So ein Smartphone ist schon eine feine Sache. Aber der Umstieg von einem Nokia 6230i auf ein HTC Desire Z ist nicht ganz ohne. Schon gar nicht, wenn der Handyhersteller seine alles verkomplizierenden Finger im Spiel hat und man seine Kontaktdaten der letzten 10 Jahre erst einmal sortieren und ausmisten muss. Kommen dann auch noch Aufräumarbeiten dazu wie E-Mail-Kontakte am Desktop ausmisten und ins Handy übertragen und POP3-Mailkonten auf IMAP umstellen, dann ist das Chaos perfekt.
Als jemand mit einer sanften 3 als erste Zahl im Alter fühlt man sich da gleich überfordert. Mein Umstieg von Windows auf Ubuntu Linux war dagegen ein Kinderspiel.
10 Jahre Gewohnheit ändern
Das hängt auch sicher damit zusammen, dass das Handy für mich seit 10 Jahren ein Dauerbegleiter ist. Es ist meine Uhr, mein Wecker, mein Kalender, mein Rufnummernspeicher und mein Erinnerungsnotizblock. Nach 10 Jahren Nokia hat es sich eingespielt und man hat sich an alles gewöhnt. Dagegen ist beim Smartphone alles anders. Das Betriebssystem ist wirklich ein Betriebssystem (mit allen Vor- und Nachteilen), es gibt zig Tausende Anwendungen/Apps zum Runterladen und Ausprobieren (die meisten davon sind eh schlecht programmiert oder sehen schirch aus), der Wecker ist anders, die Klingeltöne sind allgemein alle kurz, elektronisch und oft leise (nicht dass die Nokia-Töne schöner wären, aber sie waren halt mehr „steinzeitliche Wecktöne“, die funktionieren) und Tausend weitere Sachen, die man erforschen, ausprobieren oder darin stöbern kann. Als jemand, der alles sofort in seiner Gesamtheit begreifen will, stößt man da gleich an seine Grenzen.
HTC grrrr
Mein Glück war, dass ich mit dem Android-Telefon meiner Freundin schon mal die Fühler in diese schöne, neue Welt ausstrecken konnte. Damit habe ich auch ein „reines Android“ kennengelernt, das mir den Schritt zu HTC Sense ein wenig erleichterte. Damit habe ich auch gleich bemerkt, wie kompliziert HTC alles macht. Doppelte vorhandene Programme, die sich natürlich nicht deinstallieren lassen, komplizierte Menüstrukturen, mehrere Wege zu den selben Einstellungen usw. – man merkt, dass HTC aus der Windows-Welt kommt und alles Schlechte von dort mit ins Android-Linuxland hereingeschleppt hat.
HTC-Mail
Noch dazu rauben einem die Eigenheiten bestimmter Anwendungen den Nerv wie z.B. die HTC-Mail-Anwendung, die schön aussieht, aber seine eigenen Labels (Ordner) im IMAP-Konto erstellt und das Konto sowie auch Thunderbird damit verschmutzt. Bis man dahinter kommt, wieso das so ist und was man da tun könnte, dauert es seine Zeit – vor allem, wenn man von IMAP bisher noch gar keinen Schimmer hatte. (Zur Auflösung: Ich habe versucht, HTC-Mail gegen die originale Gmail-Anwendung zu ersetzen, aber das HTC-Ding lässt sich nicht vollständig deaktivieren und erstellt nach einer Weile von selbst wieder diese Labels. In Thunderbird blende ich diese HTC-Ordner einfach aus. Derweil scheint das die einfachste Lösung zu sein. Mögliche Änderungen wie Push-Mail verschiebe ich auf später.)
Zusatz vom 19.12.2010:
Das Gute an HTC-Mail im Vergleich zur Gmail-Anwendung ist, dass man auch Nicht-Gmail-Konten damit abrufen kann. Mit HTC-Mail habe ich nun alle meine IMAP-Konten in einem Programm vereint und bin immer am neuesten Stand.
HTC Sense
Abgesehen von diesen zeitraubenden Entdeckerproblemen (die ich vom guten, alten Nokia nicht gewohnt bin – neuere Nokia-Geräte kenne ich nicht) ist das Desire Z selbstverständlich eine Augenweide und ein Spielzeug, das Männerherzen höher schlagen lässt. Auch die Optik der Oberfläche ist wegen des tolles Bildschirms und auch wegen der designtechnischen Perfektion von HTC fantastisch.
Die 7 Startbildschirme lassen sich nach Belieben gestalten und vor allem die HTC-eigenen Widgets fügen sich perfekt in die Oberfläche ein und sind nützliche Zugangspunkte zu diversen Funktionen (Kalender, Kontakte, Lesezeichen, Mails usw.). Und wenn man noch mehr braucht, findet man unter dem Titel „Szene“ noch mehr Startbildschirme, die z.B. auf die Arbeit oder den Urlaub abgestimmt werden können.
HTCsense.com
Nach dem ganzen Lob gleich wieder einen Dämpfer: HTCsense.com funktioniert überhaupt (noch) nicht. Auch viele andere berichten in diversen Foren von Problemen mit dieser neuen HTC-Seite, die vieles Gute verspricht. Man kann damit theoretisch seine Konten am Desktop bearbeiten und synchronisieren, sein Smartphone orten, ausschalten oder gar löschen und mehr. Leider sehe ich nach dem Anmelden das Menü nicht und kann das Gerät nur orten lassen. Von Kontakten und anderem sehe ich nix. Ich werde mal abwarten und vielleicht in ein paar Wochen mich dort nochmals registrieren. Mal sehen, ob sich dann was gebessert hat.
Apps, Apps, Apps
Das erste, was ich im Bereich „Apps“ (man gewöhnt sich an dieses Wort neben all den anderen Perversitäten im Deutschen wie Newsflash, Info-Point oder Kids) getan habe, ist die Standardanwendungen zu aktualisieren. Auch wenn das Desire Z ein Android 2.2 (Froyo) mitbringt, sind Programme wie Google-Maps oder der von HTC vorinstallierte Adobe Reader schon am Tag des Verkaufsstarts veraltet. Zum Glück funktioniert dieser Android-Market vom Prinzip her wie Debians Synaptic – einfach, unkompliziert und zuverlässig.
Und dann beginnt erst das Prozerdere: Programmlisten durchforsten bis zum Exodus, Kommentare ansehen, Empfehlungen ausprobieren usw. Man bekommt ja von jedem Android-Nutzer seine eigene Liste an empfohlenen Superprogrammen, die man natürlich gleich in Erwägung zieht. Aber allein aus Gründen der Akkuleistung, des Datenschutzes und der Stabilität bin ich vorsichtig mit neuen Apps. Manche – wie z.B. Leo-Übersetzungen – sind ja nützlich, aber beim Arbeiten kommt man drauf, dass man ja auch einfach über den Internet-Browser die Seite als Lesezeichen aufruft anstatt sich durch die Liste der Apps zu wühlen und eine eigene Anwendung zu starten.
Na gut, damit genug des Schwatzens. Die Entdeckungsreise (und das Einrichtungsmarathon) geht weiter.
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