Ich bin heute aus allen Wolken gefallen, als die Nachricht plötzlich auf allen Online-Kanälen verkündet wurde: Entwickler, freiwillige Mitarbeiter und Firmen rund um Open-Source oder OpenOffice.org sowie Linux-Distributoren haben sich zusammengeschlossen und die Stiftung Document Foundation gegründet, um die Arbeit am freien Büropaket unabhängig von einer einzigen Firma zu koordinieren.

Gewünscht wurde dieser Schritt schon lange von vielen Mitarbeitern an OpenOffice.org sowie im Besonderen von Novell, das nebenher das Projekt Go-oo vorantrieb und Sun (und nun Oracle) diverse Hürden vorwarf, das Beitragen von neuen Programmteilen zu erschweren.

Ich bin gespannt, wie Oracle darauf reagiert. Wahrscheinlich auf altbekannte Weise entweder gar nicht oder abwertend. Man wird sehen. Ich wünsche der neuen Stiftung alles Gute und hoffe, dass unter deren Führung die Entwicklung des freien Büropakets weitergeht und im Gegensatz zu den letzten Monaten wieder mehr an Fahrt aufnimmt.

Noch ein Zitat aus Futurezone wegen des Namens:

Wichtig sei auch, dass LibreOffice kein „Fork“ von OpenOffice sei. Effenberger: „LibreOffice ist explizit ein vorübergehender Titel, den wir verwenden, bis hoffentlich die Markenrechte geklärt sein werden. Wir hoffen natürlich darauf, dass wir auch weiterhin den Namen OpenOffice verwenden dürfen.“

Ausgewählte Online-Artikel (von den unzähligen da draußen):

OOXML macht(e) der ISO zu schaffen. Darum wurden nun ein paar Änderungen im Verfahrensweg hin zu einer neuer Norm vorgenommen, damit so ein Schlamassel wie bei OOXML nicht mehr passiert. Robert Weir und andere berichten darüber ausführlicher.

Meiner Meinung nach sind da vernünftige Verbesserungen dabei wie z.B., dass bei einer Abstimmung nur mehr mit Ja, Nein oder Nein mit Kommentaren abgestimmt werden darf und nicht mehr wie bisher auch mit Ja mit Kommentaren. Bei OOXML hat sich gezeigt, dass sich auch nach mehreren Jahren nicht um diese Kommentare gekümmert wird, wenn die Norm bereits verabschiedet worden ist. Das ist so wie mit EU-Beitritten: Vor einem EU-Beitritt kann man dem Beitrittskandidaten alles Mögliche und Unmögliche vorschreiben und er setzt es um. Ist dieser Staat aber einmal beigetreten, ist es mangels Sanktion(smöglichkeit)en vorbei mit der weiteren Umsetzung der EU-Vorschriften.

Wenn ein Land an einem Normenvorschlag zukünftig etwas auszusetzen hat, kann nur noch mit Nein mit Kommentaren abgestimmt werden oder man winkt die Norm eben so durch, wie sie ist, und akzeptiert die Mängel.

Mit den jetzigen Änderungen wäre OOXML nie auf diese schnelle Weise zur Norm erhoben worden.

Rob Weirs Blog ist immer mal wieder gut zu lesen, wenn man sich für ODF interessiert. Immerhin ist er einer der treibenden Kräfte von IBM hinter ODF.

Ein paar Online-Magazine haben des Themas ODF 1.2 Begins Final 60-day Public Review in Roberts Blog aufgegriffen und darüber berichtet: Vor kurzem hat die öffentliche Begutachtung von ODF 1.2 begonnen. Wenn das abgeschlossen ist (nach spätestens 75 Tagen), gibt es eine Abstimmung innerhalb der OASIS, ob ODF 1.2 zur offiziellen OASIS-Norm werden darf. Wenn alles erfolgreich verläuft, wird ODF 1.2 noch im 4. Quartal 2010 der Arbeitsgruppe ISO/IEC JTC1 übergeben, die für die Normierung von ODF zuständig ist. Möglicherweise wird dann noch 2011 ISO/IEC 26300 mit ODF 1.2 die bisherige Norm aus dem Jahr 2006 mit ODF 1.0 ablösen.

Natürlich vorausgesetzt, dass keine schwerwiegenden Fehler mehr gefunden werden oder sich keine von bestimmten Firmen gesponserte Normeninstitutsvertreter quer stellen.

Das Kuriose an der Sache ist, dass bereits ODF 1.1 den Normierungsprozess durchläuft und auch irgendwann 2011 bei der ISO/IEC verabschiedet wird: Introducing ISO ODF 1.1. Wobei ODF 1.1 eigentlich nur als Novellierung von ODF 1.0 anzusehen ist. ODF 1.2 ist dagegen ein vollständiger und erweiterter Ersatz der bisherigen Norm. Durch die parallele Normierung (Aktualisierung) von ODF 1.1 wird langsamen Implementierern wir Microsoft der Boden entzogen, in deren Produkten auf die älteste ODF-Norm in Version 1.0 zu beharren anstatt auf ODF 1.1 oder dem noch nicht veröffentlichten ODF 1.2 zu setzen.

ODF 1.1 bringt eigentlich nur kleine Zugänglichkeitsverbesserungen. ODF 1.2 hingegen bringt eine bis ins Detail spezifizierte Formelsprache (OpenFormula) mit sowie viele neue Funktionen und einen eigenen Paketierungsabschnitt, den auch andere XML-Formate wiederverwenden könnten.

Derjenige, der maßgeblich daran beteiligt war, Microsofts OOXML als Norm in den ISO-Gremien wortwörtlich durchzudrücken, hat sich nun zu Wort gemeldet – 2 Jahre, nachdem DIS 29500 in einem umstrittenen Verfahren abgesegnet worden ist.

