Die wohl herausragendste Software-Nachricht im Dezember im Bereich Open Source ist wohl die Veröffentlichung der endgültigen Version der Board-Software phpBB3! Nach 7 Jahren Entwicklungszeit mit mal weniger mal mehr Fortschritt, bietet phpBB3 nun alle Funktionen, die man heutzutage erwartet und teilweise auch nicht bei kommerzieller Software bekommt. Die Vergleiche mit dem Vorgänger phpBB2 und anderen Forenanbietern zeigen, was neu ist und weshalb man umsteigen sollte.

Die Liste der Neuerungen und Verbesserungen ist beeindruckend. Allein wegen der Sicherheit und dem besseren Spam-Schutz erwäge ich einen Umstieg des OesterBoards von phpBB2 auf phpBB3. Aber das braucht Zeit für die Vorbereitung und Umsetzung, weshalb das noch warten muss.

Was lange währt, wird endlich gut. Vor wenigen Wochen ist GIMP 2.4 erschienen, der langersehnte Nachfolger des in die Jahre gekommenen GIMP 2.2.

Welche Neuerungen es gibt, kann auf der GIMP-Website (englisch), auf gimpusers.de mit ausführlicher Beschreibung oder mithilfe der Suchmaschine der Wahl nachgelesen werden.

Ich beschränke mich darauf zu sagen, dass die neue Version erheblich benutzerfreundlicher und ausgereifter ist. Neue Nutzer werden sich nun leichter zurechtfinden und mit den Funktionen effektiver umgehen können. Auch die Installation wurde vereinfacht, indem nun GTK+ schon in der GIMP-Installationsdatei enthalten ist und nicht separat nachinstalliert werden muss.

Ich arbeite schon seit einem Jahr mit den Entwicklerversionen (mit den Nummern 2.3.x), da diese so viel besser sind als die alten 2.2er-Versionen, und kann nur jedem empfehlen, GIMP 2.4 mal auszuprobieren.

Gebt GIMP 2.4 eine Chance, wenn ihr von 2.2 noch nicht recht überzeugt wart!

Bildschirmfoto von GIMP 2.4

PS: Meine Seite zu GIMP habe ich nun an die aktuelle Version angepasst.

Die letzte Zeit konnte man viel über DIS 29500, so der Name in der Technischen Arbeitsgruppe bei der ISO, bzw. Office Open XML lesen. Wirklich positive Berichte kommen dabei – außer bei Microsofts Vertragspartnern – aber nicht vor. Was liest man zusammenfassend hier und dort über OOXML?

