Jemand bei Microsoft hatte vor kurzem verkündet, dass WebGL zu gefährlich sei, um im Windows Internet Explorer implementiert zu werden. Das Ganze kommt eigentlich nicht überraschend und reichlich spät. WebGL ist schon seit einer ganzen Weile bei Webkit und Mozilla eines der ganz großen zukunftsträchtigen Themen.
WebGL und OpenGL sind im Microsoft-Kosmos (vom Standpunkt der Geschäftsführung her) natürlich nicht gern gesehen, denn sie sind Konkurrenten zu den hauseigenen Techniken Silverlight und DirectX. Aber im Gegensatz zu früheren Blockaden von Microsoft bei betriebssystemübergreifenden Webtechniken und Webstandards oder dem gelungenen Versuch Microsofts, OpenDocument durch die Normierung des hauseigenen Dokumentenformats aus der Öffentlichkeit zu verbannen, ist diese Aussage Microsofts für mich ohne Gewicht. Sie stellt keine Gefahr für WebGL dar, da Microsofts Gegenlösungen eigentlich immer Windows-zentriert sind – was in Zeiten verschiedenster mobiler Betriebssysteme, die dem Desktop-Markt das Wasser abgraben, langfristig zu keinem Erfolg führen wird. Das wird sicher auch bei vielen von Microsoft so gesehen, wie ja auch schon berichtet wurde.
Dass die ganze Angelegenheit Microsoft sehr stören dürfte, steht außer Frage. Durch die Verlagerung von Betriebssystem-Programmiersprachen hin zu Webtechniken, die in jedem beliebigen Browser unter jedem beliebigen Betriebssystem laufen können, verliert Microsoft an Einfluss. Moderne Teile Microsofts scheinen das akzeptiert zu haben und sprechen sich für WebGL und W3C-Techniken (HTML5, CSS3 usw.) im Allgemeinen aus. Das sieht man auch an der kurz zurückliegenden ersten Präsentation von Windows 8, wo eine neue Oberfläche vorgestellt wurde, die angeblich mit Webtechniken wie HTML, CSS und JavaScript geschrieben werden kann. Ganz wie es z.B. bereits bei GNOME3 möglich ist. Der alte, schwerfällige Teil Microsofts wehrt sich aber noch heftig dagegen.
Eine weitere Gegenreaktion von Microsoft dürfte Googles Versuch, WebRTC voranzubringen, hervorrufen. Mit WebRTC soll Echtzeitkommunikation im Browser ohne zusätzlich notwendiges Plugin möglich werden. Das würde z.B. Skype überflüssig machen, wofür Microsoft erst vor kurzem sehr, sehr viel Geld gezahlt hat.
Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Ideen entwickeln werden. Freunde von allgemeinen und kostenlos zugänglichen Webstandards werden das sicher begrüßen …
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