Warnung: Dieser Artikel ist subjektiv gefärbt. Für optimales Lesevergnügen, speziell von IE-Nutzern, empfehle ich den Objektivitätsmodus einzuschalten und meine herablassenden Untertöne zu überlesen.
Bis vor einer Weile dachte ich noch, der IE7 wäre optisch ein überzeugendes Produkt, das in Zukunft viele vom Umstieg auf andere Browser abhalten wird oder das eine Reihe von Leuten wieder zurückholen wird in die Arme der Internet Explorer-Benutzerschaft. Denn mit überzeugender Optik hat Microsoft noch jedem technisch überlegenden Konkurrenten das Handwerk gelegt.
Eins
Damals testete ich eine Standalone-Version des IE7 und dachte noch an ein paar künstlerische Zaubergriffe von Microsoft. Nun aber sehe ich das Endprodukt, und das sieht alles andere als so toll aus, wenn man eine Bewertung aller Browser machen würde. Vor allem im klassischen XP-Theme ist das Ergebnis eher peinlich.
Das war schon mal die erste Schmunzelei.
Zwei
Die nächste ist die Platzierung der Symbolemente. Es ist schon sehr verwunderlich, dass man Aktualisieren und Stopp weit weg von Vor und Zurück zwischen Adresszeile und Suchleistegesetzt hat. Die Gedrängtheit in der darunter liegenen Symbolleiste ist noch seltsamer. Da tummeln sich die Lesezeichen-/Favoritenverwaltung, alle Registerkarten mitsamt Vorschau sowie alle Menüeinträge, für die es früher die Menüleiste gegeben hat. Prost Mahlzeit.
Drei
Die Zoom-Funktion ist wirklich witzig (oder lächerlich), denn sie zoomt wirklich alles, auch die Seitenbreite und die Scrollbalken. Vertikale Horizontale Scrollleisten und das hin- und herscrollen (nicht rauf- und runterscollen) werden die nächsten Jahre einen Boom erleben mit dem IE7. Wenn das nicht die Freunde eingefärbter Scrollleisten freut. Sogar meine Website oesterchat.com bekommt beim Zoomen vertikale Scrollbalken, obwohl die Maximalbreite des Inhalts noch lange nicht an den Fensterrand trifft.
Dem Problem mit dem Seitenzoom hat man sich bei den Webkrauts schon gewidmet: Seitenzoom – Ärger vorprogrammiert.
Vier
Die Internetoptionen sind noch immer verschachtelt, verkorkst, klein und unübersichtlich wie schon Mitte der Neunziger. Wenn man etwas sucht, findet man es meist in einem Untermenü eines Untermenüs einer Registerkarte der Internetoptionen. Aber man ist das ja aus anderen Optionenmenüs von Windows gewöhnt.
Fünf
Zur Webstandards-Unterstützung habe mich früher schon geäußert. Alles in allem ist es sehr erfreulich, dass die gröbsten CSS-Fehler bereinigt und ein paar neue Funktionen hinzugefügt wurden (transparente PNG-Bilder, position:fixed
und min-width/max-width
seien hervorgehoben), trotzdem weist der IE7 immer noch die größten Mängel aller bekannteren Browser auf. Das ist weiterhin ein Armugszeugnis für die milliardenschwere Entwicklerfirma und sollte jeden Webentwickler und Freund von Webstandards abhalten, seine Werbung für andere („alternative“) Browser aufzugeben.
(Eigentlich ist dieser Punkt nichts zum Lachen sondern zum Weinen. Aber wer nicht mehr lachen kann, hat sowieso schon verloren.)
Sechs
Wenn wir schon bei Webstandards angelangt sind, kann man auch gleich ein Beispiel nennen, an dem man sieht, wie weit die Entwickler bei Microsoft noch entfernt sind – Hilfe von Webstandards.org für Microsoft hin oder her. Dies ist dann die letzte Lachnummer für heute.
Öffne eine neue Registerkarte im Offlinebetrieb, wenn nur eine leere Seite als Startseite angegeben ist, und betrachte den Quelltext der erscheinenden Seite. Sie nennt sich „Registerbrowsen“ (hust) mit der Überschrift „Sie haben eine neue Registerkarte geöffnet.“ Das haben wir wirklich, und diese Seite sieht optisch sehr hübsch aus. Aber der Quelltext offenbart den schlimmsten Webstandards-Horror.
