Seit Jahren habe ich darauf hingearbeitet. Zuerst kam die Umstellung auf Firefox 1.0. Dann folgte der Schwenk von MS Office XP auf OpenOffice.org 2.0. Dann wagte ich die Migration von MS Outlook XP auf Thunderbird 1.5 (später mit der Kalendererweiterung Lightning vervollständigt). Schließlich ersetzte ich all meine proprietäre Software unter Windows durch Gegenstücke aus der Welt der freien Software (FOSS).

Was habe ich daraus gelernt? Es gibt Gutes und Schlechtes über FOSS-Produkte zu sagen, aber sie funktionieren.

Der schwierigste Schritt ist, seinen inneren Schweinehund zu überwinden, etwas zu wagen und neue Software auszuprobieren. Darum habe ich relativ spät mein E-Mail-Programm gewechselt, in der Arbeit überhaupt erst seit kurzem.

Im nächsten Schritt muss man seine erlernten Arbeitsweisen – wie etwas zu funktionieren hat – und seine gewohnten Vorstellungen – was alles zu funktionieren hat – anpassen. Das mag schmerzhaft sein. Aber genau so wie man die vorherigen Programme mit der Zeit zu beherrschen gelernt hat, wird man auch die neuen nach einer Weile beherrschen.

Ich würde sowieso jedem einen Betriebssystem- und Office-Grundkurs empfehlen. Ich kenne praktisch niemanden, der mit beidem wirklich professionell umgehen kann. Jeder Chef und jeder Kollege setzt voraus, dass man ein Windows und ein MS Office bedienen kann. Dem ist aber nicht so. Ich brauche nur den Sekretärinnen über die Schulter zu schauen, und mir wird übel, wenn ich deren chaotisches Arbeiten beobachte. Dabei müssten die es am besten können! Von anderen Kollegen ganz zu schweigen, die schon fragen müssen, wie man die Ordneransicht umschaltet, oder die sofort nervös werden, wenn Symbole anders aussehen (ein typisches Ergebnis, wenn Leute nicht geschult werden und sich notdürftig selbst helfen). Alter spielt übrigens keine Rolle. Junge wie alte Leute können gleich schlecht mit Software umgehen. Mit dem Alter wird nur die Lernkurve etwas langsamer.

Darum, egal ob man bei Microsoft verharrt oder auf Linux und OpenOffice.org umsteigt, rate ich jedem zu einer Schulung. Mein Vater macht gerade eine, und das Arbeiten mit dem Rechner beginnt ihm nun erst richtig Spaß zu machen.

Aber ich bin abgeschweift.

Worauf habe ich Jahre hingearbeitet und nun endlich Zeit gefunden?

Auf meinen Umstieg auf die GNU/Linux-Distribution Ubuntu 7.10. Dazu komme ich im nächsten Artikel.

Die Schlappe von Microsoft ist noch nicht lange her. Das neue Dateiformat von Microsoft Office 2007, OpenXML (OOXML), wurde im Schnellverfahren bei der ISO als internationale Norm abgelehnt. Nun folgt die Fehlerbehebung seitens Microsoft (oder besseres Marketing und kosmetische Korrekturen ohne wirkliche Fehlerbehebung, man wird sehen) und frühestens im Februar 2008 kommt es zur nächsten Abstimmung, bei der es dann wirklich heißt: durchgewunken oder weg vom Fenster.

Wie dieses Spiel auch immer ausgehen mag (denn dieser ISO-Prozess ist zum Spiel verkommen; man lese sich diverse Heise-Artikel und sonstige Publikationen im Netz über OOXML und die seltsamen Vorgänge in den nationalen Normenorganisationen durch). Eines ist sicher: Das nächste Dateiformat, das 2008 zur ISO-Abstimmung kommen wird, ist OpenDocument (ODF) 1.2, das derzeit noch bei der OASIS den letzten Schliff bekommt.

Die Hürde für ODF 1.2 wird um ein Vielfaches höher liegen als 2006, als ODF 1.0 offiziell als ISO-Norm anerkannt wurde. Wieso? Für die Antwort muss man kein Hellseher sein.

Erstens gibt es heute mehr ODF-Kritiker als früher.

