Gary Edwards denkt in seinem Open Stack-Blog genau richtig: Die Antwort, um das OpenDocument-Format (ODF) weltweit zum Durchbruch zu verhelfen, liegt allein darin, dass Microsoft Office-Anwender und alle Produkte, die mit MS Office zusammenarbeiten, ODF als Standardformat anwenden oder zumindest damit umgehen können.
Dieses Problem wird seiner Meinung nach – und da schließe ich mich an – bisher viel zu wenig aufgegriffen. Mit Konvertern allein ist dies nicht zu schaffen. Erstens sind die Konverter von Microsoft/Novell und Sun zu unzuverlässig, um damit Dokumente zwischen MS Office und anderen Programmen produktiv austauschen zu können. Zweitens bleiben alle Produkte, die auf MS Office aufbauen oder sich daran anschließen, von den Konvertern unberührt – sie erzeugen wieder binäre Microsoft-Dateien oder OOXML-Dateien.
All dies geht die OpenDocument Foundation mutig an, um das Monopol von Microsoft zu brechen. Nicht um des Monopols willen, sondern zum Wohl und der Langlebigkeit des geistiges Eigentums der Dokumenten-Ersteller. (Würde sich Microsoft selbst 100%ig an alle Spezifikationen halten, die es mitentwickelt oder kreiert, wäre dessen Formate-Monopol weniger tragisch. Glaubt jemand eigentlich wirklich, dass OOXML, das Microsoft der Ecma vorgelegt hat, exakt das selbe ist, wie es in MSO 2007 implementiert wurde? Oder dass jemand anderes als Microsoft OOXML vollständig umsetzen kann?)
Die Antworten dafür lauten:
- daVinci ODF-Plugin und
- daVinci InfoSet Engine & API.
Das daVinci ODF-Plugin für Microsoft Office 98-2007 habe ich bereits vorgestellt, ist (angeblich) bereits bei der Verwaltung in Massachusetts als Testversion mit ODF v1.0 im Einsatz und soll mit Hilfe der Erweiterungen von ODF v1.2 noch im Jahr 2007 seine Perfektion und Marktreife erlangen.
InfoSet soll eine vollständige ODF-Konvertierungs- und Darstellungsanwendung werden, an der sich andere Produkte anstöpseln können, um mit ODF einfach arbeiten zu können (ähnlich dem ODF Toolkit Project von OpenOffice.org). Ein Veröffentlichungstermin dafür ist (leider) noch nicht bekannt. Die Arbeiten sind noch im Anfangsstadium.
Probleme mit der endgültigen Version von MS Office 2007
Interessant ist noch die Bemerkung von Gary Edwards, dass das Verhalten gegenüber ZIP-Dateipaketen in der endgültigen Version von MS Office 2007 anders sei als das in vorherigen Beta-Versionen. Microsoft hat anscheinend in letzter Sekunde die Systemeinstellungen so geändert, dass jedes ZIP-Dateipaket (wie ODF und OOXML eines sind) bei Doppelklick automatisch vom Microsoft’schen Konverter umgewandelt und in MS Office 2007 dargestellt wird. Somit werden alle nicht-microsoftschen Konverter (wie daVinci oder der von Sun) übergangen. Dieses Problem auszumerzen verzögert die Entwicklung von daVinci weiter.
Microsoft erklärt ODF und OOXML für Sieger
Vor ein paar Tagen hat Microsoft bzw. OOXML-Mitentwickler Brian Jones beide Dateiformate als Sieger klärt im „Formatekrieg“, nachdem Novell die erste Testversion seines OOXML-Konverters für seine eigene OpenOffice.org-Version veröffentlicht hat. Die Erklärung von Brian Jones finde ich a) witzig (denn noch ist gar nichts endgültig entschieden) und b) erheiternd (denn wenn Microsoft jemand anderen als sich selbst ebenfalls als Sieger bezeichnet anstatt als Verlierer, dann heißt das eigentlich, dass sich Microsoft selbst als (nahen) Verlierer sieht).
Novells Konverter dürfte übrigens auf wenig Gegenliebe in der OpenSource-Welt stoßen, denn er ist genau so schlecht wie der ODF-Konverter von Microsoft und baut auf Mono auf, einer OS-Variante von Microsofts .NET, anstatt das in OpenOffice.org bereits verwendete Java oder andere Techniken zu verwenden.
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