Ich liebe die Zwiebelfisch-Kolumne und der Artikel Werbung mit Spliss zeigt schöne Beispiele für die Unfähigkeit vieler Werbeschreiberlinge, deren grausame Werke man tagtäglich lesen oder hören muss.

Dass die Unfähigkeit zum richtigen Umgang mit der deutschen Sprache auch schon in die eher höherwertigen Gefilde der Werbeindustrie vorgedrungen ist, ist ein Zeichen für den schlechten Allgemeinzustand unserer Bildung.

Man kann es selbstverständlich mit natürlicher Evolution der Sprache erklären. Sprache ist ja schließlich etwas Lebendiges. Aber dieser arge Ignoranz jeglicher Regeln in den letzten Jahren ist für mich schon erstaunlich. (Ich sage das aus der Sicht von jemandem, der auf so etwas achtet und der noch relativ jung ist. Jemand, der 5 Jahrzehnte hinter sich hat, wird vielleicht sagen, dass das jetzt gar nichts Außergewöhnliches ist und immer schon so war …)

Neben der Werbeindustrie gibt es noch ein zweites Feld, an dem man verzweifeln kann: der österreichische Rundfunk, kurz ORF, und die meisten anderen Nachrichtenmedien. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eigentlich einen Bildungsauftrag, den es aber nach Meinung vieler schon lange nicht mehr erfüllt. Sei’s drum. Allein schon danach, wie dort etwas vermittelt wird, muss ich mir manchmal die Haare raufen.

Da wird von „kids“ gesprochen und von „voten“ statt „abstimmen“, von „sale“ statt „(Schluss-/Ab-)Verkauf“ und was weiß ich allem. Hauptsache es klingt cool. Außerdem heißt es da, ohne dass jemand rot wird, „Die Telefone sind nun freigeschalten“ oder „Ihm ist scheinbar schlecht“, aber eigentlich ist „Ihm ist anscheinend schlecht“ gemeint. Und „in 2012“ geschehen viele Dinge anstatt einfach „2012“ oder „im Jahr 2012“. Auch wird die praktische Aneinanderreihung von Wörtern zu einem neuen Wort über Bord geworfen für wilde Bindestrichkonstruktionen oder gar englischer Schreibweise mit Leer Zeichen dazwischen. Ach, diese Feinheiten sind ja nicht wichtig! Oder wenn sich Moderatoren in einem Wiener Studio anhören wie frisch aus Norddeutschland importiert und „frei Schnauze“ reden anstatt „wie ihnen die Goschn gewachsen ist“, dann frage ich mich nach dem Sinn dahinter.

Nicht die Tatsache, dass jeder mit dem Internet öffentlich seinen Senf zu allem schreiben kann – und das in je nach Bildungsgrad unterschiedlicher Qualität oder dass durch SMS und IM die Leute immer kürzer und unpräziser schreiben, fördert diesen Regelverfall, sondern dass von Berufswegen her (vermeintlich) professionell Ausgebildete schon nicht mehr wissen, in welcher Form sie etwas richtig vermitteln sollen. Wer schon in Zeitungen und im Fernsehen alles falsch hört und sieht, den kann man „Oma’s Würstel Stand“ (ein Firmenname) und „no limit’s“ (Name einer Musikgruppe) nicht mehr vorwerfen.

 
 

Um die Nacht zum Feiertag nicht ganz so trist abzuschließen, mache ich noch einen Schwenk zur Schreibarbeit (was hauptsächlich Übersetzungsarbeit meint) bei Projekten freier Software:

Gerade die offene Kultur bei freien Software-Projekten verhilft manchmal zu außerordentlicher Qualität bei Übersetzungen, wie mir manchmal auffällt (selbstverständlich nicht immer und überall). Als Mozilla- und Ubuntu-Nutzer fallen mir spontan Teile dieser Projekte ein. Es ist natürlich nicht alles super, aber manchmal ist der Anreiz einer guten Reputation oder einer guten Verständlichkeit für alle Nutzer/Leser mehr Wert als die Standardbezahlung für Hinterzimmerwerbefritzen oder Bezahlübersetzer, die Arbeiten von der Stange abliefern. Auch wenn diese Leute nicht professionelle Redakteure oder Übersetzer sind.

