicht bestehende Linuxer ansprechen, damit Linux weiter vom überholten Image wegkommt, es sei stilitisch und von der Benutzbarkeit her schlechter als seine 2 großen prorietären Mitspieler.

Das braun-orange Theme, das Ubuntu von Anbeginn begleitet hat, ist damit Geschichte.

Es sind wirklich gute Zeiten für neutrale Standards im Allgemeinen und Webstandards im Besonderen angebrochen, wenn man in Fachzeitschriften wie „Austromatisierung“ (z.B. Ausgabe 1/2010) von Produkten wie „atvise“ lesen kann.

Mit „atvise“ kann man Prozessabläufe und -daten visualisieren und abrufen kann man das Ganze über einen x-beliebigen Webbrowser, egal ob auf dem iPhone, auf dem Windows-Rechner oder über den Linux-Laptop. Denn das System basiert auf Webstandards: HTML, JavaScript, SVG. Sogar der Internet Explorer wird durch Tricks unterstützt (obwohl der Internet Explorer von Microsoft als Einziger diese Webstandards nur unzureichend unterstützt).

Es zeigt sich wieder einmal, dass hauptsächlich junge Firmen innovative und zukunftsträchtige Ideen umsetzen können. Alteingesessene Konzerne hätten sowas mit Silverlight, Flash oder gar ActiveX lösen wollen, wobei man dann wahrscheinlich auch noch auf den Windows Internet Explorer als Anzeigegerät beschränkt gewesen wäre.

PS: Mit Webstandards zwar nichts zu tun aber ebenso als „innovativ“ beschreibbar ist die Offenlegung des Quelltextes von Ethernet Powerlink. Das ist ein außergewöhnlicher Schritt in der Industriewelt, in der die meisten nichts kennen außer auf Microsoft-Technologie aufbauende geschlossene Software.

In künftigen Versionen von Firefox werden bestimmte Bereiche des Browsers in separate Prozesse ausgelagert. Etwas ausführlicher beschrieben hat das Kadir letzten Dezember. Jedoch geht es im Prinzip darum, Plugins, die Firefox-Oberfläche und die einzelnen Webseiten in einzelnen Betriebssystem-Prozessen zu führen, damit sie sich nicht mehr gegenseitig beeinflussen und behindern können. Plugins sollen beispielsweise nicht mehr den ganzen Browser zum Abstürzen bringen und das Laden von Webseiten soll die Browseroberfläche nicht mehr einfrieren lassen.

Einen ersten Schritt in diese Richtung dieses Projekts, das Electrolysis oder (typisch amerikanisch) kurz e10s genannt wird, haben die Mozilla-Entwickler gemacht und es in einer Vorschauversion mit Gecko 1.9.3a2 veröffentlicht. Dieser erste Schritt betrifft Plugins wie z.B. Flash. Flash ist einer DER Hauptgründe für einen Absturz von Firefox. Also haben sich die Entwickler dazu entschlossen, dieses Problem als erstes anzugehen. Demzufolge heißt der erste Schritt von e10s auch Out-of-process plugins (OOPP).

OOPP soll in nicht zu ferner Zukunft auch Nutzern von Firefox 3.6 zugute kommen, indem es als 3.6.x zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsverbesserungen veröffentlicht werden soll. Stürzt Flash ab, muss dann nur noch die betreffende Webseite neu geladen und das Plugin damit neu gestartet werden und fertig. Kein Fluchen oder Jammern mehr.

Wer mehr darüber und über neue Funktionen für Webentwickler lesen will und die Testversion ausprobieren möchte, erfährt auf hacks.mozilla.org bzw. (bebildert) im Mozilla Developer Center mehr.

Tester sind sehr willkommen. Aber bitte nicht für Produktivumgebungen nutzen! Testversionen könnten z.B. Lesezeichen und persönliche Einstellungen verlieren.