Die Anzahl der stimmberechtigten Staaten und die Anzahl der stimmberechtigen Mitglieder in den einzelnen nationalen Normenorganisationen hat exorbitant zugenommen. Wie oben bereits erwähnt, gibt es zu diesen Vorgängen genug Artikel im Netz zu finden. Die Auswirkung davon ist aber eine, die Rob Weir in einem seiner Blog-Beiträge als Grafik sehr anschaulich illustriert: How to Hack ISO vom 4. September 2007, Diagramm über die Verteilung von „Approval/Disapproval“-Stimmen bei der ISO.

Dieses Diagramm zeigt, dass während des ISO-Schnellverfahrens für OOXML die Zahl der Befürworter stark angestiegen ist (analog zur Zunahme neuer Mitglieder; Altmitglieder haben mehrheitlich gegen OOXML gestimmt; siehe die Tabelle in Rob Weirs Blog-Beitrag). Viele Microsoft freundlich gestimmte Firmen und Partner von Microsoft sind den nationalen Normenorganisationen beigetreten und haben zu mehr Gewicht für OOXML beigetragen. Zusätzlich, und das ist das Ausschlaggebende, haben eine ganze Reihe von Staaten einen Antrag auf Stimmberechtigung bei der ISO angefordert. (Nicht alle Staaten sind bei einer Normenabstimmung stimmberechtigt. Diese Berechtigung muss man sich vorher holen, um den sogenannten P-Status zu erhalten.) Alle diese neuen P-Staaten sind Dritte Welt- oder relativ arme Staaten wie die Elfenbeinküste, Syrien und Kasachstan und fast alle von ihnen haben (überraschenderweise?) für OOXML gestimmt.

Es ist davon auszugehen, dass diese Staaten dann gegen ODF 1.2 stimmen werden, da sie ja beigetreten sind, um OOXML zur Norm zu verhelfen.

Zweitens gibt es heute überhaupt ODF-Kritiker.

Als ODF 1.0 zur Abstimmung vorgelegt wurde, gab es keine Gegenstimmen oder technische Mängel, die behoben werden mussten. Das lag wohl daran, dass man eine Norm für Dokumentformate als nicht sonderlich wichtig nahm. Microsoft hat dies im Nachhinein natürlich ins Fleisch geschnitten, als Staaten anfingen zu fordern, dass Daten in Dateiformaten abgespeichert werden sollten, die ISO-genormt sind.

Heute, nach vielen Schlachten für und gegen OOXML, gibt es auch haufenweise Kritiker und Geschäftsleute, die gegen ODF wettern. Egal ob OOXML dann Norm ist oder nicht, ODF 1.2 wird es nicht mehr so leicht haben wie früher.

Drittens wurden die Anforderungen an OOXML hoch gelegt.

An OOXML werden hohe Anforderungen gelegt (zumindest von Staaten, die „Nein mit Kommentaren” gestimmt haben), was Interoperabilität, Zugänglichkeit, Implementierbarkeit, Zusammenarbeit mit anderen Standards usw. angeht. Die selben Anforderungen werden dann auch für ODF 1.2 gelten. Man wird sehen, ob die ODF-Arbeitsgruppen wirklich gründlich und unabhängig gearbeitet haben, wenn die Kritiker mit dem Suchen von technischen Mängeln oder Abhängigkeiten zu Sun-Produkten in ODF 1.2 beginnen.

Die Hürde für ODF 1.2 wird größer sein, wenn OOXML als ISO-Norm scheitert, und kleiner, wenn OOXML doch noch zur Norm wird. Darum wundert es nicht, dass Sun Microsystems (der Hauptproduzent und Schirmherr von OpenOffice.org und OpenDocument) die Normierung von Microsofts OOXML befürwortet.

Eigentlich wollte Mozilla jedes Jahr eine neue Version ihres Steckenpferdes Firefox veröffentlichen. Daraus wird leider nichts mehr in diesem Jahr, denn frühestens im November wird die erste Beta-Version des neuesten Browsers erscheinen und Anfang Frühling 2008 die endgültige Version.

Abzusehen war dies natürlich schon im Frühjahr. Die Entwicklung von Firefox 2 war im Februar, März 2006 schon in vollem Gang, die erste Beta kam im Sommer, veröffentlicht wurde im Herbst. Bei Firefox 3 alias Gran Paradiso hingegen wurden konkrete Entwicklungen erst ab April, Mai 2007 implementiert und diskutiert. Die Zeit davor wurde zum Brainstorming verwendet und Gecko 1.9 bedurfte noch vieler Korrekturen, bevor man effektiv an der Oberfläche – sprich: Firefox – arbeiten konnte.