Mit dem Smartphone Nachrichten zu lesen ist so einfach wie praktisch. Darum tue ich das ausgiebig. Leider sind die wenigsten Seiten im Web auf kleine Bildschirmgrößen ausgelegt.

Entweder man muss zoomen wegen zu kleiner Schrift oder die Seite ist zu breit für den kleinen Bildschirm und man muss zoomen und seitwärts scrollen. Andere Probleme entstehen durch für Desktop-Rechner optimierte Werbeeinblendungen oder durch umständliche Seitennavigation. Außerdem lese ich gerne die Leserkommentare bei Online-Artikeln, was z.B. bei Golem.de und Heise.de mit viel Klicken und Zoomgesten verbunden ist.

Vorbildlich dagegen finde ich derStandard.at. Dort macht es mir Spaß, Artikel und Kommentare zu lesen (besonders jene mit dem Österreich-typischen, sarkastischen Humor), Rubriken zu durchstöbern und das Seitenlayout (Desktop-Ansicht, mobile Ansicht oder Nurtext-Ansicht) zu ändern. Abgesehen davon, dass die Linux-Artikel vom Stil und dem Wissen des Autors her positiv aus der Masse im deutschsprachigen Web hervorstechen. Das sind oft nicht bloß von der deutschen oder österreichischen Presseagentur kopierte Textblöcke.

Eine andere gut zu lesende Seite ist Androidnews.de. Das mache ich über die Anwendung Pulse. So bleibt mir ein händisches Abklappern der Websites über den Browser erspart. Leider hat die Attraktivität der geschriebenen Artikel stark nachgelassen, seit die Autoren gewechselt haben und die Seite zu Giga.de gewandert ist.

Das klingt jetzt nach plumper Werbung. Mag es auch sein (auch wenn ich dafür nicht bezahlt werde), aber ich wollte ein paar gut und schlecht mit Mobilgeräten zu lesende Seiten im Netz erwähnen. Falls jemand Tipps für weitere gut les- und navigierbare Seiten hat, nur her damit!

So kann es aussehen, wenn man eine moderne Software in der Vergangenheit verbliebenen Webentwicklern überlässt:

Website von IBF mit rot hervorgehobenen Tabellenzellen

Die roten Kästchen zeigen die Tabellenzellen dieser Webseite/Website. Man beachte die Sinnlosigkeit dieser Tabellen in den Inhaltsbereichen inmitten eines CSS-Layouts. (Die Website ging erst vor wenigen Monaten online.)

Bildschirmfoto erstellt mit Hilfe den Erweiterungen Web Developer und Pearl Crescent Page Saver Basic.

Es gibt viele herausragend schlecht gemachte Websites im Netz. Wenn diese jedoch noch prämiert werden, dann ist das etwas besonders Herausragendes. Zum Beispiel „diese Agentur für Werbung und Internet”, die einen hohen Platz beim Salzburger Landespreis erhalten hat für „Konzept, Text, Design und Programmierung” einer Website.

Die Agentur

Was man bei dieser Agentur findet ist ein „cooler, englischer Werbeslang”, Musik, überall Bewegung und Aktivität, Farben und sogar ein hübsches Spielen, bei dem man Leuten Kleidng anziehen kann. Kleidung ist wichtig, schließlich „sollten sie sich unbedingt richtig stylen, bevor Sie loslegen”. Diese Website ist nichts für schlecht oder altbacken Angezogene. Diese Website ist jung, dynamisch, flippig und frisch. – Und sie ist nichts für eine Agentur, die Webseiten erstellt.

Die Website erinnert mehr an eine Klingelton-Jugendchat-Website als an eine Firma, die professionelle Designs kreiert, technisch ausgereifte Konzepte erstellt und den Kunden seiner Kunden Zugänglichkeit und Usability-geprüfte Benutzerführung bietet.