  1. Nicht vollständig implementierbar
  2. Nicht interoperabel
  3. Nicht barrierearm
  4. Nicht vollständig konvertierbar
  5. Inkonsistent
  6. Erfindet viele Räder neu
  7. Fehlerhaft
  8. Nicht händisch veränderbar
  9. Schwammig formuliert
  10. Nur für Microsoft Office geschaffen
Nicht vollständig implementierbar
Es ist für Nicht-Microsoft-Programmierer praktisch unmöglich, die Spezifikation vollständig umzusetzen. Der Umfang der Dokumentation mit seinen 6.000 Seiten erschlägt einen mit Arbeit. Alter Ballast aus vorigen proprietären Microsoft-Dateiformaten ist in die neue Spezifikation undokumentiert übernommen worden und lässt einen im Ungewissen, was beispielsweise autoSpaceLikeWord95 oder truncateFontHeightsLikeWP6 bedeuten soll. Bezugnahmen auf proprietäre Technologien wie Windows Meta File Format, Microsoft-spezifische Namensräume oder Abhängigkeiten zu bestimmten Versionen des Internet Explorers machen die Spezifikation Windows-lastig und nicht mehr unabhängig, offen und frei dokumentiert. (Unter anderem die PDF-Datei des dänischen Normungsinstituts zum Thema DIS 29500 zeigt eine ganze Reihe solcher Mängel auf.)
Nicht interoperabel
Mit Interoperabilität meint Microsoft die (exklusive) Zusammenarbeit mit älteren Microsoft Office-Formaten und nicht die eigentliche Bedeutung von Interoperabilität, nämlich den Austausch von Information zwischen verschiedenen Anwendungen und Formaten ohne Einschränkungen. Da zudem in den OOXML-Endnutzerverträgen das Reverse Engineering alter MS Office-Formate untersagt wird, wird eine vollständige Implementation der Spezifikation (die in Teilen auf undokumentierten, alten MS-Technologien aufbaut und ein Reverse Engineering notwendig macht) und die Interoperabilität anderer Programme mit Microsoft Office verhindert. (Siehe dazu Kommentare von Fachanwalt Michael Schinagl von der Kanzlei BDHSW auf heise.de.) Unflexible Nummernsysteme machen OOML zudem inkompatibel mit einigen regionalen Nummernsystemen und sie widersprechen denen von W3C XSLT und Unicode ISO 10646.
Nicht barrierearm
Das Adaptive Technology Resource Centre der Faculty of Information Studies der Universität von Toronto hat ein detailliertes Papier herausgegeben, das die Zugänglichkeit von OOXML für benachteiligte Personen bezweifelt. Siehe dazu den Artikel Accessibility Issues with Office Open XML und den vollen Bericht des ATRC.
Nicht vollständig konvertierbar
Es ist nicht so einfach wie bei OpenDocument möglich, Konvertierungswerkzeuge für OOXML zu bauen. Die einfachste Art, Konverter für Daten mit XML-Strukturen zu bauen, ist mittels XSLT-Transformatoren. Doch OOXML unterstützt die dafür notwendige Technologie XPath nicht vollständig fehlt es an der nötigen „XPath-perfekten” XML-Struktur, damit XSLT reibungslos funktioniert, weshalb der XSLT-Transformator von Microsoft/Clever-Age/Novell schlicht unzureichend arbeitet.
Inkonsistent
In weiten Teilen der Spezifikation wird immer noch das veraltete VML anstatt des neueren DrawingML benutzt, obwohl es in der Spezifikation selbst als veraltet/misbilligt beschrieben wird. Noch dazu besitzt DrawingML nicht alle Möglichkeiten von VML, weshalb VML nicht nur zum Zweck der Abwärtskompatibilität in OOXML weiterhin gebraucht wird. Auch Textformatierungen sind inkonsistent aufgebaut, da sie je nach Office-Programm (Word, Excel, PowerPoint) verschiedene Bezeichnungen haben. In OpenDocument (ODF) dagegen sind Formatierungen immer gleich, egal in welchem Programmteil Text verwendet wird. Sogar Prozentangaben werden auf verschiedene Weise inkonsistent in OOXML dargestellt.
Erfindet viele Räder neu
Anstatt bestehende und bewährte Technologien und Normen zu verwenden, erfindet Microsoft in OOXML vieles unnötig neu und verkompliziert so die Implementierung und die Lesbarkeit der Spezifikation. Statt VML/DrawingML könnte SVG genutzt werden. Statt der eigenen Papiergrößen-Bezeichnungen wäre ISO 216 zu bevorzugen. Statt der unleserlichen Zahlenkolonnen in OOXML müsste ISO 8601 verwendet werden, um Datum und Zeit abzuspeichern. Der OOXML-eigene Hash-Algorithmus sollte zugunsten bestehender und bewährter (wie zum Beispiel von FIPS 180) als missbilligt deklariert werden. Statt eigens erfundener Farbbezeichnungen sollten das SVG- oder ISO/IEC 15445-HTML-Farbschema übernommen werden. Sprach- und Ländercodes nach ISO 639 würde jeder verstehen statt der OOXML-eigenen Codes. Auch bei Graphics Metafiles geht OOXML einen eigenen Weg, anstatt ISO 8632 zu nutzen.
Fehlerhaft