Für dieses simple Dokument in HTML 4.01 Transitional werden JavaScripte und Layouttabellen verwendet, dass sich die Balken biegen, jede Ausgabezeile hat sein eigenes ID- oder Class-Attribut und sogar eine Mischung aus HTML- und XHTML-Schreibweise kommt vor. Das, meine Damen und Herren, ist wahrlich ein Armutszeugnis, das sich gewaschen hat.
Achja, neben Webstandards hat Microsoft auch anderweitig Probleme: Zum Beispiel wird auf der Seite, auf der man Suchmaschinen seiner Suchleiste hinzufügen kann (Link), der alte und vielgerügte Satz: „Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.” verwendet, wobei die ersten 3 Wörter natürlich den Hyperlink darstellen …
Ausblick
Dieses Jahr wurde ich geblendet von der Zusammenarbeit Microsofts mit Webstandards.org und dem Hinzufügen einiger weniger, aber wichtiger CSS-Befehle. In älteren Beiträgen kann man meine Hoffnung auf Besserung in Zukunft beim IE-Entwicklerteam nachlesen. Mit ein paar Notreparaturen hat sich aber nichts geändert, wenn man die Sache näher betrachtet. Das IE-Team muss seinen Willen erst noch beweisen mit IE8. Dort zählt dann die Ausrede nicht mehr, dass sie zuerst Arbeiten an der Benutzeroberfläche durchführen müssen, anstatt die (schwierigeren) Reparaturen am Innenleben des IE zu machen.
Man darf gespannt sein, ob IE7 den Abwärtstrend des Microsoft-Browsers stoppen kann. Dass man über dieses Teil und seine Auswirkungen lachen und weinen kann, ist sicher auch für die Zukunft garantiert.
Positives an der Oberfläche
Zum Abschluss nun noch Dinge, die mir am IE7 gefallen:
- dass die Tabs „Registerkarten“ heißen,
- dass die Druck-/-vorschaufunktion sehr gut und komfortabel ausgeführt wurde,
- dass es eine eingebaute Registerkartenübersicht gibt (obwohl sie nicht optimal ausgeführt wurde, da z.B. die Schließen-Schaltfläche nicht vom Vorschauinhalt optisch getrennt ist und man sich verklicken könnte)
und vor allem
- dass neue Nutzer sanft in die neuen Themengebiete wie Registerkarten, Suchleiste und Feeds eingeführt werden.
Dieser letzte Punkt fehlt mir vor allem immer wieder bei Firefox. Je mehr Firefox auch von technisch Nichtversierten genutzt wird, um so mehr zeigt sich dieses Fehlen an Hilfeleistung. Ein paar spärlich bestückte Webseiten reichen da nicht aus. Da muss mehr im Browser selbst vorgeführt werden wie im IE7 mit dem Informationstext in neuen Registerkarten oder den Fragen beim ersten Browserstart (dies sollte beliebig wieder aufzurufen sein, um z.B. dem Onkel, dem man Firefox installiert hat, später noch die Möglichkeit zu geben, die Informationen in Ruhe zu lesen).
Bitte an IE6-Nutzer
Und eine Bitte an die IE6- und überhaupt alle Windows XP-Benutzer: Wechselt bitte auf den IE7, damit der noch größere, uralte Schrott namens IE6 möglichst bald in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Andere Browser auszuprobieren ist natürlich weiterhin angeraten – besonders für ältere MS-Betriebssysteme.
7 Kommentare
1. Matthias Mauch schrieb am 5th Dezember 2006 um 13:06 :
> Man darf gespannt sein, ob IE7 den
> Abwärtstrend des Microsoft-Browsers stoppen
> kann. Dass man über dieses Teil und seine
> Auswirkungen lachen und weinen kann, ist
> sicher auch für die Zukunft garantiert.
Gute Frage, ebenso wie der gut geschriebene Artikel. Sicherlich entspricht der neue IE 7 nicht den Erwartungen die an ihn gestellt wurden.