Um was geht es? Ich habe früher schon darüber berichtet:

  1. Microsofts OOXML ist durch
  2. Bald OOXML-Abstimmung, ISO-Komitee lahm gelegt
  3. Die Probleme mit Office Open XML (OOXML)
  4. Accessibility Issues with Office Open XML
  5. Links zum Thema ODF gegen OOXML
  6. Suche nach Widersprüchlichkeiten bei OOXML

Außerdem gibt es auch bei Rob Weir manchmal einen interessanten Beitrag dazu wie z.B. Asking the right questions about Office 2010’s OOXML support.

Komödie oder eher Tragödie

Nun, diese Nachricht von Alex Brown ist wenig überraschend und Microsofts Verhalten war vorherzusehen. Die ganze Geschichte mit der Normierung von Microsofts internem Dateiformat für sein Office-Paket war so offensichtlich aufgezogen, dass man es von Anfang an nicht anders deuten konnte als eine Schmierenkomödie – falls man kein Lobbyist für Microsoft war oder von einem solchen geblendet worden ist.

Das kommt eben heraus, wenn man ein (vormals oder vermeintlich) unabhängiges Normengremium von einer Firma öffentlich missbrauchen lässt.

Der Vorteil für Microsoft liegt auf der Hand: Sie haben das Argument gegenüber Kunden gewonnen, ein genormtes ISO-Dateiformat anbieten zu können (natürlich stimmt das nicht, da Microsoft Office eben nicht das ISO-genormte OOXML verwendet, sondern seine eigene Abwandlung davon; aber das wissen die Kunden ja nicht).

Und der Vorteil für die ISO? Es gibt keinen. Falls es jemals einen gegeben hat (vielleicht mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Wirtschaft auch abseits der Schraubenhersteller), so wurde er längst durch den in eingeweihten Kreisen zerstörten guten Ruf und Microsofts Verhalten in den letzten 2 Jahren neutralisiert.

Fazit für MS Office

Microsoft Office 2010 wird kein korrektes ISO 29500 verarbeiten und speichern können. Auch 2 Jahre nach der Verabschiedung des hauseigenen Dateiformats nicht. Es gibt zugegebenermaßen einige Abweichungen von Microsofts ursprünglichem Vorschlag in der Norm, aber in 2 Jahren muss ein großer Konzern doch in der Lage sein, einen angeblich so einfach zu implementierbaren Standard und die darin enthaltenen Änderungen durch die ISO in das eigene Produkt zu übernehmen.

Microsoft Office kann auch nicht anständig mit ISO 26300 (ODF) umgehen. 2008 gab es noch Hoffnungen diesbezüglich, aber die haben sich verflogen. Robert Weir hat das letztes Jahr eingehend untersucht: 1. Artikel, 2. Artikel über Microsoft Excels Zerstörung von ODF-Formeln. Offensichtlicher kann man eine konkurrierende ISO-Norm nicht torpedieren und für Kunden unattraktiv machen.

(Das erinnert mich alles ein wenig an Microsofts Vorgehen bei der Umstellung der Londoner Börse auf Windows-Server: Microsoft hat das werbewirksam für sich ausgeschlachtet und die Konkurrenz verbal niedergemacht. Dass London kurze Zeit später wieder weg von Windows und auf Linux umgestiegen ist, wie übrigens alle großen Börsen der Welt, wird natürlich totgeschwiegen. Microsofts Konkurrenz hat keinen werbewirksamen Gewinn davon, da sie nicht die Marktmacht und die Geldmittel wie Microsoft besitzen.)

Mit jeder neuen Version von OpenOffice.org wird die Benutzerfreundlichkeit erhöht. Eine unrühmliche Ausnahme stellt die 3.1er-Reihe dar, die mehrere neue Probleme schaffte – unter anderem ungewolltes Zum-Cursor-zurückspringen oder dass Dialogfenster im Hintergrund geöffnet werden.

So sind auch in OOo 3.2 wieder einige Probleme aus meiner Usability-Liste behoben worden. Die Behebung der Problem geschah nicht wegen meiner Liste, aber wenn man bei wirklich offensichtlichen Problemen die Werbetrommel ausreichend rührt, schauen manchmal ein paar Entwickler oder Verantwortliche auf das Problem und versuchen es zu beheben.

Um die Akzeptanz bei Umsteigern weiter zu erhöhen und bisherigen Nutzern ein effektiveres Umgehen mit dem Programm zu ermöglichen, müssen noch einige Hürden genommen werden. Darum habe ich eine Liste von 10 von mir frei zusammengesuchten Problemen erstellt, die ich 2010 gern gelöst sehen würde. Und die Hoffnung stirbt zuletzt.

  1. Easier Cropping and rotating of images (Writer)
  2. Compare Document doesn’t compare tables (Writer)
  3. Show quantity of selected cells in the „Name Box“ of the Formula Bar (Calc)
  4. Find & Replace: keep the „More Options“ dialog open when item is selected (Calc, planned for 3.3)
  5. Calc loses selected range in a sheet when going to another sheet (Calc)
  6. „Restart Numbering“ on first list item not preserved (Writer)
  7. Jumping when selecting image (Writer)
  8. Editing document with pictures and frames is jumpy (Writer)
  9. Deleting graphics makes display jump (Writer)
  10. MSInteroperability-18: watermarks (Writer)

Falls jemand diese Probleme ebenfalls behoben haben möchte, bitte ich dafür im Issue-Eintrag seine Stimme abzugeben (auf „Vote for this issue“ klicken) oder in Mailinglisten oder sonstwo Entwickler direkt und konstruktiv darauf anzusprechen.

Habt ihr euch so eine Liste? Oder welche Issues würdet ihr einsetzen statt meiner?