Alter Microsoft-Ballast macht OOXML nicht nur nicht vollständig implementierbar, sondern normt auch alte Microsoft-Programmierfehler und nimmt sie so mit weit ins 21. Jahrhundert hinein. Das krasseste Beispiel dafür ist die Missachtung des gregorianischen Kalenders beim Arbeiten mit Kalenderdaten, wo das Jahr 1900 fälschlich als Schaltjahr gerechnet wird, was auch Konsequenzen beim Datenaustausch mit anderen Programmen hat. Sicherheitskritisch ist die Tatsache, dass man eine passwortgeschützte Excel-Tabelle wieder beschreibbar machen kann, indem man einfach das Element sheetProtection mit einem Texteditor aus dem OOXML-Code entfernt.
Nicht händisch veränderbar
Einer der wichtigsten Vorteile von gepackten XML-Daten, nämlich dass man sie per Hand mit einem Texteditor nachbearbeiten kann, trifft auf OOXML nicht zu. Excel-Kalkulationen kann man nicht so einfach nachträglich per Texteditor ändern. Denn viele Abhängigkeiten zwischen verschiedensten OOXML-Teilen machen eine klitzekleine Änderung zum Spießrutenlauf und im schlimmsten Fall (und das geht schnell) wird das Dokument für Excel unbrauchbar. Stéphane Rodriguez hat dies nachgewiesen. Eignet sich so ein Format, das per Texteditor ohne detaillierte Kenntnisse zum Dateiformat selbst nicht leicht zu ändern ist, als Speicherformat zur Langzeitarchivierung von Daten (zum Beispiel wenn kein geeignetes Programm mehr zum Verarbeiten des Dokuments vorhanden ist)?
Noch ein Vorteil von XML ist die leichte Lesbarkeit der Elemente und Attribute für Mensch und Maschine gleichermaßen. OOXML ist aber mit seinen Elementen wie scrgbClr oder rPr weder konsistent noch für Menschen lesbar gestaltet.
Schwammig formuliert
Verweise auf bestimmte Versionen von Normen und Spezifikationen (Unicode, EMF, WMF, XML, XML Schema, XPath, XSL, ZIP, ASCII Characters, …) fehlen, was viele verschiedene, zueinander inkompatible Implementierungen zur Folge haben wird. Oder anderes Beispiel: Mehrere Financial Functions verweisen auf eine „day count basis”, die nicht näher beschrieben ist.
Nur für Microsoft Office geschaffen
Die Marketingmasche mit open by design kommt spätestens dann jedem unglaubwürdig vor, wenn man weiß, wann Microsoft OOXML öffentlich zugänglich gemacht hat: Nämlich erst als MS erkannte, dass sich mit OpenDocument (ODF) von der OASIS ein offenes Dokumentenformat erfolgreich und unaufhaltsam (langsam aber stetig) seinen Weg durch Normungsgesellschaften, Behörden und die OpenSource-Gemeinschaft bahnt. Um dem fortschreitenden Erfolg von ODF entgegen zu wirken, wurde OOXML veröffentlicht und mit dem Prädikat „offen” versehen, dann der ECMA vorgelegt, die es ohne eingehende Begutachtung oder Änderungen als ECMA 376 akzeptiert hat, und dann zur ISO weitergeleitet.
Und ist OOXML schon vorher als offen konzipiert worden? Dinesh Nair vom Open Malaysia-Blog war beim Microsoft Summit 2007 und hat von einem Microsoft-Manager die technische Wahrheit über OOXML erfahren: … the file format (OOXML) was a part of the software and that OOXML and the software (MS Office) are quite inseparable. Ergo, OOXML is an integral and inseparable part of MS Office. That’s why they could not adopt ODF as the file format for subsequent versions of MS Office. … (Zitat aus Open Malaysia) Mit so einer Aussage eines Microsoft-Insiders müssten sich eigentlich alle weiteren Bemühungen der ISO erledigen. Soll ein Dateiformat, das von einer einzigen Firma speziell für ein einziges Produkt entworfen wurde und von ihm nicht zu trennen ist, als internationale Norm verabschiedet werden?
Zudem existiert noch keine einzige ECMA 376-Implementation. (ECMA 376 entspricht DIS 29500 bei der ISO.) OOXML von MS Office 2007 weicht vielerorts von ECMA 376 ab, weshalb davon auszugehen ist, dass ECMA 376 bzw. DIS 29500 nicht ausreichend ist, um andere Programme mit MS Office 2007 vollständig kompatibel zu machen.
Update 2007-09-18: Am 10. September 2007 wird Brian Jones von Microsoft bei computerworld.com mit den Worten zitiert: It’s hard for Microsoft to commit to what comes out of Ecma in the coming years, because we don’t know what direction they will take the formats. We’ll of course stay active and propose changes based on where we want to go with Office 14. At the end of the day, though, the other Ecma members could decide to take the spec in a completely different direction. … Since it’s not guaranteed, it would be hard for us to make any sort of official statement. Man darf sich also nicht darauf verlassen, dass Microsofts OOXML-Weiterentwicklungen die selben sein werden wie die der Ecma – geschweige denn der ISO.