Oder könnte es doch sein, dass auch Agenturen mit solchen Websites den modernen, zugegeben hohen Ansprüchen an Webentwicklung gerecht werden können? Das könnte sein. Aber hier trifft es nicht zu. Wer mit unaussagekräftigen Sprüchen, Gedudel und vielen gleichzeitig ablaufenden Bewegungseffekten auf sich aufmerksam machen muss, gespickt mit Popups, verpackt in eine Flash-Anwendung, eingebettet in eine Layouttabelle, welche wiederum in ein Frameset hineingezwängt wurde, der kann Fernsehwerbung oder lustige Flash-Spiele bauen, aber keine Webseiten konzipieren und schreiben.

Da fragt man sich am Ende, wie solche Seiten prämiert werden können.

Die Preisrichter

Wenn man sich die Website ansieht, auf der alle Sieger aufgelistet sind, stellt man sich die vorhin genannte Frage nicht mehr. Denn da sieht es nicht besser aus. Auch der 1. und 2. Platz für den Bereich Internet sind Websites, die jeglichem guten technischen Geschmack trotzen.

Man kann sich ja rausreden, indem man sagt, „das sind eben alles Designer, die wissen es nicht besser”. Gut. Aber wir leben im Jahr 2006. Ein Landespreis sollte doch höhere Ansprüche stellen, zumal öffentliche Einrichtungen selbst verpflichtet sind, auf technische Ausführen zu schauen. Nein, so wird das nie etwas mit der Besserung in der Designer-Szene im Bereich Webentwicklung …

Überraschenderweise gab es doch eine Antwort auf meine kritische Mail zum Thema von gestern, noch dazu eine verständnisvolle:

Die Seite interspar.at besteht seit dem Jahr 2000 in dieser Form und ist auch technisch (teilweise) noch auf diesem Stand.
Sie haben vollkommen recht mit Ihren Kitikpunkten, wir wissen auch von diesen Problemen.

Wir sind dabei, die Seite zu überarbeiten und auf einen „modernen“ Stand zu bringen – dies wird aber noch etwas dauern.

lg von Salzburg nach Attnang
Gerhard R*******

Ich bedanke mich für die Antwort und freue mich, diese relativ guten Aussagen lesen zu dürfen. Nun ist nur noch zu hoffen, dass der/die Techniker, der/die die Website bauen werden, ebenso Verständnis und Tatendrang zeigen.

Wieso ich noch nicht ganz überzeugt bin? Der Webmaster der ON-Website hat ebenso versprochen, zum Beispiel auf JavaScript für die Navigation zu verzichten. Das neue Design, das vor wenigen Monaten online ging, verwendet wieder JavaScript.

In der Firma wollte ich letzte Woche nachsehen, wie lange der Interspar geöffnet hat. Um Transfervolumen für Cheffe zu sparen (privat Surfen ist ja schließlich verboten), hatte ich dabei das Laden von Bildern abgeschaltet. Nun, was sich mir darbot, war ernüchternd:

Website von interspar.at ohne Bilder

Und kommt man ohne JavaScript auf die Seite, erscheint überhaupt ein weißer Bildschirm.
Dazu wimmelt es von Layouttabellen, JavaScript-Blöcken (mehr JavaScript als HTML) und verschachtelten Frames.

Diese Website ist kurz gesagt einfach unzugänglich in allen Lebenslagen und allen Stellungen. Der Webmaster (oder die Agentur) dieser Website haben weniger als keine Ahnung von moderner Webentwicklung. Ich habe bei der Kontaktseite einen kurzen Kommentar zu diesem Thema abgegeben. Antwort erwarte ich nicht, Verständnis noch viel weniger.