Aber um mal rein objektiv auf diesen Artikel einzugehen, möchte ich gerne etwas anbieten.
Auf der Webseite http://www.aadmm.de kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, wie der IE 7 mit aktuellen Web Standards umgeht. Ein paar Beispiele hierzu:
PNG Transparenz und Alpha Kanal Transparenz kann der IE 7 ganz gut. Siehe hierzu den Grafikformate Test auf der oben genannten Webseite.
Mathematische Formeln (MathML) kann er nicht, wenn sie W3C konform ins Web gestellt werden. Er kommt nicht mit dem MediaType „application/xhtml+xml“ zurecht.
Dafür kann er aber XML und XSLT recht gut umsetzen. Auch eine Testmöglichkeit.
Zum Abschluss kann dann noch SVG 1.0 getestet werden, hier benötigt er leider im Gegensatz zu Firefox ab 1.5 und Opera ab 9.0 ein Plugin.
Auf der oben genannten Webseite wurden aktuelle Web Standards verwenden, auch für das tabellenlose und barrierefrei Design. Hier zeigt der IE 7 keinerlei Unterschiede zu Firefox, Opera oder Safari. Was sehr interessant ist, da viele CSS 2 Elemente eingesetzt wurden.
Hoffentlich hält Microsoft das Versprechen den IE 7 weiter zu pflegen.
2. Stefan F. schrieb am 5th Dezember 2006 um 23:23 :
Äh, Du meinst horizontale Scrollbalken („die waagerechten“), nicht vertikale, richtig?
Deine Bitte an IE6-Nutzer sollte m.E. eher heißen: „Bitte wechselt zu Firefox.“
3. Thomas S schrieb am 5th Dezember 2006 um 23:48 :
Stimmt, vertikale Scrollbalken. Danke Stefan F.
Zur Bitte an die IE6-Nutzer: Mir geht es da vorrangig um das baldige Verschwinden des IE6 von der Webbildfläche und weniger um die Bekehrung von Nutzern zu „richtigen“ Browsern. Darum diese seltsame Bitte.
4. Torsten schrieb am 12th Januar 2007 um 13:03 :
Pflichte Dir bei, besonders was die Position der Bedienelement angeht. Einiges an der Bedienung kann man ja mit ein paar Registry Änderungen anpassen (allein, daß man dafür in die Registry muss ist aber eigentlich ne Frechheit) aber die Position der Buttons Aktualisieren und Stop ist rechts neben der Adressleiste (wer braucht eigentlich so ne breite Adressleiste?) quatsch, um nicht zu sagen absolut nervig. Ich brauch die Dinger ständig wenn ich was auf Google suche, die gefunden Seiten im Google Cache öffne und dann verhindern will, daß irgendeine blöde Weiterleitung die gefundene Seite gleich wieder verschwinden lässt (Stop Taste, wenn man nicht schnell genug ist zuürck und wieder Stop, wenn man zu schnell war Aktualisieren und Stop) Naja, irgendjemand wird auch das hacken!
5. Thomas S schrieb am 12th Januar 2007 um 21:39 :
Torsten, bevor du in der Registry rumhackst oder sonstwo, probiere lieber Firefox oder Opera. :)
6. Torsten schrieb am 15th Januar 2007 um 14:34 :
Schon geschehen, ich arbeite meist mit ff, brauch aber beruflich beide browser. Wollt auch nur mal meinem Unmut kundtun, daß ich es unmöglich finde wie einem Microsoft die Art und Weise der Softwarenutzung vorschreibt nur weil irgendwelche Usebility-Futzis meinen es besser zu wissen (soll ja beim neuen Office-Paket auch so sein, mir graut es schon vor dem Update) Trotzdem danke – Gruß Torsten
7. Martin schrieb am 12th Mai 2009 um 13:34 :
warum kann IE 6,7,8 keine Transparenz
erkennen, wie Camino u. Firefox- brauche
ich manchmal für Gestaltungszwecke und das der User es auch als solches erkennt.
Das gleiche gilt für mein Reiseportal
http://www.weg-in-die-ferien.de- die eingebauten Daten habe ich von meinem Anbieter farblich angepaßt- leider kann es der Explorer von MS nicht erkennen. Gibt es einen Trick ? MFG
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