Zudem hat Gecko noch nie so viele Veränderungen unter der Haube erfahren wie mit dem Sprung von Firefox 2 auf Firefox 3. Ich weiß, Otto Normalverbraucher (außer ein Mac OS X-Anwender) wird oberflächlich keine großen Unterschiede feststellen, aber sie sind da. Zusammen mit dem Haufen neuer Funktionen und Funktionsverbesserungen sind sie für die Verzögerung verantwortlich. Da helfen auch die vielen von Mozilla bezahlten Programmierer und die unzähligen Freiwilligen nichts.

1. Beta

Die erste Beta von Firefox 3 wird mit der nächsten (9.) Meilenstein-Version frühestens Mitte November 2007 erscheinen. Danach geht es hoffentlich schneller voran mit dem Abarbeiten der verbliebenen Fehler und den noch fehlenden Funktionen. Die Web 2.0-interaktive Seite Gran Paradiso Firefox PRD Tracking zeigt den aktuellen Stand der Entwicklung.

Als nächstes

Das nächste große Projekt von Mozilla, „Gecko 2”, wird noch mindestens 2 Jahre Arbeit beanspruchen, weswegen eine Zwischenversion namens Firefox 3.5 (oder wie die Nummer immer heißen mag) im Jahr 2008/2009 sicherlich nicht unwahrscheinlich ist – analog zu Firefox 2 (Gecko 1.8.1), das aus Sicht der Gecko-Entwickler eine Zwischenversion zwischen Firefox 1.5 (Gecko 1.8) und Firefox 3 (Gecko 1.9) darstellte. In dieser Zwischenversion mit Gecko 1.9.1 könnte man dann die Webstandards-Fähigkeit verbessern und jene Funktionen erweitern, wie man sie ursprünglich für Firefox 3 geplant hatte, wegen Zeitmangels aber entfallen mussten, und darüber hinaus. Verbesserungs- und Vereinfachungspotential gibt es immer. Es müssen nicht immer ganz neue Funktionen sein.

Viele Leute laden sich Firefox aus dem Web herunter.

Viele Leute? Ja, aber ein kleines Dorf leistet wider… ich meine, eine beachtliche Anzahl dieser Leute wechselt kurz danach wieder zum alten Browser.

Seit Sommer 2007 gibt es die „Retention”-Seite im Mozilla-Wiki, die dieses Problem angehen soll. Diese Aktion hat schon Früchte getragen wie die im Entstehen begriffene Support-Website oder verbesserte Installationseinstellungen wie in Bug #392137 beschrieben.

Daneben gibt es noch andere Aktivitäten, zum Beispiel die Arbeiten auf Giant Spatula und Intro the Fuzz, die sich mit neuen Werbeformen und besseren Webseiten für die Installation und nach der Installation beschäftigen.

Im Prinzip kann ich alles davon nur herzlichst unterstützen. Nichts ist wichtiger als ein gelungener Webauftritt und weiterführende Hilfen nach der Installation des Browsers, wie es auch der Internet Explorer 7 jetzt bietet, um neue Benutzer an der Hand zu führen und Vorzüge des Produktes zu zeigen.

Bildschirmfoto der IE7-Einstiegs-Website
IE7-Startseite (Oktober 2007)

Womit ich mich aber nicht anfreunden kann sind Flash-Seiten, wie sie teilweise vorgestellt werden. Ich hoffe, die damit beauftragten Agenturen können etwas anfangen mit Validität, Zugänglichkeit und Webstandards allgemein (verlinkte Beispiele auf Into the Fuzz zeigen Negatives). Da Mozilla aber von vielen Webstandards-Evangelisten beobachtet wird, nehme ich den schlimmsten Fall (Flash-Werbeseiten/-Startseiten/-Installationsseiten) erstmal nicht an.

Bildschirmfoto eines Vorschlags für eine neue Firefox-Download-Seite
Vorschlag von Giant Spatula/Into the Fuzz für eine neue Download-Seite

Jedenfalls hoffe ich auf neue Webseiten zum Start von Firefox 3 im Frühjahr 2008. Denn auch Open Source-Produkte können optisch ansprechen und ausreichend Hilfe bieten für unerfahrene Benutzer.