Es gibt eine Marktlücke im Unternehmensbereich. Das sind Systemadministratoren mit ausgeprägtem Linux-Wissen und Erfahrung in gemischten Linux-Windows-Umgebungen.

Support

Unternehmen suchen immer mehr nach günstigen IT-Lösungen. Leider können etablierte Computerspezialisten nichts bieten außer diverse teuren Microsoft-Lizenzen und die Konfiguration von Microsoft-Software. Zu mehr sind sie nicht in der Lage. (Dabei fällt mir auf, dass immer mehr kleine Popelfirmen, die eigentlich Null Ahnung haben, Microsoft Certified Partner werden und das auch noch offen bewerben auf Websites und Broschüren.) Die Guten unter den Spezialisten haben von Linux schon mal gehört oder auch schon mal ein solches Betriebssystem gesehen, aber sie haben nie damit im Firmenumfeld gearbeitet.

Es ist ja nicht so, dass einen Linux-Server mit Windows-Desktops aufzusetzen ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Es zeigt sich nur, dass eigentlich alle Angestellten in Computerfachgeschäften – überspitzt formuliert – entweder Microsoft-Fachidioten oder wirkliche Idioten sind. Und wenn die Angestellten es nicht sind, sind es zumindest die Chefs.

Ich denke, mit dem richtigen Marketing gäbe es genug Potential, Unternehme(r)n ausgefeilte Open Source-Software schmackhaft zu machen. Wenn sogar der Buchhalter der Firma, in der ich arbeite, meint, dass diese Microsoft-Lizenzen einen (zu) großen Kostenfaktor darstellen und er gerne Alternativen angeboten habe wollte, kann Open Source dort ankommen, wo ihn seien Verfechter seit langem haben wollen: bei Firmenkunden.

Leider fehlt, wie gesagt, das menschliche Potential dazu und das nötige Marketing. Mundpropaganda vom „stabilen und sicheren Linux“ gibt es viel, nur umsetzen kann man es dann nicht ohne die sichere, wohlige Gewissheit im Rücken, dass man da einen Spezialisten hat, der einem sofort mit Rat und Tat zur Seite steht. Ein Linux-Profi 60 oder 300 km weit weg ist für Unternehmen sinnlos.

Anwendungen

Noch etwas fehlt für Firmenkunden: Spezialanwendungen. Aber die kann es erst geben, wenn die Nachfrage dazu besteht und wenn Kunden Vorteile erkannt haben, die lizenzkostenfreie Software bieten kann. Ich frage mich, wieso großen Firmen – sei es RedHat im Linuxbereich speziell oder allgemein Firmen wie IBM – nicht anfangen, Spezialsoftware für Kunden zu programmieren und sie mit Linux zu vermarkten. Wie kann denn ein Markt entstehen, wenn es keine Angebote dazu gibt?

Linux-Desktop bei Clockhouse oder Fussl

Zum Beispiel frage ich mich oft: Wieso braucht eine Verkäuferin in Bekleidungsgeschäft (oder in welchem Laden auch immer) einen Rechner mit Windows XP (im Luna-Stil) und einer popeligen Verrechnungssoftware? So eine Software muss doch auch für Linux verfügbar sein – dann erspart man sich Windows-Lizenzen, Microsofts Sicherheitslücken und die Leute können weniger rumpfuschen. Und schwupps gäbe es mit dem richtigen Marketing einen Supportvertrag mit großen Warendienstleistern. Nur als Beispiel. Oder ein anderes: Im Kino nebenan gibt es ein Terminal mit Windows XP (Luna) und Internet Explorer 6, auf dem man nichts tun kann außer auf der Websites des Kinobesitzers zu surfen. Wozu diese Windows-Lizenz und IE6? So ein System ist doch ein Paradies für Botnet-Cracker und Machenschaften über das Internet. Eine aktuelle Linux-Distribution drauf, einen Browser der Wahl (die Leute können damit eh nichts tun außer mit der Maus auf der Website rumklicken, also ist es egal, ob ein Exotenbrowser wie Opera dort läuft oder ein schlanker Browser wie Epiphany oder der beliebte Firefox), den Kiosk-Modus starten und fertig.

Dass Leute (seien es die Angsetellten im Bekleidungsgeschäft oder die Kunden im Kino) dann mit Linux selbst in Berührung kommen, muss sie a) nicht kümmern (Benutzerführung ist betriebssystemunabhängig) oder b) sie bemerken es und sehen, dass es gar „nicht so anders“ ist. Ein positiver Nebeneffekt.

Fazit

Computerspezialisten sollten sich trauen, auch mal Open Source-Programme und – wenn sie einen Serverprofi angestellt haben – einen Linuxserver anzubieten. Computerspezialisten sollten sich weiterbilden für gemischte Systemlandschaften. Große Open Source-Firmen sollten anfangen, Software zu entwickeln, mit der sie einen größeren Absatzmarkt (sei es nur für kleine Dektops) lukrieren können.

1 Kommentar

  • 1. pcfreak schrieb am 10th Juli 2008 um 23:30 :

    Hi!

    in bin wirklich absolut deiner Meinung, Hast es auf den Punkt gebracht. Ich frage mich auch jedesmal wenn ich solche Rechner für Internet und Excel sehe, warum man da Windows einsetzt. Das Beispiel der Internet-Terminals ist gut – da gibt es wirklich keinen Grund gegen Linux. Schade, dass so wenige PC-Firmen Linux Support anbieten. Dabei ist das ja gar nicht so kompliziert :-)

    MFG,
    Jan

Hinterlasse einen Kommentar

XHTML: Du kannst folgende Tags nutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <blockquote cite=""> <code> <em> <strong>