Diese Informationen sind aus unzähligen Quellen seit Monaten zusammengetragen und wurden noch nicht durch technische Beweise entkräftet. Einige besonders umfangreiche Quellen sind die dänische Normungsorganisation DS mit ihrer 64-seitigen Kritik, Heise in diversen Artikeln (als kurze Zusammenfassung diverser Veröffentlichungen meist gut zu lesen) wie dem über juristische Unklarheiten und restriktive Endnutzerverträge, Stéphane Rodriguez mit seinen erschreckenden, fundierten technischen Analysen von OOXML mit MS Office 2007, das Technical Distinctions of ODF XML and OOXML-Dokument der ODF Alliance European Action Group sowie die lange Liste der EOOXML objections von grokdoc.net.

Persönlich finde ich es sehr unwahrscheinlich, dass Microsoft alle technischen Mängel, wie sie von den nationalen Normenorganisationen vorgelegt wurden, abarbeiten und in DIS 29500 umsetzen wird. Erstens wären das ein enormer Arbeitsaufwand (allein schon wegen VML und DrawingML), der nicht in wenigen Wochen oder Monaten zu bewerkstelligen ist, ohne dass sich Fehler und Schlampereien einschleichen. Zweitens wäre das ein Eingeständnis seitens Microsoft, dass die Gegner von OOXML recht hätten und diese Spezifikation wirklich qualitativ zu schlecht und überarbeitungswürdig sei. Drittens müsste MS Office 2007 dem überarbeiteten DIS 29500 angepasst werden, sonst kommt es zu Inkompatibilitäten zwischen MS-eigenen OOXML-Dateien und jenen aller anderen. – Von den nichttechnischen Mängeln wie Patente ganz abgesehen, die bei der ISO sowieso nur unzureichend behandelt werden.

Update 2007-09-18: Abschnitt Nur für Microsoft Office geschaffen erweitert.

Das Adaptive Technology Resource Centre der Faculty of Information Studies der Universität von Toronto hat ein detailliertes Papier herausgegeben, das die Zugänglichkeit mit dem Dateiformat OOXML behandelt.

Wofür steht das ATRC?

… The ATRC supports open standards …
We are strong advocates of the overlooked principle that people with disabilities should be producers and not only consumers of information, knowledge and culture. …

Welchen Schluss zieht das ATRC bezüglich OOXML?

There are grave issues with respect to the accessibility of Office Open XML as a format and potential standard that should preclude its adoption at present. It may be the case that OOXML can be improved to ameliorate some of the more specific technical concerns, but it is most likely too late for the higher-level issues, especially those inherent in the process by which OOXML was developed. We suggest that energy would be better spent in the ongoing effort to improve the existing ISO ODF standard (with which OOXML would overlap and compete if it is adopted). In any event, decisions with respect to standardized document formats should be made in consultation with members of disability communities, disabilities experts and developers of assistive technologies, with universal accessibility as a core requirement as opposed to an ad hoc afterthought.

Der volle Bericht ist hier nachzulesen:
Accessibility Issues with Office Open XML vom 07. August 2007.

Als Student bin ich in den Genuss einer legalen Kopie von Windows Vista gekommen. Die Überraschung war genauso groß wie die Verwunderung! In gewisser Weise hat sich Windows weiterentwickelt, es eifert Linux immer mehr nach. Glaubt ihr nicht? Ist aber so. Inzwischen ist es genauso schwer Treiber zu installieren wie bei Linux. Windows hat erfolgreich eine Reihe von bisher unterstützter Hardware gestrichen (Soundblaster Live und Ethernet (US Robotics) in meinen Fall liefern echtes „Linux-Klima“ ohne Sound und Netz). Es ist wesentlich schwerer, Dateien auszuführen. Man muss 10 Mal vorher bestätigen, dass man sich sicher ist, die Systemeigenschaften anzusehen (PS: beinahe so gut versteckt wie in den Linux-Distributionen). Naja, und irgendwie ist alles langsamer. Aber das wussten wir ja. Was ist nun neu bei Vista? Aero! Vooolll geil zum Ansehen, geiler Effekt, nur praktisch hat es keinen Nutzen! Weil schlussendlich sucht man sich die richtige Anwendung nicht optisch (abgesehen davon, dass einen schwindlig wird), sondern liest die richtige Anwendung aus der Taskleiste ab! Zusammenfassung was ist neu: neue Farben, weniger Hardware. Im Moment ist Vista nur für Experimente zu empfehlen … Die Opensource-Konkurrenz rückt Vista hart zuleibe!

Nicht Kommunismus liegt der Wirtschaft der „Vereinigten Föderation der Planeten“ im Science-Fiction-Universum von Star Trek zugrunde, sondern Open Source!

Die Artikel des Open Source-Jahrbuchs 2007 haben mir diesbezüglich die Augen geöffnet. Genau so wie Stallman und Co. von der Free Software-Initiative des Kommunismus und der Anarchie bezichtigt wurden, wurde auch immer der Wirtschaft der Föderation in Star Trek der kommunistische Gedanke unterstellt.

„Die Wirtschaft der Zukunft funktioniert anders“, hat Captain Jean-Luc Picard in Star Trek 8 „Der erste Kontakt“ jemandem erklärt, der sich nicht vorstellen konnte, wie ein (nach heutigen Maßstäben) riesiges Multi-Milliarden-Euro-Raumschiff geplant und gebaut werden kann. Wer hätte geahnt, dass zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Drehbuchzeilen die Antwort bereits im Reifen war: Open Source, Open Innovation, peer production.