Zusatz am 20.02.2006:
Heute kam eine Antwort auf meine Mail:

http://web.oesterchat.com/2006/02/20/interspar-website-antwort/

Letztens habe ich eine Firmenwebsite entdeckt, die nicht vor lauter Layouttabellen und Frames-Konstrukte strotzt. Ich war äußerst entzückt und habe mir deshalb erlaubt, sie ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Website: Delimon

Zuerst das Positive:

  • Die Website benutzt DIV statt TABLE für das Layout und setzt auf CSS statt auf veralterte FONT- und andere missbilligte Elemente.
  • Die meisten Seiten sind valide, sogar nach XHTML 1.0 Strict. xmlns und xml:lang sind korrekt gesetzt (auf vielen Seiten fehlt es, oder die Sprache ist als „en“ definiert). Nur an manchen Stellen hapert es an Kleinigkeiten.
  • Optisch/grafisch sieht die Seite sehr gut aus. Anfangs dachte ich an eine Flash-animierte Seite; zum Glück lag ich falsch.
  • Jede Seite verfügt über eine individuelle Title-Angabe.
  • Überschriften-Elemente (H1) wurden durchwegs richtig benutzt.
  • Das Navigationsmenü besteht aus einer ungeordneten Liste und ist ohne JavaScript zugänglich.
  • Der Webmaster scheint sich sehr bemüht zu haben. Die Struktur ist ordentlich (besonders im Stylesheet) und einheitlich.

Nun zum weniger Guten.

Zugänglichkeit:

  • Leider hat es der Webmaster versäumt, die Seite mit abgeschaltetem CSS zu testen. Denn ohne CSS (und ohne Bilder) bleibt man auf der Startseite hängen und kommt nicht weiter. Es fehlen Textelemente zu den (Hintergrund-)Bildern, die dann mittels CSS aus dem sichtbaren Bereich geschoben werden könnten.
  • In Formularen werden Tabellen zum Positionieren der Elemente verwendet, und auf LABEL-Elemente, die Formulartitel mit den Eingabefeldern verbinden, wurde verzichtet.

Anderes:

  • Aus Vor-CSS-Tagen scheint noch das BR-Element durch, das da und dort innerhalb anderer Elemente für Zeilenabstände genutzt wird.
  • Das Design der Sitemap/Übersichtsseite entspricht nicht dem üblichen der Website, und sieht daher unübersichtlich und „fremd“ aus.
  • Zum Herunterladen von Informationen ist ein Codewort nötig, das man sich umständlich über das Kontaktformular besorgen muss.
  • Der Stern beim Kontaktformular wird nicht erklärt. Er bedeutet wohl, dass markierte Felder Pflichtfelder sind und ausgefüllt werden müssen.
  • Aufgrund der fixen Außengrenzen der Website ist die Seite nicht flexibel beim Vergrößern des Inhalts.
  • Es fehlen Skip-Links zum Überspringen des Navigationsmenüs.
  • Eine Fehlerseite, die dem Benutzer weiterhilft, existiert nicht.

Alles in allem eine gelungene Website ohne Frontpage-Design, die aber noch einen letzten Schliff für bessere Zugänglichkeit benötigt.

Hoffentlich gibt es in Zukunft mehr solcher Websites. Damit der veraltete Schrott, auf den man beruflich täglich trifft, endlich ausgesorgt hat.

PS: Die Website wurde anscheinend von einem Firmenmitarbeiter gebaut und nicht von einer externen Design-Firma. Dies scheint ein Grund dafür zu sein, dass der Quelltext relativ angenehm ist. ;)

Nach einem halben Jahr komme ich mal dazu, etwas zu einer in meiner Nähe angesiedelten webdesign-Firma zu schreiben, von deren Arbeit ich letzten Sommer restlos erschrocken war.

Artworx.at

Vorab: Ich habe noch nie etwas mit dieser Firma zu tun gehabt und nehme eine objektive Stellung ein, nur subjektiv eingefärbt auf technischer Ebene durch die Analyse ihrer Website(s).

