Bis vor kurzem nutzte ich als Speicher „in der Wolke“ Dropbox. Die Zugangssoftware ist für verschiedene Plattformen wie Linux, Android und Windows verfügbar und machte es mir bei kleinen Datenmengen einfach, Dateien zwischen verschiedenen Mobilgeräten und meinem Standrechner hin- und herzuschieben oder für den E-Mail-Verkehr zu große Dateien an andere zum Herunterladen anzubieten.

USA

Da aber fast alle privaten Cloud-Anbieter ihren Sitz oder ihre Server in den USA betreiben, lagen immer Bedenken wegen des Datenschutzes in der Luft. Als Nicht-US-Bürger hat man in den USA keine Auskunfts- oder Klagerechte bezüglich der Verarbeitung seiner persönlichen Daten. Also was tun?

Diese Überlegungen nahm ich zum Anlass, Ubuntu One auszuprobieren.

Ubuntu One

Mit U1 sind nicht alle/viele Datenschutzbedenken ausgeräumt, aber der Firmensitz ist zumindest in der EU (naja, besser gesagt: in Großbritannien). Zuallererste ist der kostenlose Speicherplatz mit 5 GB wesentlich größer als bei Dropbox. Zusätzlich bietet U1 mir als Ubuntu-Nutzer noch weitere Vorteile wie die automatische Synchronisation ausgewählter Verzeichnisse meines persönlichen Ordners; alles andere, das ich synchronisiert haben will, schiebe ich in den „Ubuntu One“-Ordner.

Musikdienst

Dann habe ich auch gleich den Musikstreaming-Service ausprobiert. Dieser verschafft einem 20 GB mehr Speicherplatz und die Möglichkeit, mit dem Android-Musikstreaming-App von U1 deine eigene Musik zu hören, ohne alle Dateien aufs Mobilgerät übertragen zu müssen. Für 30 Tage ist es kostenlos zum Testen und kostet dann jährlich 40 US-Dollar, was derzeit bezahlbaren 32 Euro entspricht.

Das Abspielen der Musikdaten funktioniert neuerdings übrigens auch über den Browser.

Sicherungen

Mit 25 GB Speicherplatz und da ich bei weitem nicht so viele Musikdaten besitze, schwirrte dem Sicherheitsmenschen in mir der Gedanke herum, den Rest doch für die Sicherung von Programmeinstellungen und anderen Dokumenten zu nutzen. Ein RAID-Festplattensystem und externe USB-Festplatten können bei einem Brand schließlich alle verloren gehen. Die Chance, dass alle lokalen Platten den Geist aufgeben UND die Wolke noch dazu fortgeblasen wird, ist wirklich gering. Gesagt, getan. Aber Obacht! Der Datenschutz …

Verschlüsselung

Die Datenverschlüsselung mit z.B. TrueCrypt ist zwar sicher, aber irgendwie kompliziert. Und ich weiß nie, ob man den Tresor vor dem Entschlüsseln und Hinzufügen neuer Daten an einen anderen Ort verschieben und nach abgeschlossener Arbeit und Wiederverschlüsselung wieder in den Sync-Ordner schieben muss, um auch ja keinen Datenverlust oder Sync-Konflikt hervorzurufen.

Um mir das zu ersparen, habe ich eine Variante mit encfs ausprobiert. Damit erhalte ich einen neuen Ordner, in den ich alle zu verschlüsselnden Daten hineinschiebe. Die dort befindlichen Daten werden dann in einem verschlüsselten Ordner abgelegt und schließlich synchronisiert. Wichtig ist ja funktionierende lokale Verschlüsselung. Das scheint zu funktionieren.

Nachteile

Natürlich gibt es bei U1 auch Nachteile z.B. im Vergleich zu Dropbox. Als erstes ist alles rein auf Englisch gehalten. Für mich mag das Wurst sein, für meinen Vater wäre das ein gravierender Unterschied.

Als zweites empfinde ich den Synchronisationsverlauf undurchsichtig und langsam. Man sieht nicht, welche Daten gerade wie schnell hochgeladen werden. Man muss einfach so lange online bleiben, bis irgendwann alle Daten oben sind (was bei Datenmengen in GB-Größenordnungen schon mehrere Stunden dauern kann).

Den für mich derzeit größten Nachteil habe ich derweil in der Speicherung der Musikdaten bemerkt: Die Übernahme der Metadaten (ID3) klappt manchmal nicht und trotz hinterlegtem Interpreten oder Album fehlt die Angabe über den Android-Streamingdienst, was die Suche sehr erschwert.

Und schlussendlich ist die Benutzeroberfläche im Browser sehr dürftig. Bei Dropbox wird man mit vielen Funktionalitäten verwöhnt, die bei U1 (noch) fehlen.

Fazit

Ich habe Dropbox selten genutzt. Es lag wahrscheinlich hauptsächlich an der Datenschutzfrage und der Verschlüsselungsproblematik. U1 hat da technisch gesehen bessere Karten und derweil nutze ich es ausgiebig. Als Nicht-Nutzer von iTunes oder Google-Music empfinde ich den Musikstreaming-Dienst mehr als ausreichend. Und ich kann endlich Unterlagen dort ablegen, die ich unverschlüsselt (oder auch verschlüsselt) anderen Anbietern nicht so leichtfertig auf ihre Server übertragen würde.

Ich hoffe nur, die Weiterentwicklung von Ubuntu One schreitet rasch voran.

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