(Lassen wir mal den Gedanken beiseite, dass es angeblich keine Währung gibt. Beschränken wir uns auf die Produktionsprozesse.)

Wir leben in interessanten Zeiten. Wie damals bei der bürgerlichen und später der industriellen Revolution (und den Neuerungen durch Taylor und Ford in der Arbeits- und Produktionsweise des 20. Jahrhunderts) erleben wir auch jetzt wieder eine neue Entwicklung, eine Weiterentwicklung.

Zugegeben, der Open Source-Gedanke ist nicht neu. Schon zu Beginn der Software-Entwicklung, lange vor Personalcomputern, gab es den Austausch von freien Computer-Programmen. Aber erst um die Jahrtausendwende hat sich der Trend so richtig offenbart: die Kontroverse zwischen Copyleft und Copyright, freie Software gegen Softwarepatente (nicht aber Urheberrecht!) und Digital Rights Management, peer production (wie die Firma Threadless, die Tüftlerbörse Innocentive oder die freie Enzäklopedie Wikipedia erfolgreich beweisen und es sich in speziell wissensintensiven Wirtschaftszweigen wie der Pharma-Forschung langsam Formen annimmt **), Open Innovation

Betriebliche Geheimnisse und Patente behindern nur den Fortschritt. Immer mehr Bereiche der freien Marktwirtschaft, die von Innovation, Weiterentwicklung und Forschung abhängen, erkennen die Vorteile des freien Wissensaustausches. Wie vor Jahrhunderten freie Bibliotheken den Bürgern Zugang zu Büchern (Wissen) vermittelten, das auf anderem Wege nicht so schnell und zahlreich verbreitet werden hätte können (Bücher waren rar), stellt nun die allumfassende Vernetzung des Internets mit dem Open Source-Gedanken einen neuen Sprung in unserer gesellschaftlichen Entwicklung dar. Freier Zugang zu gemeinschaftlichem Wissen und Beteiligung durch viele unterschiedlichste Personen und Organisationen an einem Projekten mindert Kosten und Risiko und erhöht die Produktivität (nicht bei Nischen-/Spezialprodukten, aber bei solchen mit allgemeinem Nutzen). Nicht nur Geld, sondern auch vor allem Wettbewerb und Ansehen reizen zu solchen offenen und gemeinschaftlichen Prozessen.

Springen wir nun in die fiktive Zukunft.

Stellen wir uns eine Wirtschaft vor, die zu weiten Teilen auf den oben genannten Prinzipien aufbaut. Sozusagen eine weitgehende Open Source-Wirtschaft (der Einfachheit halber so genannt, ist natürlich ein nicht wirklich korrekter Ausdruck). Offene und gemeinschaftliche/kooperative Entwicklungen haben unglaublichen Fortschritt gebracht wie Transporter, Replikatoren und den Warp-Antrieb. Neue Technologien sind so teuer und aufwändig, dass sie Konzerne nach heutigen Maßstäben oder gar Staaten gar nicht allein bewältigen könnten. Energetische und wirtschaftliche Probleme wurden beseitigt. Jedem stehen die Grundbedürfnisse des Lebens frei zur Verfügung: Wissen, Wohnraum, Energie (womit durch Replikatoren Nahrung, Kleidung usw. produziert werden kann).

„Wir forschen und arbeiten zum Wohle der gesamten Menschheit.“ So ähnlich hat es Jean-Luc Picard ausgedrückt. Mit dem Anreiz, mit den Besten zu wetteifern und sein Ansehen zu vergrößern, wie es teilweise auch heute schon möglich ist, werden unvorstellbare Anstrengungen geschafft. Hierarchische Strukturen (zum Beispiel Offiziersränge im Militärwesen oder Kompetenzverteilungen bei Forschungsaufträgen) gewährleisten die Grundordnung des Systems.

Man stelle sich vor, das heutige Wirtschaftssystem würde in dieser fiktiven Zukunft noch fortbestehen. Da kommen mir eher Gedanken an die rücksichtslose Firma Weyland Yutani aus „Alien“ als an Star Trek. Hunderte Meter lange Raumschiffe, ausgestattet mit Microsoft-Zentralsoftware („100%-ig sicher vor jedem Borg-Virus!“), Googles Such- und Nokias Kommunikationstechnik (Klopfe auf deinen Kommunikator uns sage: „Computer, wo befindet sich Doktor Sowieso?“) und Intel-Warpkernen („0.127 Warp schneller als die Konkurrenz!“). Dokumente werden mit Microsoft Future Office im Quanten-ML-Format erstellt, wobei alle 5 Jahre ein neues Format zum „Standard“ erhoben wird und (außer mit den allerneuesten, teuren Programmen) inkompatibel zu vorherigen Formaten ist.

