Neben meiner eigenen Suche nach einem geeigneten Smartphone (diese eierlegenden Wollmilchsaumobiltelefone) suchte auch meine Freundin eines. Ihr Vertrag mit Ihrem österreichischen Mobilfunkanbieter ist gerade abgelaufen und ihr zwei Jahre altes „normale“ Samsung-Handy spinnt schon seit Monaten. Darum ist für uns eines gewiss: Samsung kommt als Telefon nicht mehr in Frage.

Ganz kurzfristig sind wir über einen Freund auf das ZTE Blade aufmerksam gemacht worden, das bei Orange UK als „San Francisco“ vertrieben wird. Die Testberichte (z.B. 1, 2) deuten auf ein ganz außergewöhnliches Preis-Leistungs-Verhältnis hin. Das ZTE Blade bietet viel Hardware für relativ wenig Geld im Vergleich zu den anderen Android-Handys mit dieser Hardware-Ausstattung – oder vergleichen mit anderen Handys in der selben Preisklasse.

Der Nachteil ist, dass es am heimischen Markt gar nicht verfügbar ist! Das ist natürlich kein Hindernis, sich so ein Handy zu besorgen. Aber es macht stutzig, wieso die heimischen Mobilfunkanbieter so eine beschränkte Palette an Handymodellen bieten und Handys dieser Art gar nicht anbieten. Das HTC Desire und das Samsung Galaxy S sind oft sogar die einzig vernünftigen Android-Handys, die Mobilfunkanbieter anbieten (neben nicht erwähnenswerten „Billig“-Handys wie dem HTC Wildfire oder SonyEricssons). Neben schlechter Auswahl bieten österreichische Mobilfunkanbieter obendrein noch eine absurde Preisgestaltung: Man solle sich doch bitteschön aus ganz wenigen Modellen ein Smartphone aussuchen, dieses teuer kaufen (aber eben ein bisschen günstiger als es sich selbst zu besorgen) und sich dann bittenderweise noch ganze 2 Jahre an teilweise überteuerte Tarife binden.

Mir ist schon klar, dass wir mit unseren Wünschen (Android, akzeptable Hardwareausstattung und möglichst neueste Software-Version) ein ganz schwer zu bedienender Kundenstamm sind und dass viel Auswahl schlecht fürs Geschäft ist, da es die Kunden verwirrt und die eigenen Brandings erst teuer hineinprogramiert werden müssen; außerdem ist der Smartphonemarkt ja erst noch im Wachsen. Trotzdem frage ich mich, wieso das in den USA und anderen Ländern funktioniert, wo der Smartphonemarkt nur so blüht vor Auswahl und Leben. Fragt man z.B. nach, wieso kein Motorola Milestone angeboten wird, heißt es, das sei für den europäischen Markt nicht so geeignet. Und sie „seien froh gewesen, dass sie das HTC Desire zweitweise anbieten konnten“. Wie bitte?

Es liegt natürlich nicht nur an den Mobilfunkanbietern. Auch die Handyhersteller selbst stellen sich ungeschickt an. Da werden neue Modelle mit toller Ausstattung präsentiert und dann nur für den US-amerikanischen Markt vertrieben. Oder in den USA gut verkaufte Handys werden mit vielen Monaten Verspätung neu konfiguriert und mit neuem Namen versehen dann endlich auch für die europäischen Kunden angeboten. Ohne die Möglichkeit des eigenhändigen Online-Einkaufs würden viele Europäer in die Röhre schauen.

Möglicherweise fehlt es auch am nötigen „Druck“ oder Kleingeld von Seiten des Betriebssystem-Herstellers. Zum Start des neuen Microsoft-Handysystems kommen bis Ende des Jahres eine Vielzahl hochwertiger Modelle auf den Markt, die allein von der Ausstattung und dem Aussehen attraktiv für Kunden sein werden. Android-Handys werden nicht direkt mit dem Gewicht eines Großkonzerns an die Mobilfunkanbieter verkauft, weshalb vielleicht auch die Motivation fehlt.

Android- und möglicherweise auch webOS 2.0-Interessierte müssen wohl (weiterhin) andere Beschaffungswege einschlagen, wenn sie die nötige Auswahl vorfinden wollen. Aus diesem Grund werden die Mobilfunkanbieter aber (weiterhin) denken, dass es für dieses Segment keinen Absatzmarkt gäbe und sie beim Status quo bleiben.

Der letzte Fall von wirtschaftlichen Interessen getriebenen Kommentaren im Internet zeigt wieder einmal auf, wie leicht sich Meinungen in eine bestimmte Richtung steuern lassen. Aber es gibt nicht nur diese argen Versuche der Meinungsbildung für (oder gegen) ein Produkt oder eine Strömung. Was ist mit den Angestellten einer Firma? Betreiben die auch eine Art Werbung für ihren Geldgeber und dessen Produkte?