Zu OpenOffice.org 3.0 und 3.1 habe ich ausführlichere Artikel geschrieben. Diesmal verweise ich vorzugsweise auf die bebilderte offizielle Seite Neue Funktionen in OpenOffice.org 3.2.

Auch andere haben darüber berichtet: Golem, LinuxCommunity (auch hier), Linux-Magazin, Pro-Linux.de, UbuntuUsers.de, Ubuntu-Center, derStandard.at oder Heise.

Schön zu sehen ist, dass auch einige Punkte in 3.2 behoben wurden, die in der von mir gepflegten Usability-Liste stehen.

Beim Arbeiten merke ich vor allem deutliche Geschwindigkeitszuwächse und das Ende der nervenden Zurück-zum-Cursor-Sprünge beim Scrollen.

Für 3.3 sind auch schon Neuerungen geplant. Die größten werden sicher die ersten Ableitungen aus dem Projekt Renaissance und der überarbeitete und verbesserte Druckdialog sein, der nun auch eine Vorschau der Seiten anzeigt.

OpenOffice.org herunterladen.

Ich habe Mozilla bereits vor einem dreiviertel Jahr über die betrügerische Seite mozilla.at in Kenntnis gesetzt. Zwischenzeitlich gab es dort andere Software im Angebot. Ich dachte, das Thema wäre für Firefox nun erledigt. Dem ist aber anscheinend immer noch nicht so, denn die Seite ist wieder mit Firefox auf Kundenfang und sogar die österreichische Tageszeitung derStandard.at berichtet darüber.

Mozilla geht schon lange gezielt gegen solche Betrügerseiten vor, die dem Ruf von Mozilla und freier Software allgemein schaden. Ich hoffe, die Rechtsabteilung verlangt die Übergabe der Domains an Mozilla und dass dies auch gelingt. Mozilla.de konnte auch erst nach langem von Mozilla übernommen werden.

In der Zwischenzeit kann man nur warnen: Holt euch Programme nur von der Seite des Originalherstellers! Und sagt und zeigt dies auch euren Freunden und Verwandten!

Viele freie Programme sind z.B. auf SourceForge beheimatet wie das FTP-Programm FileZilla oder das Programm PDFCreator zum erstellen von PDF-Dateien unter Windows. Andere Projekte haben ihre eigenen großen Portale wie OpenOffice.org, Gimp, Inkscape – oder Firefox und Thunderbird.

Im Zweifel kann man die Suchmaschine seiner Wahl befragen. Die Herstellerseiten werden meistens weit oben gelistet.

Wie alle bekannten Open-Source-Projekte hat neben Mozilla besonders auch OpenOffice.org mit Betrügern zu kämpfen. Auf der eigens erstellten Seite OpenOffice.org und Abofallen klären sie darüber auf. Wir können auch ihnen nur alle Gute im Kampf gegen diese Betrüger wünschen.

Seit Monaten wird bei Sun mithilfe vieler freiwilliger Kreativer nach Wegen gesucht, wie die Oberfläche von OpenOffice.org leichter bedienbarer gemacht werden kann. Dazu wurde das Projekt Renaissance ins Leben gerufen. Das Ziel ist „Create a User Interface so that OpenOffice.org becomes the users‘ choice not only out of need, but also out of desire“.

Die erste Phase des Projekts, die Suche nach Vorschlägen von Benutzern und Designern, ist seit Wochen abgeschlossen. Derzeit läuft die Phase des Prototyping, bei der der Prototyp sogar live ausprobiert werden kann: http://tools.services.openoffice.org/impressprototype/impressprototype.jnlp (benötigt Java).

Wer Einfluss nehmen will auf die Gestaltung der künftigen Oberfläche (zuerst von Impress, später hoffentlich auch für alle anderen Anwendungen), sollte sich in die Diskussionen einklinken und seine Ideen und Kritiken den Verantwortlichen mitteilen.

Sehr informativ für alle Interessierten sind auch die Präsentationen, die monatlich zu bestimmten Anlässen veröffentlicht werden.

Hier noch eine kleine Liste von Blogbeiträgen aus GULLFOSS:

Nachdem ich erst kürzlich das Schullinux nach Kremser Art gefunden habe, offenbart sich mir ein weiteres Linuxprojekt für österreichische Schulen: desktop4education.

Als Teil des EU-Aktionsplans i2010 wolle man den Einsatz von Open Source Software an österreichischen Schulen fördern, schreibt das Ministerium den Direktoren in einem Begleitschreiben. Der Plan sieht vor, ab 2010 das Geld für die Lizenzen von Office-Software an Schulen zu streichen, ab 2012 will man auch keine Kosten für Betriebssysteme mehr tragen. Deshalb planen inzwischen immer mehr Schulen den Wechsel zu Open Office und Linux.

Wenn das wirklich stimmt, wäre das eine gute Sache – weg vom Konzern- hin zu offenerem Denken. Nur allein der Glaube daran fehlt mir. Und sei es, dass Microsoft die Lizenzen dann eben herschenkt.

Auf die weitere Entwicklung bin ich jedenfalls gespannt.

Seit kurzem ist das Servicepack 2 für Microsoft Office 2007 fertig und kann von der Microsoft-Website heruntergeladen werden. Ich und sicher viele andere haben lange auf diesen Augenblick gewartet: endlich native Unterstützung des genormten OpenDocument-Dateiformats durch ein Microsoft’sches Hauptprodukt.

Angekündigt wurde die neue Interoperabilitätswelle seitens Microsoft vielerorts (wie in ODF Implementation Notes for Office 2007 SP2). Von Rob Weir und OpenOffice.org-Ninja wurde die ODF-Fähigkeit des SP2 nun grob unter die Lupe genommen: Update on ODF Spreadsheet Interoperability für Tabellenkalkulationen und Microsoft support for OpenDocument ganz kurz für Textverarbeitung.