Ich bevorzuge da eher die künftige Welt mit dem verbreiteten Open Source-Gedanken.
Lassen wir uns überraschen, was die nächsten 40 Jahre bringen werden.


** Diese Beispiele wurden dem Beitrag „Interaktive Wertschöpfung – Produktion nach Open-Source-Prinzipien“ des Open Source-Jahrbuchs 2007 entnommen, welcher eine adaptierte Auskopplung aus dem Buch „Interaktive Wertschöpfung“ (Reichwald und Piller 2006) der Autoren FRANK PILLER, RALF REICHWALD UND CHRISTOPHER IHL ist, das unter http://www.open-innovation.de auch zum Download unter einer CC-Lizenz zur Verfügung steht.

Vor wenigen Wochen erschien das vierte und neueste Open-Source-Jahrbuch. Es informiert über FLOSS (Freie und Open Source-Software) rechtlich und allgemein, über neueste Entwicklungen und Ausblicke in die Zukunft.

Der Download der PDF-Dateien ist kostenlos.
Das Buch kann bestellt werden.

Ich hatte noch nicht viel Zeit dafür, aber einige Stellen habe ich mir rausgepickt. Besonders die Beiträge von Bruce Perens („Open Source – ein aufstrebendes ökonomisches Modell“) und Frank Piller/Ralf Reichwald/Christoper Ihl („Interaktive Wertschöpfung – Produktion nach Open-Source-Prinzipien“) und das Vorwort von Richard Stallmann („Warum Open Source das Wesentliche von Freier Software verdeckt“) waren für mich sehr aufschlussreich.

Absolut empfehlenswert!

Der OpenSource-Gedanke greift um sich. Nicht nur, dass immer mehr Firmen Programme in OS veröffentlichen, um eine erweitere Entwickler- und Testergemeinde zu bekommen, oder sich an bestehenden OS-Projekten beteiligen (für mich persönlich ist die Beteilung von Sun Microsystems und QUALCOMM an Mozilla Thunderbird (Eudora)/Lightning/Sunbird z.B. ein wichtiger Schritt). Nein, auch im Bereich Technik/Produktion/Forschung gibt es diesen Gedanken, der den Namen Open Innovation trägt.

Das österreichische Wirtschaftsministerium unterstützt Open Innovation mit dem Projekt innovate! austria. Der Fokus dabei liegt auf einer starken Integration in den Entwicklungsprozess von Kunden, Lieferanten, Universitäten, Forschungsinstituten bis hin zu Mitbewerbern.

Als Beispiel dafür werden unter anderem OScar und Wikipedia angegeben. OScar ist ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, nach OpenSource-Richtlinien ein umweltfreundliches Automobil für den Stadtverkehr zu entwerfen.

Tja, die Sache rollt und ist nicht mehr aufzuhalten. Man mag über Richard Stallman meinen, was man will, aber sein Einsatz trägt viele Früchte – nicht nur dort, wo er sich explizit engagiert.

Heute musste ich mit Schrecken lesen, dass WordPress – ähnlich wie Ubuntu – regelmäßig große Updates veröffentlichen will. Gestern erschien WordPress 2.1. Am 23. April 2007 soll das nächste Release erscheinen.

Wer will seine Blog-Software denn alle paar Monate total erneuern? Ich kenne niemanden, der regelmäßig Stunden mit Aktualisierungsarbeiten verbringen will. Man installiert sich etwas und hofft, dass Sicherheitsupdates nicht all zu oft erscheinen. Denn das macht Arbeit. Wenn nun alle paar Monate ein neues Release erscheint, wird das keinem Freude machen. Oder habe ich da etwas übersehen, das daran so vorteilhaft sein soll?

Heute habe ich in der Firma endlich angefangen, AutoCAD Mechanical 2007 auf den Arbeitsplätzen zu installieren. Das Programm kam zwar schon im April/Mai dieses Jahres heraus, aber ich warte immer gern das erste Service Pack ab. Das kam Ende September.

Und was sahen da meine müden Augen in der Software-Verwaltung?

Bildschirmaufnahme mit der Größe von 3 AutoCAD-Installationen

Hübsche Steigerung, wo doch das Programm an sich fast gleich geblieben ist. Dagegen sind Neuerungen in Browsern (auch bei jenen Versionssprüngen, wo Leute meinen, da hätte sich ja gar nichts verändert) gigantisch. Genau diametral zum Anwachsen der Größe von Autodesk-Software (und Microsoft-Software).