Woodshed trifft mit seinen Behauptungen bei dieser Webdesign-Firma voll ins Schwarze. Warum? Weil sie alle klassischen Fehler macht. Die Website ist aufgemacht wie eine Fernsehwerbung: bunt, zuckende Effekte, Standardphrasen – und unzugänglich.

Nichts gegen bunt. Bunt kann auch schön sein. Aber in Verbindung mit Effekten, die Epilepsie hervorrufen könnten (siehe Service > Webdesign), Mini-Formularen und kleinem Frameinhaltsteil ist es nicht sehr vorteilhaft gemacht.

Mit den neuesten Technologien und unserer jahrelangen Erfahrung, erarbeiten wir, mit Ihnen gemeinsam, die beste Strategie zu Ihrem perfekten Internetauftritt.

Solcherlei Werbetexte sind zu finden. Jahrelange Erfahrung muss aber nicht zwangsweise Professionalität bedeuten. Man kann ja Flash mögen und nutzen, aber wenn man ganze Websites flash-animiert, weil’s eben „geil“ aussieht und unproblematischer zu designen ist, scheint man nur auf den Eindruck des zahlenden Kunden zu schauen anstatt auf einen nützlichen Internetauftriff.

Dass Webentwickler beim Quelltext meist nicht auf die Richtigkeit und Vollständigkeit hinsichtlich der Spezifikationen schauen, ist bekannt. Schade eigentlich, denn bei Programmiersprachen ist es üblich, dass man korrekt arbeitet. Bei HTML und CSS wird es dem Browser überlassen, ein Ergebnis hinzukotzen, das den Erwartungen gerecht wird. Browserprobleme konnte ich keine feststellen, aber nicht nur deswegen sollte ein Quelltext gepflegt werden, der nicht einem Frontpage-Bastler alle Ehre macht. Gute Lesbarkeit gehört einfach zu einem guten Stil; wie eine geputzte Wohnung, wenn Besuch erwartet wird.

Das Prunkstück der Website – so wie aller Kundenwebsites – ist das flash-animierte Menü. Das erhöht die Ladezeiten enorm und verlangt vom Kunden ein passendes Flash-Plugin. Alles nur, um navigieren zu können (auf der Firmenwebsite gibt es ein Flash für die Effekte und eines extra für das Menü, was die Ladewartezeit verkürzt; auf anderen Kundenseiten ist das nicht der Fall). Das Menü sollte von Flash unabhängig sein. Mit einfachem CSS lassen sich hübsche Menüs basteln, die noch bei Browsern der späten Neunziger funktionieren wie IE5.0. Damit kann ein Kunde rasch navigieren ohne zusätzliche Software, und nebenbei lädt es die Flashdatei herunter, wenn es denn sein muss. Ohne CSS und/oder Flash lässt sich dann auch noch navigieren, falls die Webdesign-Firma solche Surfer nicht vorsetzlich ignorieren will. – Davon abgesehn, dass die Untermenüpunkte sehr klein sind und auch motorisch für einige Unsicherheit sorgen wird bei Nutzern, die nicht viel am PC und im Internet unterwegs sind.

Das Frames-Konzept wird wie in den meisten Fällen verwendet: zum Verkleinern des Inhaltsbereichs und Hinzufügen eines neuen Scrollbalkens, mit dem man Benutzer irritieren kann. Ich benutze auch schon mal schmale Webseiten; aber eine kleine Webseite (sprich: Inhaltsteil) in der Webseite mittels Frames ist doch etwas zu umständlich – und veraltet.

Zuletzt noch zum Thema des immer gleichen Website-Aufbaues. Kunden mag das nicht stören, dass sich außer Farben und Flash-Animation nicht viel ändert zu anderen Kundenwebsites. Und weshalb sollte man ein bewährtes Konzept ändern? Aber für mich erscheint es nur als Abkürzung, das biliges, schnelles Arbeiten ermöglicht (wie beim Quelltext). Wo bleibt da die kundenspezifische Kreativität? Wo bleibt das Corporate Design der Kundenwebsite?
Eine Website von der Stange mit der immergleichen Technik dahinter kann ich als Hobbybastler auch anbieten. Dafür braucht ma keine Firma.

