Nach einem halben Jahr komme ich mal dazu, etwas zu einer in meiner Nähe angesiedelten webdesign-Firma zu schreiben, von deren Arbeit ich letzten Sommer restlos erschrocken war.
Artworx.at
Vorab: Ich habe noch nie etwas mit dieser Firma zu tun gehabt und nehme eine objektive Stellung ein, nur subjektiv eingefärbt auf technischer Ebene durch die Analyse ihrer Website(s).
Woodshed trifft mit seinen Behauptungen bei dieser Webdesign-Firma voll ins Schwarze. Warum? Weil sie alle klassischen Fehler macht. Die Website ist aufgemacht wie eine Fernsehwerbung: bunt, zuckende Effekte, Standardphrasen – und unzugänglich.
Nichts gegen bunt. Bunt kann auch schön sein. Aber in Verbindung mit Effekten, die Epilepsie hervorrufen könnten (siehe Service > Webdesign), Mini-Formularen und kleinem Frameinhaltsteil ist es nicht sehr vorteilhaft gemacht.
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Solcherlei Werbetexte sind zu finden. Jahrelange Erfahrung muss aber nicht zwangsweise Professionalität bedeuten. Man kann ja Flash mögen und nutzen, aber wenn man ganze Websites flash-animiert, weil’s eben „geil“ aussieht und unproblematischer zu designen ist, scheint man nur auf den Eindruck des zahlenden Kunden zu schauen anstatt auf einen nützlichen Internetauftriff.
Dass Webentwickler beim Quelltext meist nicht auf die Richtigkeit und Vollständigkeit hinsichtlich der Spezifikationen schauen, ist bekannt. Schade eigentlich, denn bei Programmiersprachen ist es üblich, dass man korrekt arbeitet. Bei HTML und CSS wird es dem Browser überlassen, ein Ergebnis hinzukotzen, das den Erwartungen gerecht wird. Browserprobleme konnte ich keine feststellen, aber nicht nur deswegen sollte ein Quelltext gepflegt werden, der nicht einem Frontpage-Bastler alle Ehre macht. Gute Lesbarkeit gehört einfach zu einem guten Stil; wie eine geputzte Wohnung, wenn Besuch erwartet wird.
Das Prunkstück der Website – so wie aller Kundenwebsites – ist das flash-animierte Menü. Das erhöht die Ladezeiten enorm und verlangt vom Kunden ein passendes Flash-Plugin. Alles nur, um navigieren zu können (auf der Firmenwebsite gibt es ein Flash für die Effekte und eines extra für das Menü, was die Ladewartezeit verkürzt; auf anderen Kundenseiten ist das nicht der Fall). Das Menü sollte von Flash unabhängig sein. Mit einfachem CSS lassen sich hübsche Menüs basteln, die noch bei Browsern der späten Neunziger funktionieren wie IE5.0. Damit kann ein Kunde rasch navigieren ohne zusätzliche Software, und nebenbei lädt es die Flashdatei herunter, wenn es denn sein muss. Ohne CSS und/oder Flash lässt sich dann auch noch navigieren, falls die Webdesign-Firma solche Surfer nicht vorsetzlich ignorieren will. – Davon abgesehn, dass die Untermenüpunkte sehr klein sind und auch motorisch für einige Unsicherheit sorgen wird bei Nutzern, die nicht viel am PC und im Internet unterwegs sind.
Das Frames-Konzept wird wie in den meisten Fällen verwendet: zum Verkleinern des Inhaltsbereichs und Hinzufügen eines neuen Scrollbalkens, mit dem man Benutzer irritieren kann. Ich benutze auch schon mal schmale Webseiten; aber eine kleine Webseite (sprich: Inhaltsteil) in der Webseite mittels Frames ist doch etwas zu umständlich – und veraltet.
Zuletzt noch zum Thema des immer gleichen Website-Aufbaues. Kunden mag das nicht stören, dass sich außer Farben und Flash-Animation nicht viel ändert zu anderen Kundenwebsites. Und weshalb sollte man ein bewährtes Konzept ändern? Aber für mich erscheint es nur als Abkürzung, das biliges, schnelles Arbeiten ermöglicht (wie beim Quelltext). Wo bleibt da die kundenspezifische Kreativität? Wo bleibt das Corporate Design der Kundenwebsite?
Eine Website von der Stange mit der immergleichen Technik dahinter kann ich als Hobbybastler auch anbieten. Dafür braucht ma keine Firma.
Vor einem halben Jahr habe ich eine Mail an die Firma geschrieben. Ich war auf der Höhe meiner egomanen „Webstandardspotenz“. Nun würde ich diese Mail etwas gelassener schreiben. Vielleicht haben sie sie deshalb nicht beantwortet und wohl gleich in den Mülleimer verschoben.
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