Was ist denn mit TV-Browser los? Die kostenlose OpenSource-Software kann seit einer Weile keine TV-Daten mehr herunterladen (angeblich wegen fehlender Internetverbindung). Aber auch die Website und das Forum sind nicht erreichbar. Die letzte Nachricht habe ich vom 6.10., dass die Anbieter zwei Serverumzüge aufgrund des hohen Datenaufkommens machen mussten.

Weiß jemand Näheres? Oder geht es nur bei mir nicht mehr? Zu Hülf!

Ich benutze die aktuelle Version 2.2.1 mit Java 1.5.0_09.

Seit meinem Urlaub geht mal wieder etwas weiter bei der Entwicklung des (Mozilla) Composers (als eigenständiges Programm Nvu genannt). Daniel Glazman gibt fast täglich Berichte in seinem Blog dazu ab. Nach über einem Jahr des absoluten Stillstandes ist das ein erfreulicher Schritt.

Der Composer ist Teil der Mozilla Suite bzw. von Seamonkey. Aber sein Code stammt noch aus Zeiten von Gecko 1.7. Nun ist es am Entwickler, ihn an Gecko 1.9 anzupassen, zu erweitern und vielleicht in einem Jahr einen neuen, aufpolierten HTML-Editor präsentieren zu können.

Der alte Nvu 1.0 wird derweil von Kaze geflickt mit Bugfixes und kleinen Verbesserungen. Dieses abgespaltete Programm nennt sich KompoZer und ist statt Nvu zu empfehlen, wenn man weder die Mozilla Suite noch Seamonkey benutzt.

Kurios dabei, dass es zwischendurch anscheinend eine kleine Unstimmigkeit zwischen Glazman und Kaze gegeben hat: 15. September und 19. September.

Bei Urlaubsantritt vor dreieinhalb Wochen habe ich das Buch „Die Lobbyschlacht um Softwarepatente“ von Florian Müller gelesen, dem bekannten Kämpfer gegen Softwarepatente in der EU. Im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gefallen, da es aus Autorensicht die politische Struktur in der EU näher beleuchtet und die Lobbyingaktivitäten in Brüssel und Straßburg beschreibt.

Ich war immer schon ein Gegner sogenannter Softwarepatente. Das Buch zu lesen war also ein Muß, auch da es kostenlos als PDF-Datei zu haben ist.

Ich gebe mal ein paar Zitate aus dem Buch wider, die den softwarepatentischen Werdegang am Beispiel Microsofts zeigen.

Wären in den 80er Jahren schon Softwarepatente
verfügbar gewesen, hätte Apple verhindern können, dass Microsoft
Windows herausbringt – wenn nicht schon Xerox seinerseits Apple davon
abgehalten hätte, den Mac zu vermarkten.

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 92

Wie sich Microsofts offizielle Position zu Open Source mit der Zeit verändert hat, erinnert an ein berühmtes Gandhi-Zitat: „Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie
über dich, dann greifen sie dich an, dann gewinnst du.“

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 98

Microsofts Problem liegt darin, dass seine aggressivste bisherige Strategie – die,
mit der Netscape erfolgreich bekämpft wurde – gegen Open-Source-Software, die
per definitionem kostenlos ist, nicht greifen würde. Billiger als kostenlos kann
man nicht anbieten. Es gibt auch keine einzelne Linuxfirma, die man aus dem
Markt drängen könnte.

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 102

Fünf Jahre nach Bill Gates‘
kritischen Worten über Patente [im Jahre 1991] lag Microsofts Jahresumsatz bei 8,7 Mrd. Dollar,
und die Gewinne waren auf 2,2 Mrd. Dollar gestiegen. Auch damals noch
verfügte Microsoft nur über etwa 100 Patente …

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 92

Die mehr als 1.000
Patente, die Microsoft im Jahr 2000 besaß, waren schon eine erkleckliche Zahl,
aber kein Ausdruck von Aggressivität.

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 93

In den letzten Jahren hat Microsoft ein Wettrüsten begonnen. Im Jahr 2003
beantragte man 1.000 neue Patente, ein Jahr später schon 2.000, und in 2005 sind
es etwa 3.000 geworden. Nur wenige Unternehmen können damit mithalten, und
das Tempo wird weiter anziehen.

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 109

Irgendwann in absehbarer Zukunft wird Microsoft eine
atomare Supermacht in der Welt der Patente sein.

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 109

Bislang steigert Microsoft weiterhin seine Umsätze und Gewinne. Sollte aber nur
eine dieser beiden Kennzahlen jemals rückläufig sein und dadurch sogar mancher
Arbeitsplatz in Gefahr geraten, dann – dessen bin ich mir sicher – wird Microsofts
Management ernsthaft über die Möglichkeit nachdenken, die Patent-Atombombe
abzuwerfen.