Vor einem halben Jahr habe ich eine Mail an die Firma geschrieben. Ich war auf der Höhe meiner egomanen „Webstandardspotenz“. Nun würde ich diese Mail etwas gelassener schreiben. Vielleicht haben sie sie deshalb nicht beantwortet und wohl gleich in den Mülleimer verschoben.

Lange ist es her, dass hier etwas geschrieben wurde. Irgendwie komme ich die letzte Zeit zu rein gar nichts. Mag wohl an der Wohnungssuche liegen und am Wetterumschwung. Wenigstens stocken die Arbeiten an einer Website für eine OpenSource-Gemeinschaft nicht völlig. Das OesterBlog muss ja eh nicht ständig mit Neuigkeiten aufwarten.

Eine Kleinigkeit will ich aber doch schreiben. Vor Wochen habe ich mir ein neues Auto gekauft, und auf der Website einer Autobörse (Markennamen werden nicht offen genannt *g*) habe ich folgenden hübschen Quelltext gefunden:

<h1>
	BBB xxxx Ö.-Paket Limousine 
	<p> </p>
		<p> inkl. 12 Monate Europlus Erweiterterungsgarantie
	</p>	
</h1>

Diese Art von Vergewaltigung eines HTML-Überschriften-Elements findet man auf allen Ergebnisseiten.

Das ist eine weitere Bestätigung für mich, dass Tabellen-Layout-HTML-Autoren keine Ahnung von der Materie haben, die sie benutzen, um ihr Geld zu verdienen. Eigentlich eine Schande.

Ende Juli wollte ich geschäftlich auf eine Firmenwebsite, ohne www. in die URL-Zeile des Browsers einzugeben. Nur kam ich leider nicht an der richtigen Adresse an, sondern bei outsourced.at – einer (noch existierenden? dubiosen?) Hostingfirma aus Wels. Auf nic.com ist der Inhaber jedenfalls noch diese Welser Firma, der Quelltext zeigt aber, dass auf outsourced.com weitergeleitet werden soll, welche einem US-Bürger gehört.

<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.01 Frameset//EN"
 "http://www.outsourced.com/">
<html>
<head>
<title>Outsourced</title>
</head>
<frameset cols="*">
  <frame src="http://www.outsourced.com/" name="Outsourced_Frame">
  <noframes>
    Ihr Browser kann diese Seite leider nicht anzeigen!
    Folgen Sie bitte dem <a href="http://www.outsourced.com/">Link</a> ...
  </noframes>
</frameset>
</html>

Nun, erstens: Die Dokumenttyp-Deklaration, wie sie verwendet wird, existiert gar nicht. Es gibt auch kein Ersatzdokument für eine eigene Deklaration. schneegans.de sagt dazu: No supported document type declaration was found, thus a standalone document declaration is assumed. This means, among other things, that your document must not contain character entity references such as ‚&nbsp;‘.
Zweitens: </frame> fehlt. Aber bei HTML-Dokumenten ist das meist der Fall. Eine eingefleischte Untradition von HTML-Autoren.
Drittens: Eine Frame-Konstruktion für eine Weiterleitung zu verwenden ist technisch minderwertig und hinterhältig. Ein weiterer Grund, Frames abzulehnen. (Ebenso werden Frames gerne zum Verschleiern der URL-Pfade verwendet – was dem Konzept von Webseiten widerspricht. Aber das ist ein anderes Thema. subotnik.net bietet einen Überblick über die Schwächen von Frames.)
Viertens: Wieso wird man, wenn man eine bestimmte Seite aufruft und das www. nicht schreibt, auf eine andere Seite geleitet als mit www. ? Das zeugt von schlechter Qualität beim Hoster. Die Firma, die die Website der Firma, in der ich arbeite, hostet und erstellt hat, betreibt ebenso eine solche Praxis. Wozu zahlen die Leute dann Domaingebühren, wenn sie nur die Hälfte des Wertes bekommen?