Alles in allem ist die Interoperabilität zwischen Microsoft’schen ODF-Dateien und denen anderer Software-Hersteller (OpenOffice, KOffice, Google …) noch eher bescheiden. Leider. Aber es ist ein erster Schritt und hoffentlich werden die internen MSO2007-Konverter noch vor dem nächsten Servicepack aktualisiert, wie es bei dem CleverAger-Add-in regelmäßig geschieht. Die Zeit zwischen MSO-Servicepacks ist nämlich sehr lange. Zu lange. (Und es solle ja niemand sagen können, nur MS-eigene Dateiformate erhalten die Interoperabilität und ODF nicht. ;-)

Nun ist nur noch zu hoffen, dass die Ausarbeitung der Spezifikation von ODF 1.2 bald seinen Abschluss findet und in die ISO-Gremien überführt werden kann. Das wäre ein großer Schritt, damit alle ODF-Software-Hersteller (außer Sun Microsystems) von ODF 1.1 auf ODF 1.2 umsteigen können, was der Interoperabilität einen Schub und den Herstellern mehr Möglichkeiten geben würde.

Ich habe heute kurz die ODF-Mailingliste durchstöbert und ein paar interessante Informationen entdeckt.

Derzeit laufen anscheinend die Abschlussarbeiten zu ODF 1.2 im Technischen Komitee für ODF bei der OASIS. In den nächsten Monaten wird der Entwurf der Öffentlichkeit zur Begutachtung präsentiert (die laufenden Arbeiten können jedoch auch schon bei der OASIS eingesehen werden). Danach wird bei der OASIS über ODF 1.2 abgestimmt. Und erst danach wird ODF 1.2 an die ISO weitergeleitet, wo ODF 1.0 bereits als IS 26300 als Norm zertifiziert ist.

Währenddessen wird bis Ende März um Vorschläge gebeten, was in ODF nach Version 1.2 integriert und verbessert werden soll. Die nächste ODF-Version wird „ODF-Next“ genannt. Robert Weir hat dazu in der Mailingliste zu ODF Anfang Februar 2009 einen Textentwurf geschrieben. (Ich habe nicht gesucht, ob diese Ankündigung in der Mailingliste oder sonst wo bereits offiziell verkündet worden ist. Da das Zeitfenster bis 31. März 2009 jedoch sehr kurz ist, gehe ich davon aus, dass das schon geschehen ist.) Die Vorschläge werden gesammelt und am 1. Mai 2009 dem Technischen Komitee vorgestellt.

Weiters hat Robert Weir in der Mailingliste angefragt, ob der Wille und die Zeit dazu besteht, ODF 1.1 bei der ISO einzureichen und die Neuerungen von ODF 1.1 als Ergänzung zu ISO/IEC 26300:2006 zu veröffentlichen.

Auf die Antwort eines Brasilianers, der lieber auf ODF 1.2 warten würde, da der Übersetzungsaufwand so hoch ist und ODF 1.2 ja fast fertig sei, antwortete Dennis Hamilton:

With regard to timing, you said

    "I think that this should be a good idea a few years ago, 
    but with ODF 1.2 almost ready, this decision would impose
    us an unnecessary effort."


I don’t think ODF 1.2 is almost ready as an ISO Standard, and I haven’t done the math on the PAS submission time sequence, but it seems to me that we might be as much as two years away from appearance of an IS for ODF 1.2.Quelle

Also laut seiner Schätzung wird es noch zwei Jahre dauern, bis ODF 1.2 eine ISO-Norm wird.

Ende März oder Anfang April wird voraussichtlich das kostenlose Büropaket OpenOffice.org in Version 3.1 erscheinen. Es wird die ersten Neuerungen bieten, seit Version 3.0 im Herbst 2008 veröffentlicht worden ist. Diese hatte schon viele kleine Verbesserungen der Benutzbarkeit und neue Funktionen geboten. Hier nun die Liste meiner bevorzugten Neuerungen ohne besondere Reihenfolge, die auf alle Fälle in Version 3.1 enthalten sein werden.