Ich bin immer skeptisch bei solchen Leuten. Leider fällt das zu selten auf. Im Fall von Gerhard G. war es offensichtlich, aber bei Christian D. fällt das nicht so auf und ich erkannte es nur zufällig. Beide sind Angestellte eines großen, bekannten Konzerns. (Bei Nutzer poem drängt sich der selbe Gedanke förmlich auf, auch wenn es nicht bewiesen ist.)

Ich könnte mir vorstellen, wenn sich viele solcher Angestellten in Foren, Kommentaren und Rezensionen tummeln, dass dadurch allein schon Meinungsmache in eine der Firma genehme Richtung betrieben wird – ob vorsätzlich oder nicht.

Vor fast genau 9 Monaten habe ich aufgrund des damals neuen Nexus One das erste Mal über Smartphones und Android geschrieben. Die angesprochenen monatlichen Preise der Mobilfunkanbieter für Telefonie und Datentransfer sind wirklich gefallen und langsam wird ein Smartphone bezahlbar für die Normalsterblichen und Nicht-Mobilesinternetverrückten.

Auswahl

Die Frage ist nur, für welches der unzähligen Smartphones am Markt entscheide man sich? Schon seit dem Nexus One und Android 2.1 steht für mich fest, dass es ein Android-Betriebssystem haben muss, das mir die gewünschte Flexibilität, Offenheit und Zukunftsfähigkeit bietet. Da ich außerdem mit dem Smartphone Texte tippen möchte, sollte es eines mit hardwaremäßiger Tastatur sein. (Wozu soll ich mir ein teures Smartphone kaufen, wenn ich es eh nur zum Telefonieren und Lesen im Internet verwenden kann, ohne damit wirklich „arbeiten“ zu können? Aus meinem Bekanntenkreis habe ich auch einige Erfahrungswerte bekommen, die für mich eindeutig für eine richtige Tastatur sprechen.)

Meine Auswahl fiel auf das Motorola Milestone 2 und das HTC Desire Z, die beide im Laufe des vierten Quartals 2010 erscheinen werden.

Die endgültige Enscheidung steht noch aus (und wer weiß, vielleicht kommen in den nächsten Wochen noch andere interessante Smartphones mit vergleichbarer Ausstattung auf den Markt, die eine Entscheidung für eines der beiden oben genannten Geräte über den Haufen werden würden). Aber es gibt ein paar Kriterien, für oder gegen die es sich zu entscheiden gilt. Denn nicht jedes Gerät ist gleich.

Vor- und Nachteile

Der Vorteil des Milestone 2 liegt eindeutig bei der Hardware: Mit 1 GHz und mehr internem Speicher ist es gerüstet für Android 2.3, das gegen Ende des Jahres veröffentlicht werden wird. Das Desire Z hat dagegen „nur“ 800 MHz und weniger internen Speicher, weshalb es mit Android 2.3 wohl nicht betrieben werden kann – man ist in der 2er-Serie von Android „gefangen“. Außerdem ist das Milestone 2 äußlich hübscher und die Schiebefunktion für die Tastatur gefällt mir mehr als beim Desire Z. Das Desire Z ist außerdem minimal größer und um 11g schwerer als der Konkurrent.

Der Vorteil des Desire Z liegt dagegen eindeutig bei der Software: Der Android-Aufsatz HTC Sense ist besser und ausgereifter als Motorolas Motoblur. Mit „Fast Boot“ (Gerät ist nach dem Einschalten in wenigen Sekunden betriebsbereit), „Locations“ (Karten können am Gerät zwischengespeichert werden, damit man sich z.B. im Ausland teure Roaming-Gebühren erspart) und der Möglichkeit, Daten mit einem Server zu synchronisieren und per Desktop-Browser sogar Einstellungen und Änderungen an den Kontakten vorzunehmen, hat HTC ebenfalls die Nase weit vorn.

Die 2 offensichtlichsten Nachteile des Milestone 2 sind für mich die Sperrung des Bootloaders, wodurch man keine eigenen Android-Versionen aufspielen kann (um z.B. Aktualisierungen früher zu erhalten), sowie die Unfähigkeit, bei ausgeschaltetem Gerät die Weckfunktion nutzen zu können. Beim Desire Z funktioniert die Weckfunktion angeblich auch im ausgeschaltetem Zustand. (Bitte korrigiert mich, wenn ich mich irre!)

Entscheidung

Entweder Hardware, die man nicht wechseln kann, oder Software, die man nicht wechseln kann. In welchen sauren Apfel werde ich beißen? Ich weiß es noch nicht. Die Software-Funktionen deuten eindeutig in Richtung Desire Z. Aber was will ich mit einem Gerät, dessen System in wenigen Monaten bereits „veraltet“ sein wird? (Eigentlich ist das ja keine Tragödie, aber Smartphone-Betriebssysteme entwickeln sich derzeit sehr schnell, weshalb ich die eine oder andere Neuerung Ende des Jahres oder in einem halben Jahr scherzlich vermissen könnte, wenn ich mit dem Desire Z bei Android 2.2 bleiben muss.)