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 109

Sie [Softwarepatente] erhöhen die
Kosten der Softwareentwicklung, und das kommt den wenigen großen Anbietern
gelegen, die gemeinsam den Markt beherrschen wollen. Kosteneffiziente
Entwicklungsmethoden wie Open Source sowie kleine und innovative Firmen, die
erst jetzt in den Markt eintreten, werden benachteiligt. Bei Software stellen
Patente entgegen ihrem Grundgedanken die Macht des Geldes über die Macht des
Geistes.

Die Lobbyschlacht um Softwarepatente„, Seite 112

Diesen ganzen Bedenken von Florian Müller kann ich nur beipflichten.

Witzig finde ich, dass OpenSource (OS) indirekt der größte Förderer von Softwarepatenten in den letzten Jahren ist.
Ohne OS hätte SAP vielleicht seine Abneigung gegen Softwarepatente nicht aufgegeben.
Und Microsoft sammelt derzeit regelrecht Patente, die es womöglich später gegen OS
oder deren unterstützende Konzerne wie Sun einsetzen will.

Da finde ich es nur folgerichtig, dass sich die FSF mit einer GPLv3 (GNU General Public License, Version 3) dagegen stemmt. Ich habe mich über die in Entwicklung befindliche GPL bisher zwar nur über diverse Zeitschriften und deren Onlineforen informiert, aber daraus kann man sich schon eine erste Meinung bilden.

Anfangs war ich skeptisch gegen die neuen Teile, die DRM (Digital Rights Management) und Softwarepatente behandeln. Die GPL könnte dadurch wesentlich weniger attraktiv für diverse Projekte werden und die Schaffung neuer, unfreierer Lizenzen begünstigen. Aber wenn man sich den politischen Gedanken hinter der FSF vergegenwärtigt und die Zukunft nicht nur DRM-Vertreibern und Patentinhabern überlassen will, muss man auf diese Entwicklungen reagieren.

Wer die neuen Restriktionen nicht will, kann ja weiter die GPLv2 benutzen. Und da Linus von IBM bezahl wird, das zig Tausende Softwarepatente besitzt und pro Jahr
einen Milliardenumsatz durch dessen Lizenzkosten macht, sehe ich auch seine Abneigung gegen die GPLv3 etwas kritischer. Auch wenn dieser Gedanke aus der Luft gegriffen sein mag (kenne den Mann ja nicht persönlich).

Die GPL3 ist die Antwort auf proprietäre Softwarepatente, die widerum zu einem beachtlichen Teil
aus der Angst vor der GPL und anderen OS-Lizenzen entstanden sind. Ein Teufelskreis; aber wenn sich freie Software nicht den neuen Gegebenheiten anpasst, droht sie, missbraucht zu werden.

Die Nachricht ist weder neu noch ist sie unterrepräsentiert in den Internetmedien – aber ich finde es trotzdem extra erwähnenswert.

Mit FreeDOS (Wiki) in Version 1.0 und ReactOS (Wiki) in Version 0.3 (Alpha-Status) gibt es freie Software-Alternativen zu Microsofts DOS und Windows (letzteres noch schwer in der Entwicklung, aber immerhin), mit der auf Microsoft zugeschnittene Software läuft. Andere ähnliche Software wie hybrixOS ist weit nicht so fortgeschritten, wie die zwei erstgenannten Projekte.

Man kann sich über den Sinn oder Unsinn solcher Projekte streiten. Zumindest kann man alte und neuere auf Microsoft-Produkte zugeschnittene Spiele nun, ohne irgendwelche Betriebssystemlizenzen kaufen zu müssen, genießen, solange Wine das unter Linux noch nicht voll bieten kann.

Für das geliebte, altehrwürdige „Doom“ und „Doom 2“ FreeDOS starten? Klingt pervers, aber hat was. ;)

XAMPP gibt es anscheinend schon mehrere Jahre, aber davon gehört habe ich bisher noch nicht. Schade, denn das Projekt scheint eine gute Sache zu sein.

So mancher wird schon die Erfahrung gemacht haben: Ein Apache-Webserver installiert sich nicht so leicht. Noch schwieriger wird es, wenn weitere Pakete wie MySQL, PHP oder Perl dazukommen.

XAMPP ist eine Distribution von Apache, MySQL, PHP und Perl, die es ermöglicht diese Programme auf sehr einfache Weise zu installieren.

XAMPP

XAMPP ist unter der GNU General Public License erschienen, kostenlos und für Linux und Windows erhältlich. Versionen für Mac OS und Solaris befinden sich in Entwicklung.

Mal sehen, wofür das noch zu gebrauchen ist …

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