  • Von einem Benutzer geöffnete Dateien werden für andere gesperrt, auch wenn sie nicht OpenDocument-Dateien sind (Issue 95528 und die Verbesserung in Issue 95809) – in Version 3.0 wurden nur OpenDocument-Dateien (.odt, .ods usw.) und keine .doc-Dateien u.ä. mit einem vom Betriebssystem unabhängigen Mechanismus für weitere Zugriffe gesperrt
  • Tabellenblätter in Calc kann man nun mit einem Doppelklick auf den Tabellennamen ändern (Issue 4517) – bisher ging das nur mit einem Rechtsklick mit der Maus und der Auswahl „Tabelle umbenennen“
  • Calc zeigt nun die Formelsyntax als Kurzinfo/Tooltipp während des Schreibens an (Issue 86856) – damit soll man sich das händische Nachschlagen in der Hilfe, wenn man eine Formel nicht mehr auswendig weiß
  • Der nützliche Zoom-Schieberegler in der Statusleiste von Writer ist nun auch in Calc, Draw und Impress verfügbar (Issue 88437 und Issue 88438)
  • In der Seitenvoransicht von Calc kann man den Skalierungsfaktor nun mit einem Schieberegler ändern (Issue 88521) – im Gegensatz zum Zoom-Schieberegler, der sich nur auf die Ansicht am Bildschirm beschränkt, ändert man mit dem Skalierungsfaktor die Größe der Schrift beim Drucken; mit dem Schieberegler erspart man sich das Suchen des Faktors in der Seitenvorlage im Reiter „Tabelle“; zur besseren Benutzbarkeit fehlt aber noch die Anzeige des aktuellen Skalierungsfaktors neben dem Schieberegler
  • In der Seitenvoransicht von Calc kann man nun auch mit der Maus zwischen den Seiten blättern und nicht nur mit der „Bild rauf/Bild runter“-Taste oder einem Klick auf das Symbol „Nächste Seite“ (Issue 89145)
  • In Writer steht nun der Schrifteffekt „Überstreichung“ neben den bisher verfügbaren Möglichkeiten „Durchstreichung“ und „Unterstreichung“ zur Verfügung (Issue 5991) – dafür wurde in den Absatzvorlagen der Reiter „Schrifteffekte“ übersichtlicher gestaltet
  • In Writer ist es nun möglich, einer beliebigen Vorlage den Status einer Überschrift zuzuweisen (Issue 70748) – damit können neue Ebenen in Überschriften und Inhaltsverzeichnissen hinzugefügt werden; in den Absatzvorlagen wurde dafür der Reiter „Nummerierung“ in „Gliederung & Nummerierung“ geändert und mit einer Gliederungsmöglichkeit versehen; dieses neue „Outline-Level“ gehört zu meinen in 3.0 vermissten Neuerungen
  • Mit einem Rechtsklick per Maus kann man in Writer nun mehr Einstellungen zu Hyperlinks vornehmen (Issue 7311) – damit wird das Ändern und Entfernen von Hyperlinks einfacher
  • Den Transparenzeffekt beim Markieren von Inhalten, der mit Calc in Version 3.0 eingeführt worden ist, gibt es nun auch in Writer (Issue 88893) – damit wird die Darstellung hübscher
  • Die Erweiterung „OpenOffice.org Usage Feedback“ wird ab Version 3.1 verfügbar sein und soll den Entwickler helfen, anonymisierte Daten über das Benutzerverhalten zu erhalten (Issue 90370, Wiki-Artikel) – mit dem zweiten Start von OpenOffice.org 3.1 wird sich ein Dialog öffnen und fragen, ob man am Improvement Program/Feedback Program teilnehmen möchte; die Einstellungen dazu und die gesammelten Daten sind über die Optionen abrufbar
  • Der Reiter „Benutzer“ in den Dokumenteigenschaften wird ersetzt durch „Dokumentinformation“ und bietet nun vielfältigere Möglichkeiten, Informationen zu hinterlegen (Issue 86606) – theoretisch unendlich mehr als die bisher nur 4 Felder stehen zur Verfügung, um Informationen wie ein x-beliebiges Datum, Korrekturhinweise, Sprache usw. abzuspeichern; dieser Metadaten-Editor gehört zu meinen in 3.0 vermissten Neuerungen

Doch zwei Probleme tun sich mit 3.1 auf, die für mich wenig erfreulich sind:

  • Die Einzüge von Listen heben ab OOo 3.0.1 die Einzüge von Absätzen auf (Issue 98241). D.h. besitzt der Text einen Einzug, was bei technischen Dokumentationen vielfach der Fall ist, um am linken Seitenrand Platz für Symbole und Hinweistexte zu haben, wird dieser Einzug bei Listen ignoriert und die Liste fängt von ganz links an. Diese Änderung beim Verhalten von Einzügen bei Listen, so hat mir Oliver Wittmann von Sun Microsystems mitgeteilt, wurde wegen Kompatibilitätsgründen zu Microsoft Office eingeführt, das auch ein solches Verhalten zeigt. – Normalerweise bin ich immer für bessere Kompatibilität zu Konkurrenzprodukten. Aber in diesem Fall trifft mich die Änderung hart, da das Verwalten von Listen(-vorlagen) innerhalb von Absätzen (Absatzvorlagen) nun verkompliziert worden ist, wenn man bei Absätzen Einzüge verwendet.
  • Aufgrund einer Änderung (Verbesserung) im Verhalten von Seitenumbrüchen in Unterdokumenten von Globaldokumenten (in MSO Zentraldokumente genannt) fängt nun jedes Unterdokument automatisch auf einer neuen Seite an, egal ob man das will oder nicht (Issue 98283). Wegen Crash-Issue 94285 kann ich in Globaldokumenten und Unterdokumenten nicht nur mit „weichen Seitenvorlagenformatierungen“ arbeiten, und durch die Änderung mit OOo 3.1 fängt nun jedes Unterdokument mit Seite 2 an anstatt mit Seite 1. Das macht die richtige Zählung von Seitenzahlen und deren Darstellung in Inhaltsverzeichnissen unmöglich. Oliver hat mir hierzu versprochen, dass er zumindest das Crash-Issue auf seine sehr umfangreiche Liste der geplanten Arbeiten an OOo 3.2 setzen wird. Ich hoffe, er findet Zeit dafür!
    Zusatz 07.05.2009: Crash-Issue 94285 ist in 3.2 behoben! Vielen Dank, Oliver! Da ich meine Vorlagenstruktur geändert habe und nun nur noch „sauber“ mit Seitenvorlagen arbeite, die von Überschriften gesetzt werden, ist die Lösung des Problems von Issue 98283 für mich in diesem Fall nun nicht mehr relevant.

Trotz mangelnder Ressourcen hoffe ich auf eine Lösung bei OOo 3.2 zumindest für das 2. Problem. Ersteres wird wohl nicht mehr zu ändern sein.

Issue-Listen (Achtung: lange Ladezeiten): Geplant oder fertig für OpenOffice.org 3.1 (März/April 2009), Geplant oder fertig für OpenOffice.org 3.2 (September 2009)

Zusatz am 07.05.2009:
Auch bei Heise Open gibt es nun einen übersichtlichen Artikel über die wichtigsten Endbenutzerneuerungen von OpenOffice.org 3.1.0!

