Meine Fahrt zum Köln-Treffen 2010 von Mozilla begann mit Stress an der Kassa eines Supermarktes. Ich wollte vor dem Gang zum Bahnhof noch schnell etwas Kleines zum Trinken und Knabbern einkaufen. Natürlich stand ich wie immer an der langsamsten Kassa von allen und die Kundin vor mit wollte einen Rabatt auf ein Produkt, auf dem es (in dieser Stückzahl, wie sich später herausstellte) keinen gab. Aber trotz alledem erreichte ich meinen Zug. In Attnang-Puchheim hatte er keine Verspätung. Aber beim Umstieg in Salzburg von der ÖBB zur DB gab es natürlich wieder Verzögerungen, für die man in Durchsagen um Verständnis warb. Dafür war die Reise von Salzburg nach München dann entspannend. Wenn man das Glück hat, Sparfahrkarten für die 1. Klasse günstiger zu bekommen, als man mit Flugzeug oder Auto jemals reisen könnte (oder mit normalen 2.-Klasse-Fahrkarten), ist die Reise angenehm, unbeengt und stressfrei. Man bekmmt Zeitungen, Getränke und Essen (gegen Gebühr, versteht sich) an den Platz serviert, eine Steckdose lässt deinen Laptop länger leben als die bloße Akkulaufzeit und Bildschirme geben dir wie in einem Flugzeug Auskunft über Fahrgeschwindigkeit, derzeitigen Aufenthalt auf verschiedenen Landkarten und Ankunftszeiten in den nächsten Bahnhöfen. Sehr konfortabel. Es ist meine erste Reise mit der Bahn in der 1. Klasse. Ich gebe es zu.

Das war aber nicht ein ICE, sondern ein österreichischer Railjet. Im ICE von München von Köln ging es spartanischer und „älter“ zu und ohne Flugzeug-ähnlichem Auskunftsbildschirm. Dort hoffte ich zumindeset auf Internet, das es natürlich nur gegen horrende Gebühren gab – oder man war T-Mobile-Kunde mit Sondervertrag. So verlief die Reise unspektakulär mit dem Lesen vieler Zeitungsseiten. Ein Auge bekam ich nicht zu, da es extrem kalt war. Auf dem Weg zur Toilette bemerkte ich die angenehme Wärme in der 2. Klasse. Naja …

Vom Kölner Hauptbahnhof ging es dann schnurstracks zum Hotel, das mich und Hagen für die erste Nacht und die ganze eingeladene deutschsprachige Mozilla-Gemeinde am Tag darauf als Konferenzort beherbergen sollte. Nach siebeneinhalbstündiger Zugfahrt war mein Magen noch leer, also schlossen wir unseren Anreisetag relativ bald mit Pizza und Bier bei einem kleinen türkischen Italiener ab.

Der Samstagmorgen ging früh los. Hagen und ich frühstückten bereits um 9 Uhr, da wir eine Stunde später bereits William und die ersten Konferenzteilnehmer erwarteten. Das Frühstück war ausgiebig, das Personal sehr freundlich. Hotel Cristall ist für mich ein gehobenes Mittelklassehotel. Gegen die Oberklasse spricht allein schon der Briefmarken-Röhrenfernseher am Zimmer. ;-) Vielleicht schaffen wir es ja nächstes Jahr, die Konferenz und die Übernachtung dort abzuhalten.

Zwischen 10 und Mittag trudelten dann auch wirklich alle 18 Teilnehmer ein, allen voran Christine „Rothaut“ und Robert „KaiRo“, die aus Wien mit dem Flieger anreisten. Damit begann auch schon meine anfängliche Zitterpartie als Mitveranstalter, ob denn alles – und wie es – klappen würde, da unsere verkündeten Zeiten mit denen der Konferenzraumbuchung etwas divergierten. Wir nutzten aber die Verzögerung, um uns in Köln noch mit kleinen Happen für den restlichen Tag zu stärken. Außerdem gab uns das Gelegenheit, uns schon mal etwas kennenzulernen oder mit bekannten Gesichtern Neuigkeiten auszutauschen.

Meine vorhin angesprochene Zitterpartie verflog auch dadurch, als ich merkte, mit wie viel Engagement alle Teilnehmer bei der Konferenz dann dabei waren. Es war das erste Treffen dieser Art, darum war das Rahmenprogramm relativ grob vorgegeben und wir wussten nicht, wie es in der Realität dann wirklich aussehen würde. Aber wie alles bei Mozilla ist Improvisation Trumpf und funktioniert. Auch dieses erste Treffen dieser Art hat wunderbar funktioniert und ich danke allen und natürlich besonders denen, die uns ihre Arbeit in Präsentationen vorgestellt haben!

