Der Webentwickler Jens Grochtdreis hat in seinem Blog blog.grochtdreis.de einen nachdenklichen Artikel über Webstandards geschrieben, der einen sehr interessanten Link beinhaltet: 10 Gründe, wieso sich Kunden nicht um Zugänglichkeit (Barrierearmut) scheren.
Die 10 Gründe aufgelistet, warum Zugänglichkeit (Barrierearmut) sich so schleppend durchsetzt:
- Grund 1: Niemand befolgt gesetzliche Regelungen
- Grund 2: Man sieht den Nutzen nicht oder nicht unmittelbar
- Grund 3: Zugänglichkeit wird als technisches Problem behandelt
- Grund 4: Über Behinderungen denkt niemand gern nach
- Grund 5: Man überarbeitet Websites meist nur und erfindet sie nicht neu
- Grund 6: Es existieren keine Prüfwerkzeuge
- Grund 7: Es wird als Behinderung beim Erarbeiten empfungen
- Grund 8: Niemand beschwert sich
- Grund 9: Kunden müssen mehr eingebunden werden
- Grund 10: Es gibt keinen Vorkämpfer und wenig gute Software
Und was gibt der Autor Christian Heilmann für Lösungsvorschläge?
So what can we do?
Gently prod clients in the right direction. Here are some ideas:
- Stop selling accessibility as a technical issue. Address it in the scoping and design phase rather than at delivery
- Make sure you’ve got your facts straight before releasing another “accessibility” article or blog entry (rounded corners in CSS do not increase accessibility, really, they don’t!)
- Make product presentations and assessments more fun by taking away the client’s mouse and changing monitor settings
- If you want to support disabled users, don’t stop at one group. “Skip links” helps blind users and keyboard/switch access users alike, don’t hide them!
- Send emails to companies every time it is hard for you to use their site. Point out that you will buy the product on their competitor’s site and why.
- Step away from the visuals. Embrace Web design as a mixture of good content, proper structure and nice visuals. Start developing sites in the text editor, not in Illustrator.
Diese Anregungen sind hoffentlich eine Hilfe für Webentwickler und Leute, die Websites vermarkten müssen, auch wenn nichts wirklich Neues dabei ist. Punkt 3 bringt aber auch für mich eine neue Sichtweise des Problems.
Es ist kein technisches Problem, aber die Problemlösungen sind technischer Natur, weshalb Webentwickler natürlich nur über die Technik reden. Dass Barrierearmut viele Menschen angeht, vom ganz normalen Greis über den Spezialfall einer seltenen Farbenblindheit bis hin zum körperlich Behinderten, und allen nützt, hat man im Hochbau auch erst nach Jahrzehnten und viel gesetzlichem Druck erkannt. Im World Wide Web wird es nicht viel anders sein.
Vor allem müssen die Kunden von Webentwicklern sensibilisiert werden.
Und Punkt 8 müsste endlich durch viele Surfer verwirklicht werden!
Ich schreibe zwar Webmastern, wenn mir etwas wirklich Grobes aufällt (würde ich ins Detail gehen, würden diese Mails 100%-ig sofort im Mistkübel verschwinden), aber da ich (noch) keine Behinderung habe, sehe ich das aus der technischen Perspektive. Was wiederum Punkt 3 betrifft…
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