Im September 2008 wird OpenOffice.org 3.0 veröffentlicht. Die regelmäßig erscheinenden Alpha-Versionen habe ich aber schon getestet (nicht die öffentlich beworbenen Beta-Versionen, die bereits am Tag der Veröffentlichung schon veraltet sind) und ich freue mich auf die kommende 3er-Reihe von OpenOffice.org, die für mich wichtige neue Funktionen und Verbesserungen an der Benutzerfreundlichkeit bringt.

4 Dinge haben mich bisher davon abgehalten, OOo auch in der Firma mit anderen zu nutzen. Nun sind sie Teil des kostenlosen Office-Pakets:

  • Inhaltsverzeichnisse mit Kapitelnummer erster Ebene + Seitennummer:
    Die Verwendung von Seitennummern in der Form „Kapitel (1. Ebene) + Seitennummer“ war bisher in Inhaltsverzeichnissen in Writer nicht möglich. Das ist aber nützlich, wenn man mehrere Dokumente separat verwaltet, die zu einem Ganzen gehören (zum Beispiel besteht eine Betriebsanleitung aus mehreren Kapiteln). Mit einem Verweis auf Seite 2-15 kann man auf die 15. Seite des 2. Kapitels verweisen. Das hat den Vorteil, dass man nicht das Ganze ändern muss, wenn sich bei einem Kapitel die Seitenzahl ändert – jedes Kapitel ist unabhängig. Mein herzlichster Dank geht an Giuseppe Castagno, der das in OOo 3.0 und ODF 1.2 ermöglicht hat. (Issue 53420)
  • Mehr erlaubte Zeichen für Calc-Tabellennamen:
    Bisher waren in Calc nur die Buchstaben des Alphabets, Zahlen und der Unterstrich für Tabellennamen erlaubt. Das ergab aber Probleme mit importierten Tabellen aus Excel oder bei automatisch erstellten Tabellen, die dann zum Beispiel „Bsp__12“ hießen statt „Bsp.#12“ – sehr nervend. Nun endlich sind fast alle möglichen Zeichen erlaubt (außer []*/\‘:) und Konvertierungsprobleme oder der Mangel an Bezeichnungsmöglichkeiten sind vorbei. Das Erlauben von : wäre zwar auch noch sinnvoll, zum Beispiel für Zeitangaben (2008-07-14 18:34), aber wir wollen nicht kleinlich sein. Mein Dank geht an Eike Rathke und den anderen Mithelfenden, dass dieser alte Makel endlich der Vergangenheit angehört. (Issue 6087, frisch verfügbar seit DEV300_m24)
  • Seitenweises Scrollen mit der Maus in der Seitenvorschau:
    Einen nervigen Fehler (für mich und viele andere war es ein Fehler, für einige Entwickler war es ein „Feature“!) gab es in der Seitenvorschau in Writer, wo man beim Scrollen mit dem Mausrad nicht eine einzelne Seite vor- und rückwärts blätterte, sondern gleich drei (oder je nachdem, wie man die Scrolleinstellung mit der Maus systemweit eingestellt hat). Dadurch übersah man leicht die dazwischen liegenden Seiten. Endlich wurde das behoben und man blättert nun nur noch eine Seite vor und zurück, egal was in den Mauseinstellungen steht. (Issue 19414)
  • Bessere Notizen in Writer:
    Ein eher peinliches Aussehen und eine miserable Handhabung boten die Notizen in Writer bis OOo 2.x. Mit der neuen Implementierung Notes2 von Maximilian Odendahl schließt OOo an das Aussehen und die Funktionalität des Office-Hauptkonkurrenten an. So kann man Notizen auch endlich seinem Chef präsentieren. Danke an die Entwickler! (Issue 6193)

Da diese Probleme nun gelöst sind, steht für mich der Verbreitung von OOo 3.0 in der Firmenumgebung nichts mehr im Weg.

Darüber hinaus gibt es noch manche Änderungen, die ich zwar nicht als obligatorisch ansehe, die aber einen wesentlichen Mehrwert für Benutzer und/oder Administrator bringen:

