Wenn alles gut geht, kann Spicebird das Thunderbird-Pendant zu dem werden, was Outlook zu Outlook Express/Windows Mail ist: ein PIM.

Spicebird wird von indischen Entwicklern von Synovel programmiert auf Basis des Codes der Mozilla-Programme Thunderbird und Lightning. Es soll Mail-, Aufgaben- und Adressverwaltung sowie eine Kalenderfunktion bieten und auch als Chatprogramm mit dem Jabber-Protokoll dienen.

Derzeit liegt Spicebird in Version 0.4 öffentlich vor und kann getestet werden. Beim eigenen Ausprobieren erscheint mir Spicebird als in einer frühen Alpha-Phase (obwohl es als Beta bezeichnet wird). Noch ist viel zu tun bei der Optik, der Bedienung und den Funktionalitäten. Und es ist noch ein weiter Weg bis zu Version 1.0, die auch Unterstützung für Microsoft Exchange bieten soll. Als Alpha-Software macht Spicebird aber bereits einen vielversprechenden Eindruck.

Weitere Eindrücke können bei diversen Blog-Beiträgen nachgelesen werden.

Bei Spicebird zeigt sich das Gute an Open Source und Freier Software: Man kann von der Arbeit anderer profitieren und seine Arbeit darauf aufbauen und muss nicht alles wieder von Anfang an neu programmieren. So kann auch ein relativ kleines Team ein verbessertes Produkt aus einem bereits bestehenden entwickeln.

Pflegen die Entwickler von Spicebird andersrum ihre neuen Codes auch in Gecko, Thunderbird und Sunbird/Lightning ein (sofern das möglich und von der Community erwünscht ist), profitiert die Mozilla-Community auch von Spicebird und zusätzlich haben die Spicebird-Entwickler in Zukunft weniger Arbeit, wenn Sie aus aktuelleren Mozilla-Trunkbuilds neue Spicebird-Versionen generieren.

Dieselbe Hoffnung auf Code-Beiträge externer Entwickler hegt die Mozilla-Community auch beim Eudora-Projekt „Penelope“, das Thunderbird das Aussehen und die Funktionalität von Eudora (einem eingestellten Closed Source-E-Mail-Programm) bieten soll. Noch sind die Eudora-Entwickler aber noch nicht so weit, dass sie Neuerungen in den Mozilla-Code integrieren können; aber in der Zukunft ist das vorgesehen.

Lassen wir uns überraschen, wie rasch und in welche Richtung sich Spicebird entwickelt. Um ähnliche Funktionalität zu bieten wie Outlook, ist hie und da noch sehr viel Arbeit zu leisten. Der Aufwand wird sich aber lohnen, damit endlich ein plattformübergreifendes OpenSource-PIM vorhanden sein wird. (Hoffentlich wollen die Synovel-Entwickler in die Outlook-Richtung vorstoßen – was immer noch eine Open Source-Marktlücke ist, zumindest unter Windows. Gewiss ist ihre Intention ja auch nicht.)

2 Kommentare

  • 1. Amsterdammer schrieb am 19th Januar 2008 um 14:55 :

    Bruder von Thunderbird wäre schön, aber es kann enden wie die Geschichte der biblischen Brüder Kain und Abel.

    Mit Spicebird liegt ein Entwurf vor, der Mitchell Baker und dem board of directors von Mozilla wohl vorschwebte, als sie Thunderbird ausgliederten (MailCo). Während Synovel bereits an der neuen Generation von „communication“ arbeit, steckt MailCo verwaltungstechnisch noch in der Planungsphase. Und wo außer auf Bugzilla die Thunderbird Moduleowner Scott und David stecken, ist mir nicht bekannt.

    Für mich persönlich ist Nagelprobe, wer als erster den vier Jahre alten bug „Thunderbird should use a tabbed interface“ ( https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=218999 ) fixt: Synovel hat das Interface in der Roadmap für Spicebird 0.7 angekündigt. Wenn dieses Release früher kommt als der check-in des bugfixes in den Thunderbird-trunk, gibt’s wohl einen Dammbruch: user strömen weg von Mozilla’s Thunderbird zu Synovel’s Thunderbird.

    „Wer zu spät kommt, den straft das Leben!“ (Gorbatschow)

    Ich fürchte, daß bei einem Release von Spicebird 1.0 viele Nutzer von Mozilla’s Mail-builds verabschieden, wenn es keine Aussicht auf Thunderbird 3 gibt.

  • 2. Thomas S schrieb am 20th Januar 2008 um 00:59 :

    Ich hoffe, dass die Synovel-Entwickler ihre Bugfixes nicht nur in „ihrem“ Trunk machen, sondern (auch) im eigentlichen Thunderbird/MailApp-Trunk bei Mozilla.

    Davon abgesehen denke ich, dass sich die beiden Programme – Spicebird und Thunderbird – ergänzen werden wie Outlook und Outlook Express. Jene Privatanwender, die mehr brauchen als ein simples Mailprogramm, werden Spicebird eine Chance geben. Synovel muss aber erst noch seine Dauerhaftigkeit und Perfektion unter Beweis stellen. Mozilla hat Thunderbird zwar (noch) aufs Abstellgleis gestellt, aber es hat einen guten Ruf und seine Produkte arbeiten zuverlässig. Tb2 ist auch 2008 noch ein gutes Programm und ein Tab-Interface ist nicht die Antwort auf alle unerfüllten Benutzerwünsche.

    Bei Unternehmensanwendern bin ich gespannt, ob Spicebird eine Alternative wird. Wenn Exchange/Lotus-Anbindung, PDA/Handy-Kalenderabgleich und weitere kleine Spielereien, um die man sich bei Mozilla bisher nie gekümmert hat, integriert werden, hat es eine Chance. Sonst nur in der grauen Theorie und Spicebird wird genau so wenig akzeptiert wie Thunderbird (oder Firefox).

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