Schlimm, auf was man zufällig alles stößt…

Ich arbeite gerade an meiner Bookmarks- oder Lesezeichen-Liste und bin gerade dabei, eine Website hinzuzufügen, in der ich folgenden Text im Quellcode auf der Startseite am Anfang gefunden habe:

<?xml version=“1.0″ encoding=“iso-8859-1″?>
<!DOCTYPE HTML PUBLIC „-//W3C//DTD HTML 4.01 Transitional//EN“>

Quelle: http://www.silktide.com/sitescore

Manche Webdesigner lassen sich die merkwürdigsten Dinge einfallen. HTML 4.01 hat überhaupt nichts mit XML zu tun. Die erste Zeile mit der XML-Deklaration ist überflüssig und völlig falsch. Nur bei XHTML darf man es benutzen, da es eine XML-Datei kennzeichnet; HTML ist jedoch kein XML. Im Falle des IE ist sie sogar schlecht, da er dadurch in den Quirks-Mode flutscht. Jedoch ist es sowieso eine Quirks-Mode-Seite mit dieser Dokumenttyp-Deklaration ohne URL.

Doctypes, die man benutzen sollte: vom W3C empfohlene Liste von DTDs

Es wundert mich, dass kein XML-Namensraum im <html>-Tag angegeben wurde. ;)

Vor gut 2 Monaten schrieb ich eine E-Mail an den Webmaster von on-norm.at. Ich lobte den reichen Informationsgehalt des Angebots – im Vergleich zu din.de ist die Website um Welten freundlicher gestaltet und hilfreicher bei Recherchen.

Aber ich bemängelte (zusammengefasst), dass

  • JavaScript für die Navigation eingeschaltet sein muss
  • die Website nicht nach Webstandards geschrieben wurde und
  • die Frames-Struktur eine Behinderung darstellt.

Noch am selben Tag bekam ich eine Antwort von Peter Z., Mitarbeiter bei ON IT-E. Er bedankte sich für das Feedback und teilte mir mit, dass bereits an einem Relaunch des Webauftritts von on-norm.at gearbeitet werde. Die JavaScript-Menüführung werde entfallen und das Frame-Konzept „weitestgehend aufgegeben“. Über Validität und meine kurzen Kommentare zu Barrierearmut hat er sich leider nicht geäußert.

Es freut mich zu wissen, dass on-norm.at überarbeitet wird (und die Mitarbeiter auf E-Mails rasch antworten). Nicht nur im Quellcode, sondern auch rein optisch zeigt sich schon der nagende Zahn der Zeit. Leider befürchte ich, dass auch diesmal nicht auf Zugänglichkeit, Barrierearmut, sauberen Code, CSS gesetzt wird. Dass Frames nur „weitestgehend aufgegeben“ werden, verheißt schon mal nichts Gutes.

Dabei sollte das Österreichische Normungsinstitut doch die Vorteile der Normung zu schätzen wissen. Möchte man meinen. Bei www: Barrierefreier Zugang für alle[*] wurden die Vorteile von Barrierearmut und Konformität des Quellcodes sogar als Themenschwerpunkt eines CONNEX-Fachmagazins[*] behandelt.
Eventuell werden beim Normungsinstitut Webauftritte nicht so wichtig genommen wie andere Formen von Normung. Vielleicht weil die Webstandards nicht ÖN-genormt sind? Oder spielt die altbekannte subjektive Einstellung von Webdesignern eine Rolle, die Bemühungen in diese Richtung wegen persönlicher, inkompatibler Programmierarbeit und ausgefallenen oder altbewährten (sprich: veralteten) Code-Ideen über Bord werfen? Oder betriebliche Strukturprobleme… Nunja. Was es auch immer sein mag, das Ergebnis werden wir Ende des Jahres zu sehen bekommen.

Eine weitere E-Mail von mir wird dann wohl folgen…

* Verweis auf den Hauptteil einer Frame-Seite. Logo und Navigation fehlen.