  • Neue Symbole:
    Lange habe ich gewartet, dass die altertümlichen 90er-Jahre-Symbole endlich per Voreinstellung ausgetauscht werden. Das Galaxy-Projekt lag lange im öffentlichen Dornröschenschlaf. Es ist deshalb umso erfreulicher, dass es endlich umgesetzt wurde. Zwar gibt es für Klickibunti-Fans immer noch kein Erscheinungsbild à la Microsoft Office, aber das braucht ja auch nicht jeder.
  • Mehrere Seiten nebeneinander im Bearbeitungsmodus:
    In Zeiten immer breiter und größer werdender Bildschirme ist die Nutzung möglichst des gesamten Bildschirmplatzes wünschenswert. Darum ist es gut, dass zusammen mit einer überarbeitenden und benutzerfreundlicheren Zoom-Funktion, die Anordnung beliebig vieler Seiten neben- und untereinander im Bearbeitungsmodus (nicht nur in der Druckvorschau) in Writer ermöglicht wurde. (Issue 1598 und Issue 30522 – die neue Zoom-Funktion für Draw/Impress kommt leider erst mit OOo 3.1 im März 2009)
  • Installation von Updates (z.B. 3.0 auf 3.1) in das selbe Verzeichnis:
    Ich empfand es immer als sehr störend, dass sich jedes Update mit einem Versionssprung hinter der ersten Zahl in ein neues Programmverzeichnis installiert hat. Damit wurden alle Verknüpfungen zu Startdateien, die man händisch erstellt hat, wirkungslos. Selbst konnte ich das ja reparieren, aber bei unerfahrenen Benutzern wurde das zu einer unüberwindlichen Hürde. Mit OOo 3.0 gibt es fortan immer nur ein und das selbe Programmverzeichnis. Erst mit einem großen Versionssprung wie OOo 4.0 wird es wieder ein neues Verzeichnis geben. (Issue 33449)
  • Neuer Extension-Manager mit Wörterbüchern:
    Ein Segen ist auch der überarbeitete Extension-Manager, der sichtlich von Mozilla Firefox abgeschaut wurde (was ich nur begrüße – ein erfolgreiches Konzept sollte wiederverwendet werden, anstatt das Rad jedes Mal neu zu erfinden). Die Extension-Verwaltung ist damit übersichtlicher und einfacher geworden. Auch mein lange gehegter Wunsch, Wörterbücher endlich als Extensions verwalten zu können, ging endlich in Erfüllung. Die Verwaltung von Wörterbüchern war bisher die reinste Folter: händisches Kopieren von Wörterbuchdateien ins richtige Verzeichnis oder mittels eines fremden Macros, händisches Ändern einer Textdatei, um bestimmte Wörterbücher ein- oder auszuschalten. Nun geht das (hoffentlich) über die Oberfläche von OOo. Ich muss die Wörterbuch-Installation noch testen, hoffe aber, dass sie so einfach funktioniert wie bei Mozilla-Produkten. (Issue 83902)
  • Temporäre Datei zeigt Dokumentbearbeiter:
    Wenn jemand im Netzwerk eine Datei geöffnet hat, möchte man manchmal wissen, wer dieser jemand ist (damit man denjenigen zum Beispiel auffordern kann, die Datei freizugeben, weil man selbst damit arbeiten möchte). Ab OOo 3.0 wird im selben Verzeichnis neben der geöffneten OpenDocument-Datei eine temporäre Datei namens „.~lock.DATEINAME#“ erstellt. In dieser Textdatei stehen die Informationen des Benutzers. Eigentlich wurde das (wieder?) eingeführt, um Probleme mit Netzwerkzugriffen zu beseitigen. Mein Verwendungszweck stammt aber aus der Microsoft Office-Welt, wo göffnete .doc-Dateien eine temporäre Datei „~$DATEINAME“ erzeugen und man so leicht sehen kann, wer der Bearbeiter der Datei ist. (Issue 85794)
  • Verstellbare Ränder in der Druckvorschau von Calc:
    Excel-Nutzer sind es gewohnt, Seitenränder und Spaltenbreiten auch in der Druckvorschau ändern zu können. Ab OOo 3.0 ist dies auch in Calc möglich und erspart einem den Umweg über die Seitenvorlage. (Issue 51656)
  • Native Tabellen in Draw/Impress:
    Lange wurde es gefordert, von vielen wurde das Fehlen desselben in ODF 1.0/1.1 bemängelt. Nun endlich ist es Wirklichkeit geworden: native Tabellen in Draw/Impress. Leider bieten sie für mich noch zu wenig Funktionalität (da keine Zellvorlagen möglich). Darum werde ich vorerst weiterhin Calc-Tabellen in Draw/Impress bevorzugen, auch wenn das für manchen sowas ist wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. (Issue 68103)

Fehlen meiner Ansicht nach nur noch 2 Dinge (die schon lange angekündigt sind, es aber nicht in Alpha-Versionen geschafft haben und auf Version 3.1 verschoben wurden):

  • Metadaten-Editor für Dokumenteigenschaften:
    Unter „Datei > Eigenschaften“ befinden sich bisher nur 4 benutzerdefinierte Felder zum Eintragen von zusätzlichen Informationen. Laut Spezifikation ist aber vorgesehen, dies mit einen Metadaten-Editor zu erweitern, mit dem man dann flexiblere Angaben machen kann wie Copyright, Sprache, Status usw. (Issue 86606, 2. Bild im GULLFoss-Artikel)
  • Überarbeiteter Überschriftenmodus („outline level“ für Absätze und Absatzvorlagen):
    Das neue Outline Level (dt. Überschriftenebene) wird die Arbeit mit Überschriften in Writer vereinfachen und logischer machen, da man damit normale Absätze direkt und ohne Umweg über eine Listenvorlage oder eine Absatzvorlage in eine Überschrift verwandeln kann. Dazu wird der Reiter „Nummerierung“ in den Absatzvorlagen zu „Überschriften & Nummerierung“ erweitert. Dort kann man dann eine Überschriftenebene zuweisen. – Leider, leider, leider wurde die Implementierung auf OOo 3.1 verschoben. (Issue 70748)

Damit bietet OOo 3.0 eine erfreulich solide Basis für hoffentlich genau so viele Dateilverbesserungen in OOo 3.x, wie sie mit 2.3 und 2.4 in OOo 2 eingeflossen sind. Die Calc Quaterly Reviews geben Anlass zur Hoffnung. Sie müssen sich nur noch in der Umsetzungspraxis bewähren und auch bei den anderen Anwendungen (Writer, Impress, …) durchsetzen.

Issue-Listen (Achtung: lange Ladezeiten): Geplant oder fertig für OpenOffice.org 3.0 (September 2008), Geplant oder fertig für OpenOffice.org 3.1 (März 2009)

Wer Mozilla-Produkte wie Firefox oder Thunderbird kennt, wird mit dem Erweiterungskonzept vertraut sein und es zu schätzen wissen. Mit Erweiterungen (engl. add-ons) lassen sich Funktionen hinzufügen, die im Standardumfang des Produkts (noch) nicht dabei sind. Diese Möglichkeit gibt es seit einer ganzen Weile auch bei der Bürosoftware OpenOffice.org: die Extensions – auch wenn es leider noch nicht so vielfältig genutzt wird wie bei Mozilla.