Das Rahmennprogramm kann im Wiki nachgelesen werden. Es sei dazu gesagt, dass wir anfänglich extrem in Verzug gerieten, da der Beamer sowie diverse Laptops Probleme und z.B. KaiRo einen Strich durch die Rechnung machten, der die HTML5-Fähigkeiten der kommenten 2.1er-Version von SeaMonkey präsentieren wollte, wie es schon Paul Rouget am Mozilla Summit im Juli für Firefox 4.0 getan hatte. Aber – eigentlich – wie durch ein Wunder konnten wir fast pünktlich alle Themen erledigen und die Konferenz am Samstag um kurz nach 19 Uhr beenden. Ich hoffe, mein Pochen auf „Wir haben doch keine Zeit!“ war niemandem zu forsch.

Dann ging es schnurstracks zum anderen Hotel, in dem wir schliefen. (Wegen Platzproblemen im Konferenzhotel musste William ein anderes zum Schlafen buchen. Aber ein bisschen Bewegung tat uns eh gut nach dem Marathon-Sitznachmittag.) Das Einchecken und die Aufteilung der Leute auf die Zimmer ging schnell und noch schneller kamen wir dann wieder vor dem Hotel zusammen, um gleich darauf zum Brauhaus zu gehen. Im Brauhaus hatte ich die Gelegenheit, Christine und Joachim vom Thunderbird-Forum näher kennen zu lernen und nebenbei das hervorragende Essen zu genießen. Nach dem Essen, Gesprächen und ein paar Gläschen Kölsch (man bekommt das Bier dort nur in 0,2- statt 0,5-Liter-Gläsern) machten wir uns wieder auf zurück zum Hotel. Der morgige Tag sollte früh beginnen und blaue Augen wie beim letzten Mal sollten vermieden werden. ;-)

Der 2. Tag und und sein zentrales Thema der Zielfindung waren dann nicht mehr so genau verplant wie der 1. Tag. Aber überraschenderweise passte der von Hagen und mir vorgegebene Zeitplan perfekt zu unseren Diskussionen. Das Hauptthema des Tages war mozilla.de und es verwunderte mich, dass das auch von allen anderen als das Wichtigste angesehen wurde, wie man aus den Reaktionen und der Reihung der wichtigsten Themen der 3 Gruppen sehen konnte. Die Aufteilung in 3 Gruppen am Schluss war dann auch wichtig und richtig, da in kleineren Runden entspannter diskutiert werden kann. Je größer die Gruppe, desto weniger Leute melden sich naturgemäß zu Wort.

Kadir hat diesen Teil der Diskussion geleitet und als Ergebnis entstand die Seite De:Meeting:2010 – Ziele. Die dortigen Themen sollten die nächsten Monate Priorität vor anderen „verwaltungstechnischen“ (aber nicht übersetzerischen) Tätigkeiten haben. Wir haben knappe Ressourcen, wie am Treffen sehr oft gesagt wurde, darum müssen wir uns unsere Pläne genau aussuchen, um möglichst viel mit möglichst wenig Aufwand zu erreichen. Mozilla.de mit seiner Aufgaben- und Terminübersicht stellt den zentralen Plan dar. Wir hoffen, dass sich Leute finden, die uns dabei helfen können. Vor allem auch neue Leute, die sich vielleicht nicht für Übersetzung oder Endnutzerhilfe interessieren, dafür aber für Webseiten und Webentwicklung.

Und wieder pünktlich konnten wir unsere Diskussionen beenden, da wir zu Mittag den Konferenzraum räumen mussten (leider 2 Stunden früher als ursprünglich geplant). Wir gingen dann alle gemeinsam in die Stadt, tranken Kaffee – deutsch Káffe oder österreichisch Kafée (Testhören) – und konnten uns noch unterhalten. Auch Christine konnte manche noch quälen mit Aufnahmen für das Online-Radio von BLINDzeln.de. :-)

Es war ein tolles Wochenende und der organisatorische Aufwand dafür hat sich wirklich gelohnt! Ich danke allen, die gekommen sind, Hagen für sein Engagement bei den Einladungen und William und Mozilla Europe dafür, dass sie es möglich gemacht haben!

Die Rückfahrt mit der Bahn in der 2. Klasse war übrigens ganz entspannt. Mit einigem Glück fand ich ab Köln einen Sitzplatz, der nirgends an der ganzen Strecke bis München von jemandem reserviert worden war (selten genug). In München musste ich umsteigen und konnte die vielen betrunkenen Wiesn-Teilnehmer in Tracht und Dirndl bestaunen. Um kurz nach 23 Uhr verließ ich den Bahnhof meines Heimatortes und das Wochenende war damit offiziell vorbei.

Damit endet mein Bericht vom Treffen in Köln, den ich wie beim Summit persönlich gehalten habe. „Offizielle“ Beiträge zum Treffen folgen noch. Die Nachbearbeitung des Mozilla-Wochenendes läuft …

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