Auch wenn ich die US-Politik, nunja, man-kann-sich-denken-wie-finde (wenn ich das hier so erwähne), die Menschen in Nordamerika sind in manchen Dingen doch ganz anders als in Europa. Und ich meine das positiv. Du wirst von wildfremden Menschen angelächelt, wenn du ihnen zulächelst. Leute grüßen dich. Leute sagen Sorry oder Excuse me, wenn sie nur glauben, dich angerempelt zu haben. Es gibt keine Drängelei. Kellner fragen dich, wie es dir geht, bevor sie die Bestellung aufnehmen. Sogar Liftwärter (z.B. im Seattle Space Needle oder im San Francisco Coit Tower) sind lustig, scherzen, unterhalten und erzählen. Und die Leute machen dabei mit.

Irgendwie sind die Leute freundlicher, entspannter, entstresster, gemütlicher, wenn man es beispielsweise mit den griesgrämigen Wienern vergleicht.

Natürlich gibt es auch Schattenseiten wie Kriminalität, Waffenvernarrtheit, Jesus-zentrierter Glaubensfanatismus, überschwänglicher (meist vergangenheitsbezogener) National(istischer)-Patriotismus, US-zentriertes Denken, weniger Umweltbewusstsein und so weiter und so fort. Aber davon rede ich nicht. Wobei dieses US-zentrierte Denken, wie Toci es ausdrückt, ganz natürlich ist, wenn man in den USA aufwächst mit seinen schier unendlichen Weiten; mit wechselnden Landschaften, die alles bieten, was man sich wünscht; mit dieser positiven patriotischen Lebenseinstellung und mit einer Regierung, die alles tut, damit das Land seine Resourcen bekommt (z.B. Öl) oder seine Wirtschaftsinteressen wahrt (z.B. Echelon).

Auch findet man an den ungewöhnlichsten Orten Menschen, die weltoffener sind, als man es annehmen würde. Mitten in der Pampa am Principal Highway zwischen Portland und Astoria aßen wir bei einem kleinen Pizzaladen. Der Besitzer des Restaurants hat deutsche Vorfahren und hat vor etlichen Jahren Europa besucht (exklusive Frankreich hehe) und fand es schön dort und würde gerne nochmal hin (von ihm stammt der Vergleich mit Washington State und Österreich wegen der grünen Landschaften).

Als Gegenbeispiel seien zwei Südstaatlerinnen mittleren bis höheren Alters genannt, die wahrhaftig dem Klischee eines kleinkarierten, konservativen (wortwörtlich und parteipolitisch) US-Amerikaners entsprachen. Eine trafen wir im Repräsentatenhaus von Washington State, die andere im Bus zum Flughafen Seattle-Tacoma. Aber gut, auch Bäuerinnen aus Hintertupfing sind auf ihre Art nicht besser als diese Südstaatlerinnen. Wenn sie auch viel weniger Einfluss auf das Weltgeschehen haben, was die Sache natürlich wieder zugunsten der Österreicher wendet. Die können so dumm sein, wie sie wollen; für die Welt macht es keinen Unterschied.

Was neben diesen auf persönlicher Ebene positiven Erfahrungen noch erfreulich hervorsticht, sind die vielen deutschsprachigen Emigranten, die es hier gibt oder früher einmal gab. Überall im Nordwesten, von British Columbia bis San Francisco, entgegnen dir deutsche Nachnamen, deutsche Straßenschilder, deutsche Geschäfte (nicht nur klischeehafte bayerische Bierlokale wie das Schröders im Bankenviertel Downtown San Francisco, gleich gegenüber eines MacDonald-Restaurants) und natürlich deutsche Produkte. Heute waren wir in einem Bierlokal speisen und trinken, das „Sausage with Sauerkraut“, „Knackwurst“ und „Stiegl-Bier“ angeboten hat. :) Nach den vielen Burgern und asiatischen Gerichten war dieses Lokal eine willkommene Abwechslung.

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