Ein konkretes Problem hatte ich bisher damit, dass man über die Benutzeroberfläche Dokumenten nachträglich keine Dokumentvorlage zuweisen konnte. Entweder man erstellte ein Dokument mit einer Vorlage, oder man hatte Pech (oder lud nachträglich die Vorlagen händisch nach, was aber umständlich ist und man Nutzern erst einmal erklären muss). Es gibt auch sonst mehrere Nachteile, zum Beispiel wenn man die Vorlage an einen anderen Platz verschiebt (die Verknüpfung war dann verloren) oder man beim Öffnen des Dokuments auf „nicht aktualisieren“ klickt (dann ist die Verknüpfung ebenfalls für die Zukunft weg).

Nun habe ich vor kurzem die Erweiterung Template Changer von André Schnabel entdeckt und ausprobiert. Mithilfe dieser Erweiterung kann man endlich auch nachträglich eine Dokumentvorlage zuweisen, die dann auch in den Dokumenteigenschaften aufscheint. Eine Sache hat die Erweiterung aber nicht gelöst: Auch nach dem Zuweisen zu einer Dokumentvorlage wurde man beim späteren Öffnen des Dokuments nicht gefragt, ob das Dokument nach den Vorlagen der Dokumentvorlage aktualisiert werden soll (zum Beispiel nachdem man die Vorlage geändert hat).

Also schrieb ich André eine E-Mail und erklärte ihm mein Anliegen. Er antwortete sofort, er werde sehen, was sich machen lässt, prinzipiell sei es aber kein Problem. Ein paar Tage später bekam ich dann die Antwort „Neue Version der Extension ist online“ und Version 0.7 von Template Changer stand auf der Erweiterungs-Website von OpenOffice.org zur Verfügung. Mein Problem war gelöst!

Da kann ich abschließend nur sagen: Danke, André! Das Erweiterungskonzept von OpenOffice.org funktioniert.

OpenDocument (ODF) besser

Nachdem Microsoft offiziell die Unterstützung für ODF (OpenDocument) mit dem nächsten Update für Microsoft Office 2007 angekündigt hat, folgt die Aussage des Microsoft-Technikchefs der USA: „ODF has clearly won“ (heise, ubuntuusers). – Techniker denken eben logisch und nicht nur in blinder, propagandistischer Weise wie Verkäufer oder bloße Manager.
Achja, und die Normierung von OOXML ist erstmal auf Eis gelegt, bis Einwände von 4(!) P-Staaten ausgeräumt wurden (z.B. ubuntuusers, heise).

Firefox 3

Firefox 3 ist endlich erscheinen und für die Öffentlichkeit bereit! Laut Aussagen verschiedener Online-Medien ist die Akzeptanz der neuen Browser-Version enorm. Schon innerhalb weniger Tage haben viele Anwender auf die neue Version migriert. Der Browser-Kampf ist auf einer neuen Stufe angelangt. Außerdem hat Mozilla wohl einen neuen Rekord durch den Download-Day aufgestellt: die meisten Downloads eines Software-Programmes innerhalb von 24 Stunden.

Wine 1

Wine 1.0 ist erscheinen. Die runde Versionsnummer hat weniger mit speziellen neuen Funktionen als mit dem runden Datum zu tun: Wine ist nun 15 Jahre alt – und es gibt noch viel zu tun, um möglichst viele Windows-Programme auch unter Linux lauffähig zu machen.

Opera 9.5

Auch Opera hat einen neue Version: 9.50. Es gibt viel Neues und auch viele Verbesserungen hinsichtlich Webstandards. Ich habe es aber noch nicht ausprobiert und kann dazu nicht mehr sagen.

OpenSource-Animationskurzfilm „Big Buck Bunny“

Der Kurzfilm „Big Buck Bunny“ (zu Deutsch: „Großes Dickes Häschen“) ist Anfang Juni veröffentlicht worden. Das ist ein witziger Animationsfilm, der mit der OpenSource-3D-Software Blender erstellt worden ist (ubuntuusers). Sehr empfehlenswert und witzig! Um das Projekt zu unterstützen, kann man die DVD käuflich erwerben. Ansonsten steht der Download in verschiedenen Auflösungen jedem kostenlos zur Verfügung.

Wien im festen Griff Microsofts

Die Stadtgemeinde Wien installiert auf einigen bisher alleinigen Linux-Rechnern ein Dual-Boot-System mit Microsoft Vista: Wien stellt Computer teilweise wieder von Linux auf Windows um, Linux in Wien kämpft mit Kompatibilitätsproblemen, SPÖ prüft Zukunft von Wienux, Kindergarten -Sprachsoftware kann nicht mit Wienux.
Diese Entscheidung basiert allein auf Zeitdruck und auf die verstaubten Wiener Behörden. Würde man die hunderttausenden Euro eher zur Weiterentwicklung von OpenSource-Software, von Wienux (das nur verstaubt und von 1-2(!) Mitarbeitern gepflegt wird – wieso setzt man stattdessen nicht auf Ubuntu mit eigenen Anpassungen?) und der (ClosedSource-)Sprachsoftware investieren, die angeblich nur unter Windows mit dem Internet Explorer läuft und bis Herbst zur Verfügung stehen muss, würde man nicht unsinnigerweise Betriebssysteme kaufen müssen in den Kindergärten, wo bereits erfolgreich Linux genutzt und alltäglich ist. Nächstes Jahr wird die Sprachsoftware auch unter Firefox laufen (d.h. auch unter Linux). Was für ein Pech/Zufall, dass das erst so spät passiert, wo die Sprachsoftware und die dazugehörige Verordnung schon lange auf dem Tisch lag. Bürokratie und Monopolismus. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Berlin und besonders München gehen den anderen Weg, der langfristig mehr Unabhängigkeit, mehr regionale Arbeitsplätze und weniger öffentliche Ausgaben bedeutet: Berlin steigt auf Linux um, München setzt auf Linux.

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