Da man ein Smartphone für diesen Preis nicht jährlich wechseln will, muss das eingehend überlegt werden. Da die beiden Geräte sowieso noch nicht erhätlich sind, habe ich noch eine Schonfrist.

Österreich hat im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Ländern einige Vorteile: Es wird nicht rigide zensiert bei Computer-Spielen und Filmen (Deutsche kaufen bei uns Spiele und Filme, die in Deutschland entweder am Index stehen und gar nicht zu haben sind oder die stark verharmlost/geschnitten wurden – und trotzdem haben wir nicht mehr Amokläufter und Morde als in Deutschland, was für ein Schock!). Außerdem ist das Telefonieren relativ günstig. Und in Österreich kannst du nicht sofort für alles verklagt und abgemahnt werden.

Aber wir haben seit 1. Oktober diese hübsche neue Festplattenabgabe. Je nach Art und Speicherkapazität der Festplatte fallen zwischen 12 und 36 Euro an plus Umsatzsteuer. Das ist viel Geld für Platten, die in der Regel normalerweise unter 100 Euro kosten. Auf CDs, DVDs und USB-Sticks gibt es die Abgabe schon längst.

Die österreichische Internetwirtschaft, die Arbeiterkammer und Festplattenhersteller beschweren sich und klagen dagegen. Vom ISPA-Generalsekretär wird das „wirtschaftliche Löcher veralteter Geschäftsmodelle mittels Raubrittermethoden zu stopfen“ genannt. Und meine persönliche Meinung ist, dass er recht hat.

Was man dagegen tun kann? Entweder klagen oder in Österreich keine Festeplatten mehr kaufen. Und wer die Möglichkeit hat, Festplatten über eine Firma zu kaufen, kann sich die Abgabe rückerstatten lassen. Auf aume.at kann man sich das „Rückzahlungsformular URA“ herunterladen. Jetzt fehlt so eine Abgabe nur noch für Smartphones. Oder gibt es die eh schon längst?

Dass im Browsermarkt Bewegung herrscht, ist spätestens seit dem Erscheinen von Firefox 1.0 bekannt. Und dass man keiner Statistik trauen darf, die man nicht selbst gefälscht hat, ist auch allen klar. Trotzdem ist ein Trend unverkennbar: Der Internet Explorer verliert weiterhin Marktanteile und ist auf einem historischen Tiefstand von unter 50% bei StatCounter oder unter 60% bei Netmarketshare weltweit.

Für alle, die das Monopol eines einzigen Herstellers und den Stillstand im Web vor wenigen Jahren noch höchstselbst erleben mussten, ist das jetzt eine gute Zeit und es ist unwahrscheinlich, dass die dunklen Jahre wiederkehren.

Der Internet Explorer wird voraussichtlich weiterhin Marktanteile verlieren. Mozilla Firefox stagniert seit einem Jahr. Mal sehen, ob die Version 4.0, die in wenigen Monaten veröffentlicht wird, wieder Bewegung in die verfahrene Sache bringt. Der Gewinner der letzten Zeit ist auf alle Fälle Google Chrome/Chromium. Da sich aber alle großen Browser in Richtung Minimalusmus an der Oberfläche und verbesserte Geschwindigkeit bei Webseiten entwickeln, dürften die Unterschiede zu Chrome so oder so immer kleiner werden.

Anmerkung 07.20.2010:
Die Prozentzahlen beziehen sich auf weltweite Daten. In Europa hat der Internet Explorer noch weniger Verbreitung als im weltweiten Vergleich und liegt teilweise hinter Mozilla Firefox zurück. In Deutschland ist Mozilla Firefox beispielsweise mit über 60% Marktführer.

Logo des Treffens der deutschsprachigen Mozilla-Gemeinschaft 2010 in Köln

Der Schwung nach dem Treffen im September hat durch Arbeit, Urlaub oder Krankheit etwas nachgelassen. Aber keine Bange, für unsere Ziele sammeln wir unsere Kräfte. Um sich die Wartezeit bis dahin zu verkürzen, kann man sich diverse Blog-Beiträge, Präsentationsfolien, Fotos zum Treffen und Infos zum Treffen-Logo ansehen.

Alle diese Infos sind auf unserer Wiki-Seite bei Mozilla zusammengefasst: wiki.mozilla.org/De:Meeting:2010.

Die Folien zum „Rahmenprogramm“ am Samstag sowie die von Coce zu den Webseiten sind bereits online, vielleicht finden Elchi3 und rb auch noch Zeit, ihre zur Verfügung zu stellen. Viel Vergnügen!